Basel-Stadt auf dem Scheiterhaufen

Am Samstag brennen im ganzen Baselbiet Höhenfeuer der Fusionsgegner zur Feier des Alleingangs. Vom Laufental halten sich die Organisatoren grösstenteils fern. Verständlich, sagt der Laufner FDP-Landrat Rolf Richterich: «Wir sind keine Baselbieter mit Herzblut.»

Mit Feuer gegen das Fusionsgespenst: Rationale Argumente gehen fast völlig unter im Streit über die Prüfung einer Fusion der beiden Basel. (Bild: Keystone)

Am Samstag brennen im ganzen Baselbiet Höhenfeuer der Fusionsgegner zur Feier des Alleingangs. Vom Laufental halten sich die Organisatoren grösstenteils fern. Verständlich, sagt der Laufner FDP-Landrat Rolf Richterich: «Wir sind keine Baselbieter mit Herzblut.»

Drei Wochen vor der Abstimmung über die Prüfung der Fusion ist der Landkanton zugepflastert mit Plakaten. Am Samstag legen die Gegner wortwörtlich noch eine Schippe drauf und entzünden in 38 Baselbieter Gemeinden Höhenfeuer. Was die Aussage dahinter ist, darüber lässt sich spekulieren. Vielleicht wollen die Organisatoren die böse Hexe Basel-Stadt einäschern, jedenfalls werden sie dem symbolschwangeren Abstimmungskampf ein weiteres Bild dazugeben und wollen damit den territorialen Anspruch untermauern.

Weitgehend aussen vor bleibt das Laufental, nur in Brislach und Nenzlingen sind Höhenfeuer geplant. Zwei Feuer würden reichen, begründet Paul Schär, alt Landrat der FDP, den Entscheid seines Organisationskomitees, auf mehr Standorte zu verzichten: «Die Kesselgemeinden wie Laufen oder Röschenz sehen das Feuer in Brislach, die oberen Dörfer haben Blick auf jenes in Nenzlingen.»

Gleiches könnte man allerdings auch über die Situation im Birstal sagen, wo bis auf Arlesheim und Birsfelden in allen Gemeinden Höhenfeuer veranstaltet werden. Ein Feuer in Aesch sieht man auch in Münchenstein. Im einwohnerstarken Bezirk Arlesheim sei eine grosse Präsenz besonders wichtig, lautet Schärs Erklärung, weil dort der grösste Anteil von Fusionsbefürwortern vermutet und folglich ein intensiver Kampf um jede Stimme geführt wird. 

Ein Kanton soll Feuer fangen: Standorte mit Pro Baselbiet-Höhenfeuer

Ein Kanton soll Feuer fangen: Standorte mit Pro Baselbiet-Höhenfeuer (Bild: zVg)

Anders im Laufental: «Bei uns wirft die Fusionsfrage keine grossen Wellen», konstatiert FDP-Landrat Rolf Richterich aus Laufen. «Wir wollen das Theater nicht mehr.» Führte die Abspaltung vom Kanton Bern und der Anschluss ans Baselbiet noch zu einer Zerreissprobe im Laufental, sei jetzt eine gewisse Fusionsmüdigkeit auszumachen, sagt Richterich. 20 Jahre dauerte der Prozess, bis sich das Laufental 1994 dem Baselbiet zuwandte. 

Die Überzeugung, mit der konservative Kreise gegen die Fusion Stimmung machen, würde im Laufental fehlen, so Richterich: «Wir sind noch keine Baselbieter mit Herzblut.» Von der Hülftenschanz habe er im Landrat erfahren, seine Ablehnung der Fusion würde «auf rationalen Motiven» gründen, nicht auf der Glorifizierung des Alleingangs. Entsprechend kann er mit den Höhenfeuern nichts anfangen: «Mich begeistert das nicht.»

Richterich glaubt, dass eine Mehrheit im Laufental so denkt wie er. Einerseits sei man vom Anschluss an den Kanton Baselland enttäuscht, weil man realisiert habe, dass das «Baselbiet nicht das Paradies, das gelobte Land» ist, und «weil wir nicht nach Treu und Glauben behandelt wurden». Andrerseits hätten die schlechten Erfahrungen bewirkt, dass eine weitere Fusion sehr skeptisch betrachtet werde. «Ich glaube kaum, dass unsere Forderungen in einem vereinten Basel besser aufgenommen werden», sagt Richterich. 

Belastende Vorgeschichte

Die Skepsis gegenüber einem Zusammengehen mit Basel-Stadt hat auch historische Gründe: Einen Anschluss an Basel-Stadt hat das Laufental 1980 schon einmal verworfen. Damals war die Abspaltung von Bern bereits vom Volk gewünschte Sache, geklärt werden musste, welchem Kanton das Laufental zufallen würde. Zur Auswahl standen Baselland, Basel-Stadt und Solothurn. Nur 16 Prozent der Laufentaler wollten schliesslich zum Stadtkanton gehören. Auch weil zuvor in Basel eine intensive Nein-Kampagne geführt worden war mit dem Argument, der ländliche Bezirk würde nicht zur weltoffenen Industriestadt passen.

Keinen Blick auf das Brislacher Höhenfeuer haben die Einwohner von Liesberg. «Wir haben noch nicht mal diskutiert, bei dieser Aktion mitzumachen», sagt FDP-Gemeinderat Peter Scheuerer. «Bei uns gibt es niemanden, der das machen will.» Scheuerer ist ein Befürworter des Zusammenschlusses: «Man muss die Administration abbauen.» Langfristig wünscht er sich eine Schweiz der Grossregionen.

Dass seine Meinung mehrheitsfähig ist, glaubt Scheuerer nicht. «Die Fusionsprüfung wird im Laufental abgelehnt werden.» Auch er sieht im Überdruss den Grund dafür: «Nicht schon wieder», würden sich viele Laufentaler sagen.

Nächster Artikel