Basel tickt auch bei den Sorgen ganz anders als die Schweiz

Baslerinnen und Basler haben ganz andere Sorgen als die Menschen im Rest der Schweiz. Das zeigt unser Sorgenbarometer.

Basel tickt anders, auch bei den Sorgen.

(Bild: Keystone/STEFFEN SCHMIDT)

Baslerinnen und Basler haben ganz andere Sorgen als die Menschen im Rest der Schweiz. Das zeigt unser Sorgenbarometer.

In Basel sei alles ein wenig anders, sagt man sich hier gerne zur gegenseitigen Bestärkung der Basler Sonderfall-Identität. Zumindest scheinen die Basler ganz andere Sorgen umzutreiben, als die Menschen im Rest der Schweiz. Das zeigt unser Sorgenbarometer, neben der Wahlprognose ein weiteres Ergebnis aus der von der TagesWoche und der «bz Basel» gemeinsam durchgeführten Umfrage.

Seit mehr als zehn Jahren lässt die Grossbank Credit Suisse (CS) der Schweizer Bevölkerung einmal pro Jahr den Puls fühlen und veröffentlicht jeweils im Herbst das nationale Sorgenbarometer. Ein Blick in die aktuellste Version dieser Umfrage zeigt, dass den Schweizern im Herbst 2015 vor allem drei Problembereiche Kopfzerbrechen bescherten: Arbeitslosigkeit, Ausländer und Altersvorsorge.

Interessanterweise schafft es nun in Basel kein einziges dieser nationalen Brennpunkt-Themen unter die Top drei. Hier sind es die Krankenkassenprämien, das Verhältnis zum Nachbarkanton Baselland sowie die hohen Mieten, die der Bevölkerung besonders grosse Sorgen bereiten.

Gemeinsam mit Thomas Milic, Politologe und Mit-Autor unserer Wahlumfrage, haben wir einen Erklärungsversuch unternommen, weshalb Basel auch bei den Sorgen anders tickt.

Milic schickt eine Bemerkung voraus:

«Wir haben den Fragebogen um einige baselspezifische Themen ergänzt, deshalb lässt er sich nicht direkt mit dem CS-Sorgenbarometer vergleichen. Dennoch, die unterschiedliche Gewichtung der Probleme ist auffällig. Basel-Stadt als schweizweit wohl urbanster Kanton, der zudem über eine recht starke Linke verfügt, bewertet politische Problemfelder anders als der Rest der Schweiz.»

Ausländerinnen und Ausländer

Über 35 Prozent beträgt der Anteil der ausländischen Bevölkerung im Kanton Basel-Stadt. Höher fällt dieser Wert nur noch in Genf aus. Und die Ausländerinnen und Ausländer erfreuen sich hier einer recht grossen Akzeptanz: Nur 34 Prozent haben bei unserer Umfrage die Aussage «Es hat zu viele Ausländerinnen und Ausländer in der Stadt» bejaht.

«Die hohe Akzeptanz von Ausländern dürfte als politisches Statement zu verstehen sein, das wenig mit einem unmittelbar erlebten Ausländeranteil zu tun hat», sagt Milic. Sprich: Die Basler sind gegenüber Ausländern aufgeschlossen, unabhängig davon, dass es hier besonders viele Migranten gibt. Oder vielleicht gerade deswegen.

Arbeitsplatzsicherheit/Altersvorsorge

Bei der CS-Studie wird die Arbeitslosigkeit als das mit Abstand wichtigste Problem der Schweiz identifiziert, im Basler Sorgenbarometer hingegen rangiert das Thema Arbeitsplatzsicherheit im unteren Drittel. Wie kommts?

Thomas Milic:

«Die Basler sehen der wirtschaftlichen Zukunft der Stadt offenbar relativ gelassen entgegen. Die Stadt wird als wirtschaftlich fit erlebt. Deshalb macht sich die Bevölkerung weniger Sorgen um Arbeitsplatzsicherheit und Altersvorsorge.»

Basel geht es wirtschaftlich seit mehreren Jahren ausgezeichnet, die Wertschöpfung ist hoch. Das zeigt sich etwa daran, dass das hiesige Bruttoinlandprodukt mehr als das Doppelte des Schweizer Durchschnitts beträgt. Diese Prosperität wirkt sich auf das Gefühl der Bewohner aus. Viele Basler vertrauen darauf, dass es Basel auch in Zukunft gut geht und dass der Standort längerfristig gesichert ist. Mit den Life Sciences ist hier überdies eine Branche ansässig, deren wirtschaftliche Bedeutung eher noch zunehmen wird.

Krankenkassenprämien

Mit ihrer grössten Sorge fallen die Basler vollends aus dem gesamtschweizerischen Rahmen. 90 Prozent sind mit der Aussage, die kantonalen Krankenkassenprämien seien zu hoch, einverstanden. Das habe er noch nie erlebt, sagt Milic zu diesem überdeutlichen Votum. «Die Prämien in Basel fallen im schweizweiten Vergleich aber auch ausserordentlich hoch aus.» Umso überraschender, dass dieses Problem bisher von keiner der Parteien konkret angepackt wurde.

Artikelgeschichte

12. September 2016: Der Artikel wurde um eine zweite Grafik ergänzt.

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