Baselbieter Zögern kostet Basel Millionen

Baselland will für hunderte Millionen Franken sein Strassennetz ausbauen. Erster Schritt soll der Anschluss Allschwils an die Autobahn sein. In Basel wartet Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels sehnsüchtig auf den Zubringer.

Allschwil will, was andere schon lange haben: einen Autobahnanschluss. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Baselland will für hunderte Millionen Franken sein Strassennetz ausbauen. Erster Schritt soll der Anschluss Allschwils an die Autobahn sein. In Basel wartet Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels sehnsüchtig auf den Zubringer.

Die Baselbieter Planer träumen wieder von Teer und Beton. Die Regierung plant Investitionen in die kantonale Infrastruktur in Milliardenhöhe, vorzugsweise ins Strassennetz.

Den Baureigen einläuten soll der kommende Sonntag, an dem die Stimmbevölkerung über die Umfahrung Allschwil abstimmt. Ein erkenntnisreiches Q&A dazu hat die «bzbasel» bereitgestellt.

Gerechnet wird mit Baukosten über 430 Millionen Franken, wobei niemand genau weiss, ob es am Ende nicht viel mehr sein wird. Weil weder eine Vorplanung vorliegt noch die Linienführung klar ist, können die Kosten um bis zu 50 Prozent abweichen.

Im Landkanton hat man entsprechende Erfahrungen bereits gemacht. Die H2 zwischen Pratteln und Liestal wurde fast doppelt so teuer wie dem Volk versprochen.

Geklärt ist noch gar nichts

Der Zubringer nach Allschwil alleine soll nun 180 Millionen Franken kosten, die Umfahrung weitere 250 Millionen. Dagegen richtet sich der Widerstand der linken Parteien, die die durch Tunnels verlaufende Umfahrung für zu teuer und zu riskant halten.

Verbreitet, vor allem im Leimental, sind zudem Befürchtungen, die Umfahrung könnte der erster Schritt zur verhassten Südumfahrung werden, einer Hochleistungsstrasse durch unbebaute Natur. 

Wenn die Baselbieter über die Volksinitiative abstimmen, sind viele relevante Fragen noch ungeklärt. Etwa, wohin der Verkehr, einmal die Umfahrung durchquert, abfliessen wird. Mögliche Varianten wie auch den wahrscheinlichen Verlauf der Umfahrung werden aus der Karte ersichtlich. Die zugrunde liegenden Pläne stammen vom Kanton. 

Karte Umfahrung Allschwil (auf die Linien und Felder klicken)


Geplanter Strassenausbau: Der Zubringer Allschwil (rot) soll das Gewergebiet Bachgraben an die Autobahn anschliessen. Die (grüne) Umfahrung eine Verbindung an die Gewerbezone Paradies herstellen und später in eine stadtnahe Tangente und möglicherweise in den Gundelitunnel (blau) münden. Die Verbindungen in gelb und ocker stellen alternative Linienführungen dar. 

Wenigstens teilweise Unterstützung erhalten die Initianten aus dem Nachbarkanton. Der gemeinhin als Autofeind taxierte Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels wirbt für einen Anschluss Allschwil: «Der Anschluss ist äusserst sinnvoll und hätte schon lange kommen müssen. Es ist höchste Zeit, dass man im Baselbiet nun endlich vorwärts macht.»

Mit dem Anschluss würde das Iselin-Quartier vom zähen Pendlerverkehr aus dem Leimental und aus Frankreich entlastet, der sich von der Nordtangente in die Stadt ergiesst. In Basel hofft man schon lange auf dieses Strassenstück, doch nach 20 Jahren Debatten im Nachbarkanton steht man dort jetzt erst vor Planungsbeginn.

«Es ist höchste Zeit, dass man im Baselbiet endlich vorwärts macht.»

Basler Baudirektor Hans-Peter Wessels 

Das jahrelange Warten auf einen Entscheid hat Basel-Stadt einige Millionen Franken gekostet. «Wäre der Anschluss Allschwil schon gebaut, hätten wir den Umbau des Wasgen-/Luzernerrings wesentlich schlanker gestalten können», sagt Wessels. An der Durchgangsstrasse, die vom Anschluss entlastet werden würde, wird seit Jahren gebaut, die Kosten liegen bei mindestens 30 Millionen Franken.

Mehrkosten für den Stadtkanton hat auch das Baselbieter Entwicklungsprojekt Elba zur Folge. Der Landkanton will bis zu 1,8 Milliarden Franken in den Ausbau seiner Infrastruktur stecken, so hat das zumindest die Regierung vorgespurt.

Der Landrat muss nun entscheiden, ob er die Variante «Ausbau» oder «Umbau» vorzieht, also mehr ins Strassennetz oder in die Verbesserung von Velonetz und öffentlichem Verkehr (ÖV) steckt. Wenig überraschend bevorzugt die bürgerliche Regierung den autolastigen «Ausbau».

Basel wünscht sich mehr ÖV

Die Basler Regierung wünscht sich dagegen die ÖV-Variante. Ein Grund dafür: die enormen Kosten, die der klamme Landkanton stemmen muss, und damit der unsichere Planungshorizont.

«Die Finanzierung wird äussert anspruchsvoll», kommentiert Wessels vorsichtig. Er rechnet mit mindestens 20 Jahren Planungs- und Vorbereitungsarbeiten bis zum Baubeginn einer stadtnahen Tangente (auf der Karte ersichtlich), die das Kernstück von Elba darstellt.

Von der Linienführung, die das Baselbiet für seine Tangente will, hängt das weitere Vorgehen beim umstrittenen Gundelitunnel ab, einer Fortsetzung der Autobahn bis zum Ende des Gundeldingerquartiers.

Weil der Landkanton in Planung und Beschlussfindung Jahre hinterherhinkt, muss Basel-Stadt die Vorplanungen für den Tunnel vorerst stoppen und möglicherweise ganz kübeln – dann nämlich wenn die Baselbieter ihre Tangente an den Gundelitunnel anschliessen wollen. Auch das verursacht Mehrkosten in unbekannter Höhe.

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