Dass er es alleine nicht geschafft hat, würde der Baselbieter Regierungsrat so wahrscheinlich nicht sagen. Trotzdem gibt er nun die Federführung in der Entwicklung des Pratteler Areals Salina Raurica an die Firma Losinger Marazzi ab.
Nägel mit Köpfen sollen nun gemacht werden. Das hört man zwar nicht zum ersten Mal, wenn es um die Entwicklung des Areals Salina Raurica geht. Doch nun gilt es ernst. Das zumindest versprachen die Regierungsräte Sabine Pegoraro, Urs Wüthrich und Thomas Weber an einer Medienorientierung am Donnerstag einhellig.
Grund dafür ist die Unterzeichnung einer vertraglichen Zusammenarbeit mit der Firma Losinger Marazzi, die Generalunternehmung, Immobilienentwickler und Bauherr in einem ist. So baut sie derzeit die Areale Greencity in Zürich, Erlenmatt West in Basel oder Im Lenz in Lenzburg. Und so will sie nun auch Salina Raurica aus dem Boden stampfen.
Gegenseitige Absichtserklärung
Die Grundlage dafür ist eine gegenseitige Absichtserklärung zwischen Losinger Marazzi und der Baselbieter Regierung, unterzeichnet am Mittwoch. Die Unternehmung konzeptioniert und plant die Arealentwicklung, trägt dafür Risiko und Kosten, erhält aber im Gegenzug das Kaufrecht auf jene Parzellen, die in Kantonsbesitz liegen. Regierungsratspräsident Urs Wüthrich beschrieb die Zusammenarbeit als Trumpf, der dem Kanton ein Kompetenzzentrum sichere und Kräfte bündele.
Noch könne er keine pfannenfertige Lösung vorlegen, relativierte Benoît Demierre, Leiter der Basler Filiale von Losinger Marazzi. Sein Ziel ist es nun, weitere Grundstückseigentümer ins Boot zu holen, die Planung derer Parzellen in ein Gesamtkonzept zu überführen und «hoffentlich gegen Ende 2017» mit dem Bauen zu beginnen.
«Wir wollen eine neue Adresse kreieren, ein Leuchtturmprojekt, das einen Wettbewerbsvorteil für den Kanton schafft», betonte Demierre. Das Konzept für den Bereich Salina Raurica Ost, ausgehend vom bestehenden Bahnhof, will er bis Ende des laufenden Jahres vorlegen. Als eine der wichtigsten Herausforderungen nennt Demierre die Etappierung, sowohl der Planung als auch der Umsetzung.
«Mit dem heutigen Tag legen wir einen wichtigen Grundstein für eines unserer Schlüsselareale», sagt Volkswirtschaftsdirektor Thomas Weber.
Mit Abstand grösster Grundstückeigentümer im Areal ist Roche. Deren Vertreter, Georg Schärrer, äusserte sich sehr erfreut über die neue «public private partnership». Es sei erfreulich, dass nun nicht nur in der Planung, sondern auch in der Umsetzung ein Gang höher geschaltet werde. «Wir arbeiten bereits im Greencity in Zürich eng und gut mit Losinger Marazzi zusammen; wir sind sehr zuversichtlich.»
Volkswirtschaftsdirektor Thomas Weber lobte die Zusammenarbeit: «Wir brauchen eine Planung, die sich nicht an bestehende Parzellen halten muss», und beschwor: «Mit dem heutigen Tag legen wir einen wichtigen Grundstein für eines unserer Schlüsselareale. Baselland macht vorwärts.» Seine Kollegin, Baudirektorin Sabine Pegoraro, betonte, dass das Areal einzigartig sei in der gesamten Schweiz. Dies einerseits wegen der schieren Grösse von rund 300’000 Quadratmetern, andererseits wegen der Verkehrsanbindung: Salina Raurica liegt direkt an der Autobahn, zwischen A2 und Rhein, Schweizerhalle und Augst. «Und es gibt keine Altlasten, die wir teuer sanieren müssten.»
Ambitionierte Zahlen
Die anstehende Konzeptionierung geht vom bestehenden Richtplan aus, der Kanton steht der Planung mit einem Steuerungsausschuss zur Seite. Losinger Marazzi soll nun die Nutzungsvorstellungen des Kantons konkretisieren und auf die Marktbedürfnisse abstimmen. Heutige Schätzungen gehen von 60 Prozent Arbeit und 40 Prozent Wohnen aus, 7500 Menschen sollen hier einst leben, wohnen, arbeiten. In Stein gemeisselt ist allerdings nichts, denn selbst Wirtschaftsförderer Marc-André Giger bezeichnet die Zahl als ambitioniert.
Salina Raurica könnte das vierte 2000-Watt-zertifizierte Areal der Schweiz werden. Die ersten drei, unter ihnen etwa das Greencity, baut ebenfalls die Totalunternehmung mit Hauptsitz in Bern. Ausserdem soll bis Ende Jahr ein Erschliessungskonzept vorliegen. «Ich freue mich sehr, dass die Regierung diesen weg beschreitet. Das eröffnet dem Kanton neue Perspektiven», schloss Marc-André Giger.