Basler Stadtautobahn Made in Baselland 

Das Baselbiet denkt konkret über einen Autobahntunnel unter Basler Boden nach. Das bringt den Basler Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels in Bedrängnis.

Weil sie nicht um die Stadt fahren können, denken die Baselbieter nun über eine Unterfahrung nach.

Der Bericht in der «Schweiz am Wochenende» hat für einigen Wirbel gesorgt: Wenige Tage vor der Grossratsdebatte über ein endgültiges Begräbnis des umstrittenen Stadtautobahnprojekts Gundelitunnel berichtete die Zeitung über eine vertrauliche Studie der beiden Basel. Diese untersucht die Möglichkeit eines unterirdischen Autobahn-Durchstichs im Westen und Süden der Stadt – vom Bachgrabengebiet in Allschwil bis zum Gellertdreieck der A2, mit eben dem Zankapfel Gundelitunnel als Teilstück.

Die vertrauliche Studie wolle nachweisen, dass die oberirdischen Strassen durch eine unterirdische Unterfahrung stark entlastet würden, heisst es im Zeitungsbericht. Konkret bringe die Vollendung eines Autobahnrings den Quartieren Allschwil, Binningen, Gundeli und Basel-West eine Reduktion des Verkehrs. Der Automobilverband TCS sei vorab über die Studie informiert worden, was wiederum Basler Verkehrspolitiker aus dem links-grünen Lager auf die Palme bringt.

Schuss vor Wessels Bug

Diese Veröffentlichung kommt für den Basler Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Am Rande des offiziellen Empfangs der Basler Gastdelegation am Zürcher Sächsilüüte am Freitag gab Wessels noch seiner Hoffnung Ausdruck, der Grosse Rat könnte sich doch noch gegen ein Gundelitunnel-Denkverbot aussprechen, wie dies in einer Motion gefordert wird. Und nun scheint sich aus der doch eigentlich vagen Option ein mehr oder weniger konkretes Projekt herauszukristallisieren.

Wessels war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Er wolle sich vor der Grossratsdebatte nicht mehr zum Thema äussern, lässt Departementssprecher Marc Keller ausrichten. Gleichzeitig versucht Keller, den Ball flach zu halten: «Es handelt sich bei der vorgestellten Studie um eine exploratorische Studie, die Baselland in Auftrag gegeben hat  – ohne Einbezug des Bundes oder von Basel-Stadt.»

Ohne die Stadt nachgedacht

Hat Baselland nun also begonnen, nach der Abstimmungs-Schlappe mit der stadtnahen Strassentangente im Rahmen der Entwicklungsplanung Leimental – Birseck – Allschwil (Elba) eine Ersatzumfahrung auf baselstädtischem Boden zu planen? In einem Interview mit der «bz Basel» hatte der Baselbieter Kantonsingenieur und Tiefbauchef Drangu Sehu bereits Mitte März erklärt, dass die stadtnahe Tangente aus der Elba-Vorlage ad acta gelegt worden sei und man nun beginne, an einen Autobahnring in der Stadt zu denken.

Er bestätigt, dass diese Studie in seiner Amtsstube in Liestal entstanden ist, ohne dass Basel-Stadt daran konkret beteiligt gewesen sei. «Es handelt sich lediglich um ein Gedankenexperiment, wie wir die Verkehrsprobleme weit in der Zukunft in den Griff bekommen könnten», sagt Sehu. Und zu behaupten, Baselland plane Strassen auf Stadtbasler Boden, sei sehr vereinfachend. «Wir suchen nach den besten Lösungen, territoriale Fragen spielen im Moment noch weniger eine Rolle.»

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