Baustelle am Bahnhof: Ein Monat Chaos am Bankverein

Einen ganzen Monat lang wird ­eine der wichtigsten Verbindungen des Basler Tramnetzes unterbrochen: Im Juli fährt kein einziges Tram zwischen Bahnhof SBB und Aeschenplatz. Die BVB wechseln die Gleise aus. Für die rund 76 000 Fahrgäste vom Bahnhof mit Fahrziel ­Innenstadt und umgekehrt nennen die BVB drei Ausweichrouten. Trotzdem droht das Chaos.

Entspannt wird im Juli kaum jemand vom Bahnhof SBB in die Innenstadt fahren. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Einen ganzen Monat lang wird ­eine der wichtigsten Verbindungen des Basler Tramnetzes unterbrochen: Im Juli fährt kein einziges Tram zwischen Bahnhof SBB und Aeschenplatz. Die BVB wechseln die Gleise aus. Für die rund 76 000 Fahrgäste vom Bahnhof mit Fahrziel ­Innenstadt und umgekehrt nennen die BVB drei Ausweichrouten. Trotzdem droht das Chaos.

Ausweichmöglichkeit eins ist am Hinterausgang des Bahnhofs. Dort fährt der 16er Richtung Innenstadt. Möglichkeit zwei: zu Fuss bis zur Markthalle gehen und dort in den 8er steigen, der den Bahnhof via Heuwaage umfährt. Möglichkeit drei und wahrscheinlich die meistgenutzte: Mit dem 2er oder 1er vom Centralbahnplatz bis zur Halte­stelle Bankverein fahren und dort in ein Tram umsteigen, das vom Aeschen­platz herkommend Richtung Innenstadt fährt.

Doch die Haltestelle Bankverein an der Elisabethenstrasse ist ­schmal, gerade einmal zwei Schritt breit. Das führt schon heute bei Normalbetrieb während der Morgen- und Abendspitze dazu, dass Trampassagiere beim Aussteigen auch einmal auf die Strasse ausweichen müssen. Dann nämlich, wenn die Traminsel voll Wartender ist und von hinten all jene drücken, die auch aussteigen müssen.

Umsteigen über die Fahrspur

Verschärft wird die Situation dadurch, dass jetzt viele auf ein Tram umsteigen werden, das an der Haltestelle Bankverein in der Aeschenvorstadt wartet. Doch dazwischen liegen zwei Fahrspuren der Elisabethenstrasse. Wers pressant hat, wird kaum geduldig auf Grün warten. Mehrere von der TagesWoche ­befragte ÖV-Kenner waren sich einig: «Das wird in den Stosszeiten ein Chaos geben.»

Weshalb sperrt die Stadt die Elisabethenstrasse in Fahrtrichtung Kunstmuseum nicht einfach während der Bauphase, und warum verbreitern die BVB nicht wenig­tens ihre Haltestelle provisorisch, um Unfällen vorzubeugen?

Beim Baudepartement fühlt sich niemand zuständig. Das sei Sache von Polizei und BVB. Doch die winken ab. Der Haltestelle Bankverein ­werde zwar während der Baustelle «eine zentrale Bedeutung» als wichtiger Umsteigeknoten zukommen. Doch das Perron verbreitern wollen die BVB trotzdem nicht.

Nur kein breiteres Perron

Die Kantonspolizei wiederum betont, sie habe die Situation gemeinsam mit den BVB «angeschaut» und entschieden, keine besonderen Massnahmen zu treffen. Nicht zur Diskussion stand etwa, das Perron der Haltestelle provisorisch zu verbreitern auf Kosten einer Fahrspur des motorisierten Verkehrs, wie es am Aeschengraben für das Baustellenmaterial offenbar problemlos möglich war. «Der Passagierfluss wird über die bestehende Haltestelle abgewickelt. Diesem steht der Fussgängerstreifen mit Lichtsignal zur Verfügung», sagt Polizeisprecher Andreas Knuchel.

Auch wenn im Juli Schulferien sind und etliche verreisen, sind immer viele mit dem ÖV unterwegs. Die SBB etwa verzeichnen im Juli werktags gerade einmal einen Passagierrückgang von fünf Prozent gegenüber dem Durchschnitt oder zehn Prozent weniger als im stärksten Monat September.

Im August möchten die BVB wieder den Normalbetrieb aufnehmen. Dank neuer Schienen sollten die Trams weniger Lärm verursachen und weniger Erschütterungen erzeugen, verspricht das Verkehrsunternehmen. Zusätzlich würden sogenannte Fahrkopfbenetzungsanlagen eingebaut, damit die Räder weniger quietschen.

Für die Reisenden begnügen sich die BVB während der Bauarbeiten am Morgen mit Kundenlenkern. Diese sollen trotz Baustellen-Chaos und Schmalspur-Perrons dafür sorgen, dass Reisende einen kühlen Kopf ­bewahren, und Unfälle verhindern.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 28.06.13

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