ZEIT Online titelt mit «Berlusconis versprochener Rücktritt» und spiegelt die allgemeine Stimmungslage ziemlich genau. Der Rücktritt ist ein Versprechen, aber eben erst ein versprochener.
Die Frankfurter Allgemeine schreibt: «Doch wann genau seine Ära enden wird, stand weder nach der Abstimmung am Dienstagnachmittag fest noch nach der abendlichen Mitteilung aus dem Büro von Staatspräsident Napolitano, Berlusconi wolle nur noch bis zur Verabschiedung der Stabilitätsmaßnahmen im Amt bleiben.»
Der britische Guardian zitiert Oppositionsführer Antonio Di Pietro: «Berlusconi ist nicht verschwunden. Er ist zurückgetreten und sich einen weiteren Monat Zeit verschafft, um zu versuchen, ein paar Parlamentarier zu kaufen.»
Auch in der NZZ wird die Rücktrittsankündigung kritisch beleuchtet: «So einfach wird sich Berlusconi vielleicht aber doch nicht abfertigen lassen. In Oppositionskreisen wurde am Dienstagnachmittag vielmehr sarkastisch festgestellt, dass der «Cavaliere» weiterhin wie sein früherer Freund Ghadhafi bis zum Letzten Widerstand zu leisten scheine.»
Die italienische Tageszeitung Reppublica kommentiert derweil unter dem Titel «Kapitel abgeschlossen»: «’Bewusstsein‘, ‚Sorge‘ und ‚Rücktritt‘. Drei Worte, die jahrelang in Berlusconis Wortschatz fehlten, die er nun gegenüber [Staatspräsident] Napolitano sagen musste.»
Wenn es nach dem Corriere della Sera geht, ist das Kapitel Berlusconi tatsächlich zu Ende. «Ich werde nicht mehr kandidieren», zitiert das Blatt Berlusconi heute. Als Premierkandidat der Mitte-rechts-Allianz werde der Ex-Justizminister Angelino Alfano, Vorsitzender von Berlusconis Partei «Volk der Freiheit» (PdL), bei den kommenden Wahlen ins Rennen gehen.
In Amerika steht Berlusconi als Opfer der Wirtschaftskrise im Vordergrund. Das Wirtschaftsblatt Wall Street Journal sieht in Berlusconi «eines der prominentesten Opfer der Finanzkrise, die Europa in den letzten zwei Jahren erschüttert hat». Für die New York Times ist Berlusconi sogar «das prominenteste Opfer der Schuldenkrise».