Die Bevölkerung ist nicht bereit, höhere Medikamentenpreise in Kauf zu nehmen, um den Pharmastandort Schweiz zu fördern. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Internet-Vergleichdienstes Comparis.
Diese Befragung des Internetvergleichsdienstes Comparis wird der Pharmaindustrie nicht schmecken. Denn die repräsentative Umfrage zeigt, dass ihr zentrales Argument für höhere Medikamentenpreise als im Ausland nicht verfängt. Nur gerade neun Prozent von 1200 vom Marktforschungsinstitut GfK Befragten gaben an, der Pharmastandort rechtfertige höhere Medikamentenpreise in der Schweiz. Hingegen glauben 89 Prozent, die Preise seien hier deswegen deutlich höher, weil die Schweiz generell ein Hochpreis- und Hochlohnland sei.
Danach gefragt, welcher Preisunterschied denn akzeptabel sei, berechneten die Marktforscher eine Durchschnittszahl von 14 Prozent bei den Originalpräparaten und zehn Prozent bei den Nachahmerpräparaten, den Generika. Tatsächlich sind die Unterschiede wesentlich grösser: Schon der Einkaufspreis für den Handel, der sogenannte Fabrikabgabepreis, liegt in der Schweiz bei den Originalpräparaten um 19 Prozent, bei den Generika gar um 45 Prozent höher, rechnet der Internetvergleichsdienst vor. So viel teurer seien Medikamente im Vergleich zu den sechs Referenzländern (Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Niederlande und Österreich), die das Bundesamt für Gesundheit bei der Berechnung der Schweizer Medikamentenpreise berücksichtigt.
Höhere Einkaufspreise und höhere Margen
Auf diesen Fabrikabgabepreise schlagen Apotheken, Spitäler oder Ärzte ihre Handelsmargen. Und diese Handelsmargen sind wesentlich höher als im Ausland, wie ein im letzten Jahr vom Krankenkassenverband Santésuisse durchgeführter Vergleich der Handelsmargen zeigt. Schweizer Händler kaufen Medikamente also nicht nur teurer ein als im Ausland, sondern schlagen auch noch rund 25 Prozent höhere Margen auf die Medikamente.
Und das sorgt für steigende Krankenkassenprämien, wie Felix Schneuwly, Krankenkassenspezialist des Internetvergleichsdienstes vorrechnet: Knapp jeder vierte Prämienfranken werde inzwischen für kassenpflichtige Arzneimittel ausgegeben. Und es sind neben ambulanten Behandlungen primär die Medikamente, die gemäss einer Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums in den letzten Jahren die Gesundheitskosten stark ansteigen liessen.