BLT-Führung ausser sich vor Wut

Die BLT kritisiert die BVB heftig für ihr Vorgehen beim Margarethenstich. Verwaltungsratspräsident André Dosé bläst nun zum Gegenangriff. Er hat genug: Das «Verdrehen von Fakten» werde er nicht mehr akzeptieren. Die BVB reagieren gelassen.

Andreas Büttiker und André Dosé sind über die BVB empört. (Bild: Yen Duong/Hans-Jörg Walter)

Die BLT kritisiert die BVB heftig für ihr Vorgehen beim Margarethenstich. Verwaltungsratspräsident André Dosé bläst nun zum Gegenangriff. Er hat genug: Das «Verdrehen von Fakten» werde er nicht mehr akzeptieren. Die BVB reagieren gelassen.

Die Führungsspitze der BVB kämpft mit grossen Schwierigkeiten an allen Fronten. Das Image des Unternehmens ist nicht zuletzt seit den neusten Vorwürfen wegen Vetternwirtschaft angeschlagen. Das weiss auch die BLT nur allzu gut und nutzt nun die Gunst der Stunde, um sich als Vorzeigeunternehmen zu präsentieren, für den Margarethenstich zu werben – und noch mehr Öl in Feuer zu giessen.

Rücksicht auf die angeschlagenen BVB scheint die BLT nicht mehr nehmen zu wollen, nachdem das Verhältnis zwischen den beiden Transportunternehmen schon seit Jahren angespannt ist. Und geht es nach den Baselbietern, sind einzig die Basler Schuld daran. Also luden Verwaltungsratspräsident André Dosé und Direktor Andreas Büttiker am Freitag zur Pressekonferenz – zur Präsentation der Halbjahreszahlen, wie es offiziell hiess. Aber eigentlich waren die Halbsjahreszahlen (500’000 Fahrgäste mehr in den ersten sechs Monaten des Jahres) nur ein Vorwand, um gegen die BVB schiessen und darlegen zu können, weshalb die BLT künftig zwingend den neuen Abschnitt der Ersatzlinie 17 von Ettingen via Bahnhof SBB zum Badischen Bahnhof fahren muss. Es hat sich offensichtlich in den vergangenen Monaten viel Groll aufgestaut bei Dosé und Büttiker – und dieser musste raus.

Gemeinsame Führung der Linie keine Option

In Basel heisst es immer wieder, dass die BLT die rund 250 Meter lange und 20 Millionen teure Strecke Margarethenstich nicht fahren sollte, weil sie dafür alte Trams einsetzen will. So genannte «Schrott-Trams». «Wir möchten solche Aussagen nicht mehr auf uns sitzen lassen. Es geht auch um Stolz und Ehre unseres Personals», sagte Dosé. Auch die älteren Trams seien noch gut und es sei auch wegen der Steuergelder nicht verantwortbar, sie nicht mehr einzusetzen.

Gemäss Büttiker bietet der Magarethenstich den Pendlern aus dem Leimental eine umsteigefreie Direktverbindung und eine Fahrzeitverkürzung zum Bahnof SBB von rund vier Minuten. «Die Innenstadt würde dadurch vom Tramverkehr entlastet.» Dass die BLT die Strecke fahren will, weil für sie finanziell mehr rausspringen würde, dementierte er. «Die Änderung der Linienführung der Tramlinie 17 bewirkt keine Fahrleistungsverschiebung zwischen BVB und BLT. Es ist quasi ein Nullsummenspiel.» Für die BLT spiele es keine Rolle, wie viel Ertrag sie auf Basler Boden erziele, zumal diese Erträge ohnehin vollumfänglich dem Kanton Basel-Stadt zugesprochen würden. Das Gleiche gelte auch für die Erträge der BVB aus Baselbieter Boden.

Büttiker betonte, dass sich BVB und BLT darauf geeinigt hätten, dass die BLT die Linien aus dem Birsigtal und Birseck betreibt. Er wies dabei auf die Tramdepoterweiterung der BLT und auf die Zustimmung einer gemeinsamen Rollmaterialbeschaffung der beiden Unternehmen hin. Nur: Nachdem 2010 Martin Gudenrath Verwaltungsratspräsident der BVB wurde, sistierte er die gemeinsame Trambeschaffung. Für Büttiker kommt eine gemeinsame Führung der Linie 17 beim Margarethenstich mit der BVB nicht in Frage. Das sei kein Thema und nicht verhandelbar, sagte er.

Rote Grenze überschritten

André Dosé, der auch Präsident von GC ist, kritisierte die BVB scharf dafür, dass sie sich offenbar nicht an Abmachungen halten wollen: «Eine Jo-Jo-Politik nach einem Führungswechsel funktioniert eher im Fussball. Im ÖV geht das nicht.» Wenn es um bereits getätigte Investitionen der BLT gehe, kenne er kein Pardon. Er wolle dies nicht tolerieren und müsse knallhart sein.

Gar keine Freude hatte BLT-Direktor Büttiker daran, dass BVB-Chef Jürg Baumgartner im Mitarbeitermagazin behauptete, dass bei einer Übernahme der Linie 1 durch die BLT infolge der geplanten Umstellungen wohl 20 Wagenführer-Stellen abgebaut und bei der BLT aufgebaut werden müssten. «Wenn man so was schreibt, löst dies Unsicherheit, Ängste und Wut gegenüber der BLT aus. Ich kann diese Aussagen nicht nachvollziehen.» Eine rote Grenze sei hier überschritten worden von der BVB-Spitze, das sei ein absolutes No-Go, so Büttiker. Mitarbeitende der BVB hätten daraufhin auch eine Petition namens «Kein öffentlicher Nahverkehr im Kanton Basel-Stadt ohne die BVB!» lanciert.

Wie es mit der angespannten Beziehung zwischen BLT und BVB weitergeht, ist unklar. Für Dosé steht jedoch fest, dass der Ball nicht bei ihm liegt. Er findet, dass die BVB das Gespräch suchen müssen. «Was ich nicht dulde sind Falschaussagen und das Verdrehen von Fakten. Er habe der BVB vor drei Monaten einen Brief geschrieben und um eine Aussprache gebeten. «Bis heute habe ich noch keine Antwort erhalten.»

Brief soll Reaktion auf Gudenraths Angebot gewesen sein

Die BVB reagiert, zumindest gegen aussen, ruhig auf die neusten Äusserungen der BLT. Stephan Appenzeller, Leiter der Unternehmenskommunikation, sagt: «Der von der BLT erwähnte Brief ist eine Antwort auf eine Einladung von BVB-Verwaltungsratspräsidet Martin Gudenrath zur Wiederaufnahme des Dialogs zwischen den Verwaltungsräten von BVB und BLT, die er im April 2013 an die BLT gesandt hatte.» Dies sei nach 2012 der zweite Anlauf von Martin Gudenrath gewesen, den Dialog zwischen den Verwaltungsräten wieder in Gang zu bringen. Ein konkreter Termin sei seither aber noch nicht gefunden worden. Trotzdem: «Es bleibt für die BVB wichtig, nicht nur auf operativer, sondern auch auf strategischer Ebene zwischen den Verwaltungsräten gut zusammenarbeiten.» Dies habe Martin Gudenrath auch gegenüber den Medien Anfang Woche bekräftigt.
 
Zur Erklärung von Baumgartners Aussagen meint Appenzeller: «Aktuell ist vorgesehen, die Linie 17 ab Bahnhof SBB mit der Hauptverkehrszeit-Verlängerung der Linie 1 Richtung Badischer Bahnhof zu verknüpfen. Bei einer Linienführung des neuen 17er durch die BLT fallen diese Fahrleistungen für die BVB weg. Die Tramlinie 1 würde neu ganztägig am Bahnhof wenden.» Dies hätte unweigerlich einen Stellenabbau von 20 Stellen bei den BVB zur Folge.

Und weiter: «Es liegt in der Kompetenz der Bestellerkantone Basel-Stadt und Baselland, über die Betriebsführung auf der neuen Kombilinie 17/1 zu entscheiden. Die BVB werden jeden Entscheid akzeptieren, egal wie der Entscheid ausfällt.» Minime Kritik ist dennoch herauszuhören. So sagt Appenzeller: «Die BVB ziehen es vor, verbleibende oder neue offene Fragen im Rahmen der dafür vorgesehenen behördlichen Gremien zu diskutieren.» Indirekt meint er: Nicht so wie die BLT. Via Medien.

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