Bortoluzzi schlägt zurück

Vorwürfe an SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli gehen durch die Medien: Als verantwortlicher Konservator des Medizinhistorischen Museums habe er dieses teils vergammeln lassen. Die Frage ist nun: Gibt es jetzt Krach in der SVP oder doch nicht?

Nationalrat Christoph Mörgeli ist derzeit kaum so locker und beschwingt drauf wie auf diesem Bild von 2011. (Bild: Keystone)

Vorwürfe an SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli gehen durch die Medien: Als verantwortlicher Konservator des Medizinhistorischen Museums habe er dieses teils vergammeln lassen. Die Frage ist nun: Gibt es jetzt Krach in der SVP oder doch nicht?

«Der Mörgeli muss zurücktreten und die Knochen abstauben gehen in Zürich!» Mit diesen Worten zitiert der «Blick» den Zürcher SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi.

Bortoluzzi nimmt Bezug auf gross aufgemachte Berichte im «TagesAnzeiger» über groben Schlendrian im Uni-Institut seines Zürcher Parteikollegen, des SVP-Nationalrats und Professors Christoph Mörgeli. Als verantwortlicher Konservator des Medizinhistorischen Museums habe Mörgeli dieses teils vergammeln lassen, berichtet das Blatt.

Durcheinander in Mörgelis Leichen-Lager

Der Tagi zitiert einen noch internen Uni-Bericht, der über ein «sichtbares Durcheinander in den Lagern» des Mörgeli-Museums klagt: «Mehrere Zehntausend unkatalogisierte Objekte verstauben in offenen Regalen», könne man da lesen. Ein anderer Bericht halte fest: «Die in einem Kellerraum gelagerten menschlichen Knochen sind teilweise dem Staub und Ungeziefer direkt ausgesetzt.» Kritisiert wird auch die unsachgemässe «Lagerung von Wasserleichen». Kurz und ungut: Das Museum des SVP-Professors stelle «für die wissenschaftliche Medizingeschichte in Zürich eine grosse Belastung und sicherlich kein Asset dar».

Belastet wird etwa das Budget der Uni durch Mörglis Lohn für dessen 80-Prozent-Anstellung mit jährlichen 105’000 Franken an Steuergeldern. Doch was der politisch rabiat auf Marktwirtschaft getrimmte Professor dafür produziert, findet teils kaum Kundschaft: Die Veranstaltung des prominenten SVP-Mannes zum Thema «Medizinische Museologie» habe letztes Jahr «aus Mangel an Studierenden weder im Frühlingssemester noch im Herbstsemester durchgeführt werden können», berichtet der Tagi.

Der derart Kritisierte rechtfertigt sich, sein Institut sei eben stark unterdotiert. Mörgeli vermutet eine politisch motivierte Kampagne: «Als SVP-ler hat man es an der Uni schwer, Kommunisten haben es leichter.»

Munition für Bortoluzzi

Die Enthüllung unter dem Titel «Leichen im Keller des Professors» kam Mörgelis Kantons-, Partei- und Ratskollegen, Nationalrat Toni Bortoluzzi dennoch wie gerufen: Nur Tage zuvor hatte er sich darüber beschwert, dass ihn jüngere Zürcher SVP-Leute aus dem Nationalrat manövrieren wollten, um selber nachzurücken. Mit zu den Mobbern gehöre auch Mörgeli.

Inzwischen kann ein erster guter Kollege Mörgelis, Gregor Rutz nachrücken, weil der strafrechtlich angeschlagene Zürcher SVP-Nationalrat Bruno Zuppiger zurückgetreten ist. Was Wunder schlug Bortoluzzi nun mit der spitzen Bemerkung öffentlich zurück, der wissenschaftlich und beruflich angeschlagene Mörgeli solle doch selber auch gleich gehen. Er selber jedenfalls bleibe «jetzt erst recht».

Abkanzeln und abstreiten

Während der Session sah man dann am Mittwoch den Zürcher SVP-Chefideologen und Strategen Christoph Blocher, wie er Bortoluzzi ins Gebet nahm. Und sofort folgten alle SVP-Leute einer neuen Sprachregelung: Er haben den bissigen Spruch gegen Mörgeli wohl gemacht, räumte Bortoluzzi nun ein. «Aber das war doch nur ein Witz – und nicht ernst gemeint.»

Gleichzeitig behaupten alle Partei-Oberen der SVP – von Fraktionschef Adrian Amstutz (BE) bis zu Blocher – unisono, es gebe «doch gar keinen Krach in der Zürcher SVP». Das werde nur «in den Medien hochgespielt», behauptet Amstutz: «Es gibt bei uns kein Zürcher Problem.» Blocher beschwichtigt: «Bei uns ist das kein Krach, das ist Alltag.» Dass die Jungen Druck auf die Älteren machten, um selber nachrücken zu können, sei «normal und nicht neu». Einer der Älteren aus Zürich, SVP-Nationalrat Max Binder, sah sich dennoch genötigt, klar fest zu halten: «Ich gehe, wann ich will – und das ist nicht jetzt.» 

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