Bruno Manser Fonds attackiert den Gouverneur von Malaysia

Ein soeben erschienenes Buch beschreibt den amtierenden Gouverneur von Malaysia als korrupten Despoten und zeigt, wie dieser mit dem Handel von Tropenholz ein Vermögen verdiente. Seine Anwälte fordern einen Verkaufsstopp und drohen Amazon und dem Basler Schwabe Verlag mit einer Klage.

Der Bruno Manser Fonds verfolgt mit dem Buch grosse Ziele: Taib Mahmuds Gelder sollen eingefroren und er selbst vor Gericht gestellt werden. (Bild: Schwabe Verlag)

Der Bruno Manser Fonds sorgt in Malaysia für Aufregung. Ein soeben erschienenes Buch beschreibt den amtierenden Gouverneur als korrupten Despoten und zeigt, wie dieser mit dem Handel von Tropenholz ein Vermögen verdiente. Seine Anwälte fordern einen Verkaufsstopp und drohen Amazon und dem Basler Schwabe Verlag mit einer Klage.

Taib Mahmud ist Milliardär, Gouverneur von Sarawak, einem Teilstaat Malaysias, und der älteste Widersacher des Bruno Manser Fonds. 1986 hatte er Bruno Manser für seinen Widerstand gegen die Abholzung der Tropenwälder auf Borneo zum Staatsfeind erklärt und ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.

Vierzehn Jahre nach Mansers Verschwinden hat Lukas Straumann, sein Nachfolger und Geschäftsleiter des Bruno Manser Fonds, ein Buch veröffentlicht mit dem Titel «Raubzug auf den Regenwald».

Schwabe Verlag unter Druck

Darin bezeichnet er Taib Mahmud als Hauptverantwortlichen für die Abholzung der Regenwälder auf Borneo und beschuldigt ihn des Amtsmissbrauchs, der Korruption und Geldwäscherei. Straumann zeichnet mithilfe von Zeugen und Whistleblowern das Bild eines Familienklans, der den Tropenwald abholzen liess und sich damit ein Milliardenvermögen erwirtschaftete. Wer die begehrten Harthölzer aus dem Regenwald von Sarawak schlagen will, muss Taib 15 Prozent des geschätzten Bruttoertrags auf den Tisch legen, schreibt Straumann.

Taib Mahmud.

Taib Mahmud. (Bild: www.freemalaysiatoday.com)

Bereits vor drei Jahren bezeichnete im «Independent» der ehemalige britische Premier Gordon Brown die Machenschaften von Taib Mahmud als «das vielleicht grösste Umweltverbrechen unserer Zeit». Wie Dokumente von Wikileaks zeigen, kamen auch die US-Geheimdienste zu einem ähnlichen Schluss und berichteten von Mahmuds «hoch korrupten Geschäften». Anfang Woche ist das Buch unter dem Titel «Money Logging: On the Trail of the Asian Timber Mafia» auf Englisch erschienen und sorgt seither in Malaysia für grosse Aufregung.

Auf der Internetplattform Reddit haben rund 600 Personen das Erscheinen des Buches kommentiert, alleine in Malaysia sind Dutzende Artikel erschienen und eine britische Anwaltskanzlei macht im Auftrag von Taib Mahmud Druck bei Amazon, damit der Onlinehändler das Buch aus seinem Angebot entfernt.

Die Kanzlei bezeichnet in einer vertraulichen E-Mail an Amazon das Buch als «höchst diffamierend» und droht dem Onlinehändler und allen weiteren beteiligten Parteien mit rechtlichen Schritten. Das Schreiben hat der Bruno Manser Fonds einer Anfang Woche verschickten Medienmitteilung angehängt. Herausgeber des englischsprachigen Buches ist der Basler Schwabe Verlag. Dieser ist von Amazon dazu aufgefordert, bis Ende Woche auf die Vorwürfe der Kanzlei zu reagieren.

«Wir wollen, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.»

Buchautor Lukas Straumann macht sich deswegen wenig Sorgen. «Ich kann sämtliche Informationen des Buches belegen. Sollte Taib Mahmud tatsächlich vor Gericht gehen, würde es für ihn kritisch.» Bereits vor einigen Wochen hat der Bruno Manser Fonds in diversen Ländern Anzeige gegen Taib Mahmud eingereicht, unter anderem wegen Amtsmissbrauch und Korruption.

«Unser Ziel ist es, dass die Gelder der Familie eingefroren werden.» Von einer Abrechnung will Straumann nicht sprechen. «Wir wollen der Öffentlichkeit die Augen dafür öffnen, mit welchen Mitteln im Holzgeschäft Milliarden verdient werden. Und wir wollen, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.»

Vorgesehen war die Präsentation des Buches an der Konferenz der Internationalen Organisation für tropisches Holz (ITTO) in Japan Anfang Woche. Auf Druck der malaysischen Regierung wurde der Bruno Manser Fonds allerdings wieder ausgeladen. Jetzt diskutieren die Mitglieder darüber, ob der Fonds seinen jahrelangen Beobachterstatus behalten darf. Der Entscheid ist noch ausstehend.

In der Vergangenheit hat sich der Bruno Manser Fonds selten so angriffig gezeigt und einzelne Personen öffentlich angeklagt. Oberstes Ziel des Fonds ist der Erhalt der Wälder und ihrer Biodiversität. Schlussendlich diene auch die Veröffentlichung des Buches diesem Ziel, sagt Straumann.

Er hofft auf eine abschreckende Wirkung für alle weiteren Holzhändler, die mit illegalen Rodungen ein Vermögen verdienen wollen. Und er ist überzeugt, das Buch werde sein Publikum erreichen. Auch dann, wenn Amazon den Verkauf stoppen sollte. In Malaysia kümmert sich bereits ein Partnerverlag um den Vertrieb.

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