Bussen-Neid: Nationalräte wollen Velo-Rowdys zur Kasse bitten

Velofahrende würden bei Vergehen zu sanft bestraft, finden 70 Nationalräte. Sie fordern mehr Bussen-Gerechtigkeit gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern. Für Pro Velo Basel geht ihr Vorstoss in eine falsche Richtung.

Der Radler als fahrende Bedrohung? Die grosse Kammer diskutiert am Donnerstag höhere Bussen für «Velorowdys».

«Die Velofahrer lachen sich doch kaputt ob der lächerlichen Bussen!», sagte FDP-Nationalrat Hans-Peter Wortmann und startete einen parlamentarischen Vorstoss. 70 Nationalräte unterzeichneten ihn, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Sie fordern: gleiche Busse bei gleichem Vergehen. Zum Beispiel dem Überfahren der roten Ampel: Radfahrer kostet das 60 Franken, Autofahrer 250 Franken. Das sei ungerecht.

Der Tagi-Artikel liest sich etwa so: Velofahrer nehmen Verkehrsregeln auf die leichte Schulter, fahren betrunken, auf dem Trottoir, ohne Licht und überhaupt rücksichtslos. Untermauert wird dieser Eindruck mit Zahlen, die sich der «Tages-Anzeiger» von der Beratungsstelle für Unfallverhütung  zusammenstellen liess.

Die Zeitung geht davon aus, dass sich im Parlament Velo- und Autolobby unversöhnlich gegenüberstehen werden. Die Debatte verfolgen wird auch Roland Chrétien von Pro Velo Basel. Für ihn geht die Diskussion allerdings schon jetzt in eine falsche Richtung: «Die unterschiedlich hohen Bussen bilden den Gefährdungsgrad ab», sagt er auf Anfrage. «Deshalb ist die Differenz für Auto- und Velofahrer gerechtfertigt respektive müssten eher noch die Bussen für Autofahrer angehoben werden.»

Weiter sagt Chrétien, Pro Velo stehe ganz klar für das Einhalten der Verkehrsregeln und tue als Verein auch einiges dafür. Aber: «Wenn an gewissen Orten Velofahrende auf das Trottoir ausweichen, sagt dies mehr über die ungenügende Verkehrsplanung als über die Moral der Velofahrenden aus.» Anders als der Tagi-Artikel suggeriere, sei bei der Mehrzahl der Velo-Unfälle nicht der Rad-, sondern der Autofahrende schuld.

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