Bei den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB) scheint gesundheitlich der Wurm drin zu sein. Die Zahl der krankheits- und unfallbedingten Absenzen nahm vergangenes Jahr bei den 1338 Vollzeitbeschäftigten zu. Im Schnitt fehlte ein Vollzeitangestellter im Jahr 2017 insgesamt 20,4 Tage, wie aus dem aktuellen Geschäftsbericht der BVB zu entnehmen ist.
Noch dramatischer sieht die Situation bei den Mitarbeitenden im Fahrdienst aus. Bei den BVB-Chauffeuren betrug im letzten Jahr die Zahl der Krankheitstage laut BVB-Sprecher Benjamin Schmid 24,5 Tage pro Person – also fast fünf Arbeitswochen. Dieser Wert liegt seit längerem hoch. 2016 waren es 19,9 Krankheitstage pro Person, 2015 23,1 Tage, 2014 waren es sogar 25,9 Tage.
Zu wenig Personal
Toya Krummenacher, VPOD-Gewerkschaftssekretärin und Grossrätin der SP, ist die hohe Zahl Krankheitstage bekannt. «Der Personalbestand im Fahrdienst ist zu knapp. Das führt zu einem enormen Druck bei den Mitarbeitenden.» Zudem werde der Fahrdienst immer höheren Belastungen ausgesetzt. So sei vergangenes Jahr ein neues Arbeitszeitreglement eingeführt worden, das zu vielen Verschlechterungen geführt und für Unmut beim Personal gesorgt habe. Ausserdem seien die Dienstpläne immer noch «unzufriedenstellend und zu wenig sozialverträglich» gestaltet.
«Es ist keinesfalls so, dass die Mitarbeitenden des Fahrdienstes ‹krank machen›, weil sie unzufrieden sind», sagt Krummenacher weiter. Aber der Spielraum sei zu klein, um die Mehrarbeit zu kompensieren. «Es fehlt die nötige Erholung. Das geht gesundheitlich an die Substanz und führt zu den vielen Krankheitstagen.» Ausserdem sei das Betriebsklima bei den BVB «leider noch nicht wirklich» besser geworden.
In Verhandlungen
Den BVB bereitet die Entwicklung der Absenzen gemäss Geschäftsbericht 2017 grosse Sorgen. Massnahmen seien bereits eingeleitet worden.
Laut Krummenacher ist man mit der BVB-Führung seit Ende des vergangenen Jahres in Verhandlungen, um eine Verbesserung des Arbeitszeitreglements zu erreichen. Zudem werde in einer Arbeitsgruppe an besseren Lösungen für die Dienstplangestaltung gearbeitet. «Es brauchte damals grossen Druck der Verbände, sogar einen Beschluss, gegebenenfalls eine Urabstimmung über einen Streik durchzuführen, damit die Direktion der BVB sich zu Verhandlungen bereit erklärte», sagt Krummenacher. Nun seien die Gespräche aber konstruktiv.
«Die Beschäftigten und der VPOD setzen grosse Hoffnungen auf die Ergebnisse der Verhandlungen und der Arbeitsgruppe. Gute Lösungen können die Situation für die Mitarbeitenden im Fahrdienst verbessern», so Krummenacher.
Die BVB erzielten vergangenes Jahr bei einem Gesamtumsatz von 244 Millionen Franken einen Gewinn von 270‘607 Franken. Ingesamt wurden 130,66 Millionen Fahrgäste befördert. Das Jahr war geprägt von vielen Baustellen (Bauvolumen: 35 Millionen Franken). Das gaben BVB-Direktor Erich Lagler und die neue BVB-Verwaltungsratspräsidentin Yvonne Hunkeler am Mittwoch vor den Medien bekannt. Hunkeler bezeichnete das Jahr 2017 als «anspruchsvoll». Die Aufarbeitung der Altlasten präge noch heute den Alltag des Unternehmens. Der neue Verwaltungsrat wolle aber nach vorne blicken und sich um die Weiterentwicklung der BVB kümmern.