CEO Severin Schwan: «Wir sind auf offene Grenzen angewiesen»

Dank starker Forschung hat Roche im letzten Jahr 9 Milliarden Gewinn gemacht. Im Videointerview warnt CEO Severin Schwan vor den Folgen einer repressiveren Migrationspolitik auf die Forschungsabteilungen des Pharmariesen.

Severin Schwan, CEO of Swiss pharmaceutical company Roche Holding AG, presents the facts and figures for 2015, during the annual press conference in Basel, Switzerland, on Thursday, January 28, 2016. (KEYSTONE/ Georgios Kefalas)

(Bild: GEORGIOS KEFALAS)

Dank starker Forschung hat Roche im letzten Jahr 9 Milliarden Gewinn gemacht. Im Videointerview warnt CEO Severin Schwan vor den Folgen einer repressiveren Migrationspolitik auf die Forschungsabteilungen des Pharmariesen.

Novartis hat vorgelegt, Roche zieht nach. Nicht was die Jahresergebnisse angeht – da steht Roche wesentlich besser da als ihre Basler Konkurrentin –, sondern mit Stellungnahmen zur Durchsetzungsinitiative: Big Pharma warnt vor den Folgen einer repressiveren Migrationspolitik.

Roche-CEO Severin Schwan stellt im Video-Interview mit der TagesWoche klar, wie viel für sein Unternehmen bei der aktuellen politischen Entwicklung auf dem Spiel steht.

«Mehr als die Hälfte unserer Mitarbeiter stammen aus dem Ausland. Für uns ist es ganz wichtig, dass die Grenzen offen bleiben und wir die besten Talente in die Schweiz holen können.»

In den Forschungsabteilungen sehen anlässlich der Bilanzmedienkonferenz im neuen Rocheturm denn auch alle Sprecher den wichtigsten Treiber des anhaltenden Erfolges. Schwan sagt gleich zu Beginn: «Zahlenmässig war es ein gutes Jahr für die Roche. Noch viel besser war das Jahr allerdings für unsere Entwicklungsabteilungen.» Die Produktepipeline sei prall gefüllt, alleine in den kommenden drei Jahren sollen acht neue Wirkstoffe auf den Markt gebracht werden.



Gute Aussichten: Roche will in den kommenden drei Jahren acht neue Wirkstoffe lancieren.

Gute Aussichten: Roche will in den kommenden drei Jahren acht neue Wirkstoffe lancieren. (Bild: Roche)

Die Innovationskraft der Roche-Labors zeigt sich auch in der Anzahl der sogenannten Therapiedurchbrüche. Diesen Status verleiht die amerikanische Zulassungsbehörde FDA für Wirkstoffe, die besonders vielversprechend sind und folglich möglichst schnell zu den Patienten gelangen sollen. Im vergangenen Jahr hat Roche vier solcher Therapiedurchbrüche erreicht.

Der Erfolg im Labor setzt sich auch auf dem Markt fort. Roche konnte die Verkäufe so stark erhöhen, dass sogar in Schweizer Franken ein Wachstum von einem Prozent resultiert. Der Umsatz stieg von 47,4 Milliarden auf 48,1 Milliarden Franken. In konstanten Wechselkursen gerechnet, ist der Umsatz gar um fünf Prozent gestiegen.

Drei Wirkstoffe erzielen zusammen 20 Milliarden Franken Umsatz.

Zum Wachstum haben beide Divisionen (Pharma und Diagnostics) beigetragen, wenn auch in der Pharma mit 37 Milliarden mehr Umsatz erzielt wurde. Besonders ertragreich ist weiterhin die Onkologie, wo Roche die Marktführerschaft weiterhin ausbauen will. So schlugen alleine die drei Bestseller in diesem Bereich (Herceptin, Avastin und MapThera/Rituxan) mit mehr als 20 Milliarden Franken Umsatz zu Buche. Das alles führt dazu, dass der Konzerngewinn nominal zwar leicht gesunken ist (von 9,5 auf 9 Milliarden Franken), dies jedoch einzig aufgrund des starken Frankens.

Wie Finanzchef Alan Hippe erklärt, sei Roche dank dem sogenannten natürlichen Hedging gut gegen Währungseffekte geschützt: Dadurch, dass Roche den Grossteil der Umsätze dort erzielt, wo auch die Kosten anfallen, machen sich die Währungseffekte erst beim Umrechnen bemerkbar, nicht jedoch in der Kasse. «Wir erzielen in der Schweiz nur etwa ein Prozent unseres Umsatzes, der starke Franken hat uns folglich wenig beeinträchtigt», sagt Hippe.

Dass die Roche-Finanzen trotz grosser Investitionen robust bleiben, zeigt sich nicht zuletzt an der Ausschüttung an die Aktionäre. Zum 29. Mal in Folge soll die Dividende erhöht werden, auf 8,10 Franken.

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