Chinesische Sicherheitskräfte sollen Tibet-Demonstranten attackiert haben

Sicherheitskräfte der chinesischen Botschaft sollen am Basler Mondfest Tibet-Demonstranten attackiert und tibetische Flaggen beschlagnahmt haben. Unter den Augen von Regierungspräsident Morin.

Gemäss Aussagen der Demonstranten sollen Sicherheitskräfte Flaggen und Plakate gewaltsam beschlagnahmt haben. (Bild: Aurel Fischer)

Sicherheitskräfte der chinesischen Botschaft sollen am Basler Mondfest Tibet-Demonstranten attackiert und tibetische Flaggen beschlagnahmt haben. Unter den Augen von Regierungspräsident Morin.

Es ist Sonntagnachmittag und unter den Platanen auf dem Basler Münsterplatz steht die chinesische Botschafterin Xu Jinghu in Begleitung des grünen Regierungspräsidenten Guy Morin. Gemeinsam wollen sie mit einer Kuchenzeremonie das chinesische Mondfest feiern, als Zeichen für die Städtepartnerschaft zwischen Basel und Schanghai.

Unter den Zuschauern sitzen auch Mitglieder des Vereins «Tibeter Jugend in Europa». Sie sind aus verschiedenen Städten nach Basel gereist und wollen auf die Lage in Tibet aufmerksam machen. Während die Botschafterin spricht, zieht eine Demonstrantin, Migmar Dhakyel, in vorderster Reihe ein Plakat aus der Tasche und will es in die Luft halten. Darauf steht: «China, respektiere die tibetische Kultur.» Was danach passiert, ist umstritten.

Anzeige wird geprüft

Die Schweizerin, deren Grosseltern aus Tibet geflüchtet sind, schildert es so: «Noch bevor ich das Plakat in die Höhe halten konnte, rissen mich zwei Sicherheitsleute der Botschafterin von der Sitzbank und drückten mich zu Boden.» Chinesische Sicherheitskräfte hätten auch weitere Demonstranten attackiert und ihnen Tibet-Flaggen und Plakate entrissen. «Die Botschaftsmitarbeiter haben uns an der freien Meinungsäusserung gehindert, und der Basler Stadtpräsident hat schweigend zugeschaut», sagt die Demonstrantin. «Das stellt auch sein Verständnis von Meinungsfreiheit in Frage.»

Der Regierungspräsident Guy Morin selber und seine Mitarbeiterin Sabine Horvath widersprechen dieser Darstellung. «Es war uns wichtig», sagt die Leiterin des Standortmarketings, «dass die Eröffnung des Familienfestes in friedlicher Atmosphäre stattfinden konnte.» Die Botschaftsmitarbeiter hätten dort eingegriffen, wo Demonstranten während der Ansprache der chinesischen Botschafterin die Sicherheitsabsperrung zur Bühne umgangen haben. «Die Protestaktion im Publikumsbereich konnte absolut ungehindert stattfinden», so Horvath. Regierungsrat Guy Morin liess über seine Sekretärin ausrichten, er habe dem nichts weiter anzufügen.

Migmar Dhakyel will jetzt Anzeige gegen Unbekannt einreichen, unter anderem wegen Nötigung.

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