Der Basler Volkswirtschaftsdirektor Christoph Brutschin ist nach dem Ja zum Brexit besorgt. Die Schweiz werde es schwer haben, Gehör zu finden – und für die Basler Pharma werde alles noch komplizierter.
Das Büro von Christoph Brutschin lässt keinen Zweifel an seiner Leidenschaft. Fussballtrikots an der Wand zeugen von seiner Nähe zu Grossbritannien, zum Fussball, aber auch zu Land und Leuten.
Der Basler Volkswirtschaftsdirektor ist nicht nur von Amtes wegen besorgt über den Ausstieg aus der EU, den das Land heute beschlossen hat: «Ich bin enttäuscht vom Resultat, ich hätte mir einen anderen Ausgang gewünscht.»
Brutschin glaubt, dass vor allem Globalisierungsverlierer, «Leute, die vom Aufschwung nicht profitieren konnten» für das Nein sorgten. «Das erkennt man an der geografischen Verteilung der Ja-Stimmen. Viele EU-Gegner kommen aus dem Nordosten Englands, wo die Transformation von der Industrie- in die Dienstleistungsgesellschaft nie geschafft wurde.»
«Die Schweiz ist auf der Agenda soeben ein gutes Stück nach hinten gerutscht.»
Der SP-Politiker befürchtet Nachteile nicht nur für Europa, sondern vor allem auch für die Schweiz: «Die Ausgangslage, um rasch eine Lösung zu finden bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative, hat sich zweifelsohne verschlechtert.» Die EU habe nun andere Prioritäten als die Probleme der Schweiz. «Wir sind auf der Agenda soeben ein gutes Stück nach hinten gerutscht.»
Probleme sieht er nun auch auf die Region zukommen, insbesondere auf die Pharmamultis Roche und Novartis, die zahlreiche britische Mitarbeiter in Basel beschäftigen. «Wenn Grossbritannien zu einem Drittstaat wird, verkompliziert sich die Anstellung von Briten. Dann müssen wir wieder mit Kontingenten arbeiten, das ist nicht effizient.»
Brutschin setzt darauf, dass «die tragenden Kräfte in Europa zusammenstehen», um das zu verhindern, wovor intensiv gewarnt wird: Dass es zu einem Dominoeffekt kommt und die EU noch tiefer in die Krise rutscht.