Christoph Mörgeli – so kompliziert können Kündigungen sein

Peng! Die Universität Zürich entlässt Christoph Mörgeli. Er muss die Verantwortung für das Medizinhistorische Museum per sofort abgeben. Mörgeli will gegen den Entscheid rekurrieren.

Ab sofort freigestellt: Christoph Mörgeli leitet nicht mehr das Medizinhistorische Museum der Universität Zürich. (Bild: LUKAS LEHMANN)

Der Schuss ist endlich draussen: Die Universität Zürich stellt Christoph Mörgeli ab sofort frei. «Das Vetrauensverhältnis ist schwer gestört», sagt Rektor Andreas Fischer. Eine zweite Bewährungsfrist von sechs Monaten wird dem Konservator des Medizinhistorischen Museums nicht mehr gewährt. Mörgeli will gegen den Entscheid rekurrieren.

Wer es nicht per Liveübertragung auf einem der grossen Newsportale mitbekommen hat, dem sei es hier noch einmal gesagt: Die Universität Zürich entlässt Christoph Mörgeli. Noch sechs Monate wird der Konservator des Medizinhistorischen Museums seinen Lohn erhalten, dafür arbeiten muss er allerdings nicht. Mörgeli wird per sofort freigestellt. Nach den medial vorgetragenen Anschuldigungen und Vorwürfen von Christoph Mörgeli an die Uni und seinen Vorgesetzten Flurin Condrau von dieser Woche, sei das Vertrauensverhältnis schwer gestört, sagte Rektor Andreas Fischer vor den Medien. «Unter diesen Umständen macht es keinen Sinn, wenn Herr Mörgeli an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt.» Mörgeli kann nun Rekurs gegen diesen Entscheid einlegen.

Anzeige gegen unbekannt

Eine zweite Mitarbeiterbeurteilung, die für heute Freitag vorgesehen war, fand nicht mehr statt. Mörgeli habe über seinen Anwalt eine Verschiebung des Termins beantragt, um sich «standesgemäss» auf das Gespräch vorzubereiten. Das hat die Universität aber abgelehnt. Rektor Fischer sagte mehrmals, wie unangenehm ihm die ganze Geschichte sei und dass er sich über die diversen «unglaublichen Indiskretionen» auf beiden Seite sehr geärgert habe. Die Universität Zürich hat wegen der unautorisierten Herausgabe des Akademischen Berichts des Medizinhistorischen Instituts und Museums 2011 an die Medien bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Amtsgeheimnisverletzung eingereicht. Da der Bericht bereits publik wurde, hat ihn die Universität freigegeben.

Christoph Mörgeli selbst hat sich bisher nicht zur Kündigung geäussert. Wie sein Anwalt Valentin Landmann gegenüber «20 Minuten Online» sagt, will der SVP-Nationalrat gegen den Entscheid vorgehen. «Wir werden die entsprechenden rechtlichen Schritte einleiten und einen Rekurs gegen die Kündigung einreichen.» Rückendeckung erhält Mörgeli aus seiner Partei: SVP-Präsidenten Toni Brunner sagte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, die Entlassung von Christoph Mörgeli sei «skandalös» und «inakzeptabel». Der Partei-Stratege sei «öffentlich vorgeführt» worden.

Eine «grosse Belastung»

Losgetreten wurde die Affäre vor einer Woche durch den «Tages-Anzeiger». Die Recherchen von Reporter Iwan Städler brachten die Unzufriedenheiten der Universität Zürich mit ihrem Konservator des Medizinhistorischen Museums an den Tag. Die Objekte im Museum seien unsachgemäss gelagert, die Ausstellung veraltet und das Museum per se «eine grosse Belastung». Seither verging kein Tag, an dem die Medien sich nicht mit SVP-Nationalrat Mörgeli und dessen beruflicher Tätigkeit am Medizinhistorischen Museum auseinandersetzten. Wir protokollierten an dieser Stelle die Ereignisse (das aktuellste immer zuoberst) und haben die Zusammenfassung laufend ergänzt. Ein Direktlink zur Zusammenfassung bei storify findet sich hier.


Artikelgeschichte

Der Rektor der Universität Zürich heisst Andreas Fischer. In einer ersten Version des Textes haben wir den Rektor irrtümlicherweise Beat Fischer genannt.

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