Die CMS hob bei der Präsentation der neuen Dreispitz-Transformation Kommunikation und Kooperation hervor. Der Betreiber der baselcitystudios, der einen neuen Club einrichten möchte, spürt davon nicht viel. Das liege vor allem an ihm selbst, kontert die CMS.
Bald soll das Dreispitz-Areal ein lebendiges neues städtisches Quartier werden. Damit der Plan der Baurechtsgeberin Christoph Merian Stiftung (CMS) aufgeht, braucht es «die Kooperation mit den 104 Baurechtnehmern. Das ist sehr wichtig. Nur so kann die Transformation gelingen», so die Stiftungsexponenten bei der Präsentation am 7. Dezember.
Weiter hiess es: «Kultur, Freizeit und Gastronomie tragen zur Lebensqualität bei. Entsprechende Angebote sind ein wichtiger Motor der Transformation.» Das kann man in dicken Lettern auch in der Broschüre nachlesen, die am Montag bei der Präsentation von der CMS ausgehändigt wurde. «Sie sollen gezielt ihren Platz finden.»
Einen solchen Platz hätte auch Guy Blattmann gern. Mit seinen baselcitystudios und dem Restaurant Schmatz zählt er seit 15 Jahren zu den 104 Baurechtsparteien auf dem Gelände. Die Gastronomie läuft seit Jahren bestens und ist gerade über Mittag ein beliebter Treffpunkt auf dem Areal.
Ein Club für regionale Acts
Da seine Bauparzelle seit der Öffnung des Geländes vor einem Jahr auch abends für alle öffentlich zugänglich ist, plant Blattmann, seinen Gastrobetrieb auszubauen und um Kultur- und Freizeitangebote zu erweitern. Nebst Bauarbeiten in Teilen der Studios baut er im Erdgeschoss auch einen neuen Clubraum. Letzte Woche kam die Bewilligung von den Baubehörden des Kantons Baselland. Nun wird die ehemalige Fruchthandlung unterhalb des Schmatz umgebaut.
Frühestens ab April 2016 soll dort getanzt werden, gemäss Blattmann vor allem zu elektronischer Musik. Doch will er sich nicht als Nachfolger von «Nordstern» und «Hinterhof» etablieren – jenen beiden Clubs, die Basel in den letzten Jahren zu einem europäischen Hot Spot für elektronische Musik machten, die aber beide im Frühling 2016 aufhören müssen, weshalb der Geist des Clubsterbens durchs Basler Nachtleben zieht. «Die Club-Kapazität ist halb so gross wie bei diesen beiden, und das Programm weniger kommerziell ausgerichtet.»
Blattmann will im neuen Club, der noch keinen Namen hat, auf lokale Acts setzen, und zwar nicht nur auf elektronische. Blattmann: «Wir wollen auch eine Bühne für regionale Bands aufbauen.» Einige der Beteiligten auf der Club-Baustelle sind selbst Musiker und wissen um den Notstand an Konzertlokalen mit 200 bis 300 Leuten. Diese Situation wird sich noch verschärfen, wenn nächstes Jahr auch noch die Kuppel wegfällt.
Taube Ohren für den Clubbetreiber
Eigentlich sollte ein solcher Club mit der Ausrichtung auf lokale Musikexponenten eine für ihre Kulturaffinität bekannte Stiftung wie die CMS begeistern. Doch Blattmann klagt, er stosse auf taube Ohren. Obwohl er keine Förderbeiträge aus den Kulturtöpfen möchte, sondern nur Kooperation bei der Umsetzung seiner Umbaupläne – etwa einer Raucher- und Frischluftzone ausserhalb des Clubs.
«Innerhalb der Mauern habe ich das Baurecht und muss einfach die Gesetze der Behörden erfüllen. Das sind klare Vorgaben. Erfüllt man die, kann man auch bauen. Ausserhalb meines Gebäudes ist jedoch CMS-Boden. Da weiss ich nicht, was die Vorgaben sind, da herrscht keine Transparenz, aufgrund welcher Grundlagen entschieden wird.»
Lärmprobleme mit Anwohnern sind angesichts der Lage zwischen Parkhaus und Gewerbe kaum zu befürchten. Blattmann: «Wir haben schon unzählige Partys durchgeführt und hatten dabei nie Probleme.» Im neuen Zonenplan der CMS liegt sein geplanter Ausgangskomplex – Blattmann baut den Gastrobereich massiv aus, verkleinert das Studio und verdoppelt dafür die Aussenterrasse – auch nicht in einer Wohnzone.
«Ich weiss nicht, warum die CMS nicht mit mir spricht oder was sie an meinem Konzept stört.»
Nur ein Gleisestrang, der gemäss Planung zur Langsamverkehrs-Achse umgewandelt werden soll, grenzt an sein Gelände. Dennoch habe die CMS kein Gehör für seine Anliegen. «Ich weiss nicht, warum die CMS nicht mit mir spricht oder was sie an meinem Konzept stört. Aber ich muss nun loslegen können.»
Für ihn wären ein positiver Entscheid oder zumindest klare und damit auch beiderseits verbindliche Vorgaben essenziell, da er gerne Planungssicherheit für alle Bereiche auch ausserhalb seiner Mauern hätte – denn die Investitionen lohnen sich gemäss seinen Berechnungen nur dank den Synergien von Gastro und Club. «Das neue Gesamtkonzept ist nun draussen. Nun suche ich nochmals das Gespräch und hoffe, endlich eine gemeinsame konstruktive Lösung zu finden.»
«Herr Blattmann verwechselt manchmal Mein und Dein.»
Das klingt eigentlich genau nach dem Credo, welches die CMS für die Transformation des Dreispitz als das ihrige ausgab. Wo liegt also das Problem? «Wir sind daran interessiert, dass es allen Baurechtnehmern gut läuft. Die CMS ist auf die Baurechtszinse angewiesen», sagt deren Pressesprecher Toni Schürmann. «Auch mit Herrn Blattmann versuchten wir eine Lösung für seine Bedürfnisse zu finden. Allerdings sind der CMS wegen dem Quartierplan Kunstfreilager die Hände gebunden. Etwa kann die CMS die von ihm geforderten Parkplätze im Parkhaus vis-à-vis nicht zur Verfügung stellen. Teils hat er nach seinem Gusto auch einfach den Toleranzbereich überzogen.»
So begann er gemäss Schürmann ohne Absprachen mit der CMS und ohne Baubewilligung vom Kanton mit Kanalisationsarbeiten auf CMS-Boden. «Herr Blattmann verwechselt manchmal Mein und Dein. Vielleicht im Unwissen, vielleicht nimmt er es auch stillschweigend in Kauf. Trotz Eigentumsverletzung zeigte die CMS Goodwill und setzte sich beim Kanton nachträglich für eine befristete Baubewilligung ein, die er sonst nicht erhalten hätte.»
Regeln gelten für alle
Schürmann sieht den Fall nicht als eine der Reibereien, die an der Medienorientation an den Rändern zwischen Wohn- und Gewerbezonen auch prognostiziert wurden. «Wir stehen wirklich mit allen Baurechtnehmern in gutem Dialog. Hier geht es um einen Einzelfall. Wir haben uns bisher überfair verhalten und ihn die Grauzonen ausloten lassen. Aber wir leben in einem Rechtsstaat. Da gelten Regeln. An die müssen wir uns halten und auch er.»
Das klingt, als wäre die nächste Runde vor Gericht eingeläutet. Doch Schürmann ruft zur Raison: «Herr Blattmann fühlt sich anscheinend stark ungerecht behandelt. Nach Gesetz steht er aber schlecht da. Vielleicht ist es besser, mal zwei Schritte zurückzutreten und die Sache ruhig und rational zu betrachten.»