«Conex 15»: Grenzkontrolle mit dem Sturmgewehr

Als Teil der Truppenübung «Conex 15» kontrolliert das Grenzwachkommando Basel gemeinsam mit der Armee die Grenzübergänge zu Frankreich. Am Samstag wurden die Medien dazu eingeladen, Soldaten und Grenzwächter zu begleiten. Ein Augenschein.

Ungewöhnliche Ausrüstung für einen Grenzwächter.

 

(Bild: Lucas Huber)

Als Teil der Truppenübung «Conex 15» kontrolliert das Grenzwachkommando Basel gemeinsam mit der Armee die Grenzübergänge zu Frankreich. Am Samstag wurden die Medien dazu eingeladen, Soldaten und Grenzwächter zu begleiten. Ein Augenschein.

Die Haltung Jürg von Guntens verrät: Hier gibt es nichts zu lachen. Von Gunten ist Einsatzleiter der Übung «Conex 15», die kaum jemandem entgangen sein dürfte. Schliesslich wimmelt es in der gesamten Nordwestschweiz von Tarnuniformen und schwerem Geschütz. Erst am Freitag war es in Basel bei einer Gegendemonstration zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei gekommen, Verletzte auf beiden Seiten, zahlreiche Festnahmen und Sachbeschädigungen waren die Folge.

Einsatzleiter von Gunten steht also da, die Arme auf dem Rücken verschränkt, gerader Blick, geschwellte Brust. Es ist Samstagnachmittag, Regen wechselt mit Sonne, und an der französisch-schweizerischen Grenze zwischen Leymen und Biel-Benken kontrollieren zwei Handvoll Armeeangehörige unter Anweisung einer Unterzahl von Grenzwächtern den Grenzverkehr.

Karotten für Pferde

Franzosen und Schweizer pendeln hier gewöhnlich, 3000 Fahrzeuge täglich in jede Richtung. An einem Samstag sind es vorwiegend Ausflügler und Familien, bestiefelte Frauen besuchen ihre grenznah eingestallten Pferde mit Unmengen an Karotten in ihren Kofferräumen. «Einkaufstourismus findet hier kaum statt», sagt Patrick Gantenbein, Mediensprecher des Grenzwachkommandos Basel, und verweist auf Deutschland. Der Grenzübergang – wie alle auf dem 45 Kilometer langen Abschnitt, den «Conex 15» zum Übungsplatz erklärt hat – ist für gewöhnlich unbesetzt. Während der Volltruppenübung wird er allerdings während 24 Stunden überwacht.

Eine Dame, die ihre Karotten sogar auf dem Beifahrersitz transportiert, Baselbieter Nummernschild, hat Verständnis für die Übung, man werde schon wissen, was man tue, sagt sie und fährt weiter. Dass sie von einem Soldaten angehalten wird, an dessen Schulter ein Sturmgewehr baumelt und der Kabelbinder zur Fesselung griffbereit hängt, stört sie nicht: «Gut, dass kontrolliert wird.» Überhaupt sei das Wohlwollen gross, verrät Gantenbein, eine Frau hätte am Morgen gar Gipfeli vorbeigebracht. So überrascht es nicht, dass auch der nächste Kontrollierte zustimmend nickt: «Das Ganze wird schon nötig sein.»




Grenzwache und Armee kontrollieren gemeinsam. (Bild: Lucas Huber)

«Conex 15» ist eine grosse Sache, insgesamt 5000 Armeeangehörige sind involviert. Ziel dieses Teils der Übung ist es, die Zusammenarbeit von Armee und Grenzwachkorps zu testen und zu verbessern. Die Verantwortlichen der Übung haben die Medien dazu eingeladen, ihnen dabei über die Schultern zu blicken.

Ein Szenario liegt der Übung an den Grenzübergängen nicht zugrunde, betont Einsatzleiter von Gunten, der auch lächeln kann, zumindest, wenn es ums Wetter geht, denn gerade blinzelt die Sonne durchs Gewölk. Das trifft durchaus zu, schliesslich lautet der Auftrag, die Infrastruktur zu sichern, und nicht die Grenzen.

Warten auf den Nachteinsatz

Und so kontrollieren die Soldaten und Grenzwächter die Reisenden, fragen nach dem Wert der Einkäufe, winken einen VW-Bus zur Kontrolle zur Seite und den Porsche vorbei. Später verschiebt sich der Medientross an einen nahen Grenzübergang auf einem Feldweg, ein Grenzstein aus dem Jahr 1817 zeigt, wo die Schweiz aufhört und Frankreich beginnt, der Totenweg verläuft hier, und in einem getarnten Anhänger der Armee wartet ein Nachtsichtgerät auf seinen nächtlichen Einsatz.

Auf der Heeres-Internetseite der schweizerischen Eidgenossenschaft findet sich für «Conex 15» allerdings das Szenario, laut dem sich die Schweiz einem krisengeschüttelten Europa der Zukunft gegenübersieht:Das leidet unter einer Verknappung der Ressourcen, unter Plünderungen, Sabotagen, ethnischen Spannungen und Flüchtlingsströmen. Ein Thema, aktueller denn je. Und eines, das zu Protesten führt.

«Conex 15», was so viel wie Verbindung bedeutet, dauert noch bis am 25. September. Die Volltruppenübung reicht über die gesamte Nordwestschweiz bis hin zum Jurasüdfuss und hat zum Ziel, die Zusammenarbeit von Armee und zivilen Partnern wie den Schweizerischen Rheinhäfen Basel, dem Unispital Basel, den SBB, den Kantonen oder eben dem Grenzwachkorps auf die Probe zu stellen und zu optimieren.

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