«Wir säen, wo es Sinn macht, auf fruchtbare Böden, wir verschwenden nicht.» Mit solchen Worten löste die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind am Bankett des vergangenen Dies academicus Kopfschütteln aus. Wenige Wochen zuvor hatten die beiden Basler Regierungen die Leistungsvereinbarung bis 2022 unterzeichnet, die von den beiden Kantonsparlamenten – aus bekanntlich unterschiedlichen Gründen – zähneknirschend abgesegnet wurde.
Wie eine Liebesbezeugung zur gemeinsamen Universität klingt das nicht. Eher wie das Stöhnen einer Kassenwartin über das viele Geld, das da ausgegeben werden muss (auch wenn das Globalbudget gekürzt wurde). Bei einem Mediengespräch am 22. Januar klang es ähnlich. Sie sei froh, dass sie die gemeinsame Trägerschaft habe retten können, sagte Gschwind. Und ja: Man sei für eine Volluni, aber nicht um jeden Preis. Richtig auf Distanz zu ihrer FDP, die eben diese Volluni infrage stellt, wollte sie nicht gehen.
Diese Mentalität scheint nun auch Eingang zu finden in die Spitze des Universitätsrats. Ende September 2017 hatte die «Basler Zeitung» publik gemacht, dass Gschwind die von ihr portierten neuen Mitglieder des Unirats einen Mandatsvertrag unterschreiben lässt, der sie dazu verpflichtet, die politischen Interessen des Baselbiets zu vertreten. Wer in den letzten Wochen verfolgt hatte, wie sich die rechtsbürgerliche Mehrheit in der Baselbieter Politik die Zukunft der Uni vorstellt, bei dem müssen die Alarmglocken läuten.
Es stand bereits fest, dass das Präsidium des Universitätsrats 2020 an ein Mitglied aus dem Baselbiet übergehen wird. Am Mediengespräch vom Montag erwähnte Monica Gschwind nun beiläufig, wer der Präsident sein wird: Beat Oberlin, seines Zeichens ehemaliger CEO der Basellandschaftlichen Kantonalbank, in enger Verbundenheit mit der Wirtschaftskammer Baselland und auch sonst auf der gleichen Schiene wie die bürgerlichen Stimmen des Halbkantons.
Bereits im vergangenen September gab Oberlin der «bz Basel» ein Interview, in dem er darüber sprach, wie er sich die künftige Ausrichtung der Uni Basel vorstellt:
«Die Volluniversität ist ein riesiges Asset für unsere Region. Aber ich finde auch: Nicht alle sieben Fakultäten werden künftig alle Disziplinen mit derselben hohen Priorität verfolgen können. Jede Fakultät sollte sich Gedanken machen, welche Schwerpunkte sie künftig pflegen möchte.»
Ganz ähnlich klang es diese Woche bei Monica Gschwind:
«Der Universitätsrat wird bei der Ausarbeitung der neuen Universitätsstrategie 2030 Überlegungen zu einer konsequenten Profilschärfung anstellen, wie dies übrigens auch das neue Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz vorsieht, und eine entsprechende Auslegeordnung vornehmen.»
Weiter sagte Gschwind über die Universität Basel:
«Sie muss sich stärker auf unsere Wirtschaftsregion ausrichten. Der Regierungsrat fordert, dass die Uni von den Trägern unabhängiger werden muss, dass sie Kooperationen suchen, private Finanzquellen erschliessen und noch in verstärktem Mass ökonomisch denken muss.»
Dazu sagte der künftige Unipräsident im September:
«Die Verzahnung der Uni mit aussenstehenden Institutionen wie Stiftungen darf keine Ausnahme bleiben, sondern sollte zur Selbstverständlichkeit werden. Spenden von erfolgreichen Alumni mit begleitenden Anreizen wären auch prüfenswert.»
Das klingt nicht nach einen Plädoyer für ein tertiäres Bildungsinstitut, das durch inhaltliche Exzellenz glänzen soll. Sondern nach wie vor nach Sparen.
Dass mit Oberlin ein ehemaliger Banker zum Präsidenten gewählt wird, passt in dieses Schema. Dass hier jemand an die Spitze eines Gremiums gelangt, der zwar mal an der Uni Basel studiert hatte, darüber hinaus aber keine Erfahrung mit den Interna der Alma Mater mitbringt, ebenfalls. Der Verdacht: Ein solcher Vertreter lässt sich von der Politik besser an der kurzen Leine führen.
Mit Kathrin Amacker wäre eine weitere Baselbieter Kandidatin als Präsidentin zur Verfügung gestanden. Eine, die als Mitglied der Konzernleitung der SBB auch über ein Netzwerk verfügt, das über die Grenzen der Region hinausreicht. Eine, die als ehemalige leitende Mitarbeiterin der Novartis auch eine Brücke zur so wichtigen Life-Sciences-Industrie schlagen kann. Eine, die Kommunikationsprofi ist, und der man die wichtige Distanz zur Politik zutraut. Und die eine Frau ist.
Doch offensichtlich sind der Frau in der Baselbieter Regierung solche Referenzen nicht so wichtig. Schliesslich geht es in erster Linie ums Geld.