«Abbau an der Uni Basel ist eine schlechte Idee!»

Die FDP Baselland findet, die Universität Basel könnte ruhig ein paar Fächer streichen. Nationalrat Christoph Eymann widerspricht den «fragwürdigen und nicht durchdachten Ideen» aus dem Nachbarkanton in einem Gastkommentar.

Not amused: Christoph Eymann findet die neusten Baselbieter Ideen zur Uni daneben.

Der Präsident der FDP Baselland hat am Neujahrsapéro seiner Partei in den Räumen der Universität das bisherige Bildungsangebot in Frage gestellt. Die Universität Basel soll seiner Meinung nach in Zukunft nicht mehr zwingend eine Volluniversität sein. Es müssten künftig nicht mehr alle bisherigen Fakultäten existieren. Es sei Studierenden aus der Region auch zumutbar, in Zürich oder Bern ein Studium zu absolvieren.

Bemerkenswert, dass diese Haltung nur wenige Wochen nach der Verabschiedung des Leistungsauftrags der beiden Trägerkantone durch den Landrat und den Grossen Rat öffentlich gemacht wurde. In diesem Leistungsauftrag an die Universität bekennen sich beide Basel zur Volluniversität. Die FDP Baselland scheint dies nicht zu kümmern, sie fordert munter einen weiteren Abbau des Bildungsangebotes an der Universität.

Noch vor einem Jahr hat dieselbe Partei verlangt, dass die Beiträge der Kantone, welche Studierende an die Uni Basel oder an eine andere Universität schicken, erhöht werden müssten und kostendeckend zu sein hätten.

Würden beide diese Ideen der FDP umgesetzt, müsste Basel-Landschaft künftig höhere Beiträge für seine Studierenden bezahlen, die dann auswärts studieren müssten. Falls dann vom Kanton noch Stipendien bezahlt werden müssten, weil auswärts studieren teurer ist,  wäre die angestrebte Kostensenkung für Basel-Landschaft illusorisch.

«Um die Praxis und die Hochschulpolitik der letzten Jahre kümmert sich bei der FDP Baselland offenbar niemand.»

Eine «Universität Schweiz» als Denkmodell wurde skizziert. Theoretisch tönt das gut. Doch um die Praxis und die Hochschulpolitik der letzten Jahre kümmert sich bei der FDP Baselland  offenbar niemand.

Als es 2002 beiden Basel gelang, ein ETH-Institut nach Basel zu bringen, leistete vor allem der Kanton Zürich Widerstand. Man wollte einen damals relativ neuen Wissenschaftsansatz in Zürich platzieren. Es brauchte viel, die ETH und die Schweizerische Hochschulkonferenz für Basel zu gewinnen. Und es brauchte Geld, 20 Millionen der beiden Basel.

Wenn jetzt verlangt wird, der Bund müsse die Angebote aller Universitäten koordinieren, wird übersehen, dass der Bund Juniorpartner ist, die finanzielle Hauptlast unserer Universität tragen die Kantone.

Kann vor diesem Hintergrund der Bund bestimmen, welche Fächer künftig an welcher Universität angeboten werden? Eine solche Verletzung der Autonomie der Hochschulen und der Kantone würde nicht akzeptiert. Das wäre höchstens dann realisierbar, wenn der Bund wesentlich mehr bezahlen würde, mehr als die Trägerkantone.

Eine weit bescheidenere Erhöhung der Bundesbeiträge, wie sie im Nationalrat 2016 beantragt worden war, wurde aber von den bürgerlichen Parteien mehrheitlich abgelehnt, auch von solchen aus Basel-Landschaft. Auch mit Blick darauf ist es illusorisch, mehr Geld vom Bund zu fordern.

«In der Uni-Debatte müsste endlich Ruhe einkehren. Durch solch fragwürdige Ideen wird jetzt das Gegenteil erreicht.»

Hat der Parteipräsident der FDP Baselland tatsächlich die Hoffnung, die Universität Zürich und die ETH würden im Abtausch mit Geisteswissenschaften zugunsten der Universität Basel auf Life-Science-Bereiche verzichten? Diese naturwissenschaftlichen Fächer sollten ja dann wohl – gemäss FDP-Präsident – in Basel gestärkt werden. Glaubt er, die Universität Bern, die grösser ist als unsere Universität, würde Fakultäten nach Basel verschieben? Andere Universitäten kämen für solche Konzentrationsprozesse ja kaum in Frage.

Wenn Kooperationen erfolgen könnten, dann wäre dies nur in Teilbereichen möglich, Einsparungen liessen sich damit nicht erzielen, auch weil die in Frage kommenden Studiengänge relativ wenig kosten.

Es muss nach mehr als zwei Jahren der Verunsicherung der Universitäts-Mitarbeitenden, hervorgerufen durch die Sparankündigung im Baselbiet, endlich Ruhe einkehren. Durch solch fragwürdige und nicht durchdachte Ideen wird jetzt das Gegenteil erreicht.

Vor allem innerhalb der Geisteswissenschaften, die von Exponenten der Bürgerlichen in Basel-Landschaft schon mehrfach in Frage gestellt worden sind, kann von Planungssicherheit keine Rede sein. Wenn öffentlich diskutiert wird, ob gewisse Fächer an dieser Universität in Zukunft noch angeboten werden sollen, überlegt sich jede Professorin und jeder Professor gründlich, ob an dieser Hochschule Zukunftsperspektiven vorhanden sind.

«Es ist zwingend nötig, dass seitens Basel-Landschaft rasch ein offizielles Bekenntnis zur Volluniversität abgegeben wird.»

Ein weiteres Argument gegen diese nicht durchdachte Forderung: Der zweitstärkste Wirtschaftsstandort der Schweiz, der seinen Wohlstand und sein reiches Kulturangebot zu einem grossen Teil dieser 557-jährigen Universität verdankt, sollte das Bildungsangebot nicht reduzieren.

Es ist zwingend nötig, dass seitens Basel-Landschaft ein offizielles Bekenntnis zur Volluniversität abgegeben wird – und zwar rasch. Es wäre schön, politische Parteien würden sich sorgfältig mit der Hochschulpolitik befassen. Es wäre auch schön, wenn eine starke Volluniversität Basel im geschätzten Nachbarkanton künftig wieder Fürsprecher hätte, so wie früher in Gestalt der Bildungsdirektoren Peter Schmid und Urs Wüthrich.

Christoph Eymann hat an der Universität Basel Jurisprudenz studiert. 16 Jahre lang stand er als Regierungsrat (LDP) dem Basler Erziehungsdepartement vor. Seit 2016 ist er Mitglied des Nationalrats.

https://tageswoche.ch/politik/forscher-fuerchten-die-uni-wird-ihr-renomee-verlieren/

Nächster Artikel