Die Swisscanto will an der Dufourstrasse Wohnungen, Räume für die Kreativwirtschaft und ein neues Parking realisieren. Im Weg stehen ihr aber die Verwaltung und zwei weitere Parkhaus-Projekte im Gebiet Aeschen. Ausgerechnet der Basler Umweltberater Daniel Wiener lobbyiert nun für das Parkhaus der Anlagegesellschaft.
Seit Jahren versucht die Basler Regierung, ihre Pläne für ein neues Parking im Raum Aeschen voranzutreiben. Erfolgreich ist sie dabei aber nicht: 2008 entschied sie sich zuerst für das Parking Picasso der Dorenbach Architekten beim Picassoplatz, nur um diesen Entscheid zwei Jahre später rückgängig zu machen und den Initianten des Kunstmuseums-Parkings den Vorzug zu geben. Die Folge: Die Dorenbach Architekten reichten Einsprache gegen den Neubau des Kunstmuseums ein und kämpften – wenn auch vergebens – bis vor Bundesgericht gegen den Entscheid der Regierung für das Kunstmuseum-Parking.
Nun wird der Parking-Streit im Raum Aeschen noch komplizierter. Denn an der Dufourstrasse 9/11 will die Anlagegesellschaft der Kantonalbanken, die Swisscanto, das bestehende Gebäude abbrechen und einen Neubau erstellen – und zwar mit einer öffentlichen Einstellhalle für 250 bis 300 Autos.
Das generelle Baubegehren publizierte die Swisscanto im Juli 2012 im Kantonsblatt (den Studienauftrag führten damals die Dorenbach-Architekten). «Im Vordergrund steht, dass der Ersatzneubau die nähere Umgebung des Kunstmuseums per Mitte 2016 durch erstklassige Architektur, Nutzungen für die Kreativwirtschaft und Wohnraum ergänzen soll», sagt Swisscanto-Sprecher Roman Kappeler. Weiter biete sich eine Parkhauslösung an, die komplett auf privatem Grund zu stehen komme. Somit kämpfen jetzt drei Initianten darum, ein neues Parking im Gebiet Aeschen bauen zu dürfen. Denn obwohl die Regierung das Parkhaus Kunstmuseum bevorzugt: Der Grosse Rat wird den definitiven Standort-Entscheid fällen.
Einsprache von Immobilien Basel-Stadt
Der Verwaltung passen die Pläne von Swisscanto allerdings nicht in den Kram – sie versucht mit allen Mitteln, diese zu verhindern. Gemäss Recherchen der TagesWoche hat Immobilien Basel-Stadt als Landeigentümerin der Parzelle Burghof (dort entsteht derzeit der Erweiterungsbau des Kunstmuseums) Einsprache gegen das Projekt von Swisscanto eingereicht. Christian Schuster, Leiter Rechtstsdienst und Baurechte von Immobilien Basel-Stadt bestätigt: «Wir haben als Nachbarn Einsprache gegen das generelle Baubegehren erhoben, weil wir der Auffassung sind, dass das Volumen nicht zonenplankonform ist. Zudem sehen wir uns mit Immissionen konfrontiert, verursacht durch die geplante Einstellhalle.»
Die in Zürich domizilierte Swisscanto ist sich bewusst, dass sie einen schweren Stand bei der Verwaltung hat. Die Anlagegesellschaft meint es aber ernst mit ihrem Neubau – und zwar so ernst, dass sie Daniel Wiener, Geschäftsleiter des Beratungsunternehmens ecos, damit beauftragt hat, das Projekt voranzubringen. Der Umweltberater gilt in Basel als bestens vernetzt und war auch bei der Markthalle involviert. Wiener ist der Mann, wenn es darum geht, die Fäden im Hintergrund zu ziehen. Und das tut er bereits intensiv: Er versucht derzeit die Grossräte vom Swisscanto-Projekt zu überzeugen. Das Geschäft liegt momentan bei der vorberatenden Bau- und Raumplanungskommission. Der Grosse Rat wird sich voraussichtlich ab Februar 2013 mit dem Chaos rund um das neue Parking im Gebiet Aeschen auseinandersetzen.
Ein Umweltberater auf Parkhaus-Mission? Für Wiener ist das nicht widersprüchlich: «Im Vordergrund steht für mich und für ecos, welches Projekt für Basel den grössten Nutzen bringt. Dass im Raum Aeschenplatz ein neues Parhaus mit rund 300 Plätzen gebaut werden soll, ist Bestandteil eines politischen Kompromisses, den wir als Grundlage akzeptieren», sagt er und rührt sogleich die Werbetrommel: «Das Swisscanto-Parking ist das einzige der drei zur Diskussion stehenden Projekte, das mehr als ein Parking darstellt. Dank dem Parking entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kunstmuseum eine oberirdische Nutzung, welche der Kunst und der Kreativwirtschaft zur Verfügung steht und zugleich Wohnungen an bester Lage anbietet.» Es würden also zusätzliche wichtige Ziele erreicht, die einer «nachhaltigen Stadtentwicklung» dienten. Das sei der Grund, weshalb ecos als lokaler Partner die Swisscanto unterstütze.
Kunstcluster um Kunstmuseum fördern
Laut Wiener will Swisscanto mit ihrem Projekt den Kunstcluster rund um das Kunstmuseum fördern. «Dies ist für Basel eine einmalige Chance», sagt er. Zudem könne Swisscanto das Parkhaus ohne Beeinträchtigung der Allmend bauen, wodurch der einzelne Parkplatz «deutlich billiger» zu stehen komme als bei den anderen Parkings. Wiener geht davon aus, dass dadurch 6 bis 10 Millionen Franken eingespart werden könnten. «Swisscanto ist bereit, diese Mittel in die Verbilligung der Mieten im oberirdischen Teil der Liegenschaft zu investieren, damit tatsächlich Galerien, Kreativwirtschaft, Künstlerinnen und Künstler, Übungsräume und so weiter untergebracht werden können.» Und das Parking könne mindestens «gleich schnell wenn nicht sogar schneller» als die anderen Projekte eröffnet werden. Auch wenn es jetzt noch etwas Zeit brauche, das Projekt auf den gleichen Stand wie die anderen zu bringen, sagt Wiener.
Das Bau- und Verkehrsdepartement will das Projekt von Swisscanto und Daniel Wiener nicht kommentieren. SP-Regierungsrat Hans-Peter Wessels sagt einzig: «Ich habe grosses Interesse daran, dass das neue Parking im Raum Aeschen rasch realisiert wird – und ich setze alles daran, dass dies geschieht.» Nicht dazu äussern möchten sich auch die Initianten der beiden anderen Parkings.