Eines der Themen, das die Bruderholz-Bewohner beschäftigt, ist der öffentliche Verkehr: Kritisiert wird vor allem die Linienführung und die alten, quietschenden Drämmli. Doch Besserung ist versprochen.
Das Drämmli ist, wie sich bei unserem Abstecher auf das Bruderholz gezeigt hat, ein Sorgenkind so mancher Bewohner. Abgesehen davon, dass manche nicht verstehen, weshalb «wir hier nur die alten Drämmli haben», drehen sich ebenso viele Klagen um die Linienführung.
«Wir haben zwar zwei Linien, aber beide fahren in einem sehr engen Radius», sagt etwa Angela Bryner, Vizepräsidentin des Neutralen Quartiervereins Bruderholz (NQVB). Dass der 15er ab Bankverein einen Bogen über die Wettsteinbrücke zur Messe macht, findet sie «ziemlich absurd». Wer direkt in die Innenstadt oder ins Kleinbasel wolle, steige am Aeschenplatz oder Bankverein um. Noch ärgerlicher aber sei, dass beim 16er an der Schifflände Schluss ist.
Allerdings, das ist sich Bryner bewusst, hätte es noch schlimmer kommen können. Gemäss einem früheren Konzept für den öffentlichen Verkehr wäre der 15er gar nicht mehr in die Innenstadt gefahren, sondern nach Binningen, um dort mit der 2er-Linie verknüpft zu werden. Das stiess den Bewohnern auf dem Bruderholz sauer auf. Die FDP Grossbasel-Ost reichte Ende 2009 eine Petition mit 700 Unterschriften ein, in der gefordert wurde, die Tramlinie 15 weiterhin in die Innenstadt zu führen. Mit Erfolg.
Vom Dreispitz zum Badischen Bahnhof
Die nächsten zehn Jahre ist die Route des 15ers in die Innenstadt gesichert. Und es soll noch besser kommen, wie Ernst Bucher, Präsident der FDP-Grossbasel-Ost und Bruderholz-Bewohner, sagt: «Vorgesehen ist, den 16er von der Schifflände bis zur Messe weiter zu führen, wo er zum 15er wird und via Wettsteinbrücke, Aeschenplatz zurück auf das Bruderholz fährt.» Damit schliesst sich der Kreis wieder, und die Bruderholz-Linie führt ohne Unterbruch an der Schifflände durch die Innenstadt.
Im Zuge der weiteren «Tramnetzoptimierungen», die der Kanton-Basel unter dem Titel «Tramnetz 2020» der Öffentlichkeit vorgestellt hat, sind auch Änderungen für das Gundeli und Bruderholz vorgesehen. Unter dem Buchstaben I wie Ida – die Drämmli werden statt mit Nummern mit Buchstaben gekennzeichnet sein – soll die Fahrt vom Bahnhof Dreispitz über das Bruderholz und Bahnhof SBB, Heuwaage und Marktplatz bis zum Badischen Bahnhof gehen.
Doch das ist wirklich noch Zukunftsmusik. Erstens muss das neue Tramnetz, das rund 500 Millionen Franken kosten soll, vom Grossen Rat und vom Stimmvolk abgesegnet werden, und zweitens ist besagte Änderung erst für Phase 3 und 4 vorgesehen. In Jahreszahlen heisst das für Phase 3: 2019 bis 2022, Phase 4: ab 2023. Solange drehen die Bruderholzdrämmli noch lange ihre Runden durch die Innenstadt.
Bald ausgequietscht
Wäre noch die Sache mit den alten, quietschenden Fahrzeugen. Auch hier wurde von der BVB Besserung versprochen, wie Ernst Bucher sagt. Mit der kurzen Variante der neuen Flexitys, die künftig auf den Basler Tramschienen rollen sollen. Sobald die Trams angekommen seien, so habe es geheissen, würden sie auf dem Bruderholz eingesetzt. «Wann das soweit ist, weiss ich allerdings nicht», sagt Bucher.
Aus heutiger Optik könne die Frage nicht mit einem genauen Datum beantwortet werden, heisst es auf Nachfrage bei den BVB. «Ich kann Ihnen aber sagen», so Mediensprecherin Dagmar Jenny, «dass wir voll im Marschplan sind und in 5 Jahren alle 60 Flexitys geliefert sind». Die Lieferung erfolge natürlich in vielen Etappen, aber bereits die erste Lieferung – nach den ersten zwei Vorläuferfahrzeugen – sei ein Mix aus kurzen und langen Modellen.
Auf jeden Fall deutet alles darauf hin, dass das Bruderholz nicht, wie von einigen befürchtet, nach und nach vom Öffentlichen Verkehrsnetz abgehängt wird. Denn die Verkehrsplaner beim Kanton gehen sicher einig mit der Meinung einer Anwohnerin: «Eine gute ÖV-Verbindung gehört einfach zu einem städtischen Quartier und je besser der Service, desto besser wird das Tram auch genutzt.»