Das Komitee für ein selbständiges Baselbiet zelebriert seine Gründung beim Denkmal für Stephan Gutzwiller. Dabei wäre der Baselbieter Gründervater heute für eine Fusion der beiden Basel. Eine unsinnige Behauptung? Nicht, wenn stimmt, was der heute wohl bekannteste Gutzwiller sagt.
Das Komitee für ein selbständiges und eigenständiges Baselbiet versucht den Baselbieter Helden Stephan Gutzwiller für seine Zwecke zu missbrauchen. Das schrieb die TagesWoche heute Samstagmorgen. Und schon bald stellte Leser «Rolli Rallo» ein interessantes Gedankespiel dazu an. Gutzwiller wäre heute ein Kämpfer gegen die SVP, schreibt er in seinem Kommentar. Gegen die Partei also, die mit ihrem Baselbieter Präsidenten Oskar Kämpfer die Führung im Komitee übernimmt.
Nun, über Tote lässt sich vieles sagen. Wehren können sie sich nicht mehr.
Im Falle Gutzwillers gibt es aber immerhin einen Verwandten, der gleichzeitig mit politischen Fragen bestens vertraut ist: Felix Gutzwiller, Bürger von Therwil und Ständerat von Zürich. «Das politische Gen blieb in der Familie, auch wenn Stephan keine direkten Nachkommen hatte», sagte der Präventivmediziner 2007 in einem Gespräch mit Journalisten, das damals im Zusammenhang mit dem 175-Jahr-Jubiläum des Baselbiets geführt wurde.
Gutzwiller – ein Kämpfer für die Wiedervereinigung
Wegen dieses speziellen Gens sei auch sein Vater politisch aktiv gewesen, sagt Gutzwiller. In den 60er-Jahren habe er sich im Verfassungsrat für die Wiedervereinigung von Stadt und Land eingesetzt. Einen Bruch mit der Familientradition sieht Gutzwiller in diesem Engagement nicht. «Stephans Leistung war revolutionär. Genauso revolutionär ist es heute, sich dafür einzusetzen, dass die Grenzen wieder fallen.»
Er denkt dabei nicht nur an die Nordwestschweiz. Die Schweiz als Ganzes müsse dafür sorgen, dass die Regionen möglichst stark sind. Nur so könnten die weiträumigen Wirtschaftsstandorte im internationalen Wettbewerb bestehen. «Bei uns müssen noch viele Grenzen gesprengt werden, geografische und solche im Kopf», sagt Gutzwiller, dessen berühmtester Verwandter vor 180 Jahren dafür sorgte, dass an der Birs eine neue Grenze gezogen wurde.
Lässt sich so die Kantonsfusion verhindern? Das Komitee für ein selbständiges und eigenständiges Baselbiet will seine Gründung an einem symbolträchtigen Ort feiern. In Therwil, beim Denkmal für den ersten Baselbieter Regierungspräsidenten Stephan Gutzwiller. Eine etwas seltsame Ortswahl, wie wir berichteten.
Gutzwiller war ein Revoluzzer wider Willen, offen gegenüber Basel, wie selbst Oskar Kämpfer, Präsident der Baselbieter SVP und des Selbständigen-Komitees einräumt. Vielleicht lässt sich aber selbst der Gründungsort beim Denkmal rechtfertigen. Künstlerisch. Mit einem starken Ausdruck, einer speziellen Wirkung, einer Botschaft gar, die vom Werk ausgeht. Das Komitee hätte dafür zweifelsohne ein Sensorium. Darin sind nämlich «mehrere Kulturschaffende» vertreten, wie Kämpfer sagt, auch wenn er noch keine Namen nennen will. Klingt alles sehr interessant.
Darum haben wir uns am Samstag aufgemacht zum Dorfmuseum und dort hinter wuchtigen Autos irgendwann das Denkmal entdeckt. Und man muss sagen: interessant. Die Form: klar, aber keineswegs hart. Die Materialien: stark und doch leicht spielerisch, wie die Materialien ineinander übergehen. Da passt alles zusammen, wie, nein, natürlich nicht wie bei den beiden Basel, sondern bei sonst irgendwas. Nur etwas kopflos wirkt das Ganze. Aber urteilen Sie selbst (Bild oben).