Der grosse Schulreformer tritt ab – und wartet auf die Magie des Augenblicks

In den vergangenen Jahren hat Hans Georg Signer geplant, geplant und nochmals geplant, damit Basel eine neue Schule erhält. Nun will er geniessen.

«Das Glück würde ja eigentlich in der Gegenwart liegen»: Hans Georg Signer, abtretender Schulreformer und planer. (Bild: Alexander Preobrajenski)

In den vergangenen Jahren hat Hans Georg Signer geplant, geplant und nochmals geplant, damit Basel eine neue Schule erhält. Nun will er geniessen.

Er ist Appenzeller, Protestant, Lehrer und einer der entscheidenden Köpfe hinter der viel diskutierten Schulreform: Hans Georg Signer (63). Nun tritt er als Leiter des Bereichs Bildung im Basler Erziehungsdepartement ab. Danach möchte er vor allem eines: glücklich sein. Wie das geht, hat er bei seinem Grossvater in Heiden, den Maori auf Neuseeland und den Kindern in der Schule gelernt. Ein Gespräch über Bildung im weiteren Sinne. 

Beim Abschlussinterview überlassen wir Ihnen die Wahl: Worüber wollen Sie zuerst reden – Appenzell, Basel, die Maori oder Ihren Chef?

Hans Georg Signer: Mir ist alles recht.

Also fangen wir mit Ihrer Jugend im Appenzellerland an, diesem kleinteiligen Gebiet, das doch auch etwas Offenes hat, wenn man oben auf den Hügeln steht. So jedenfalls wirkt es auf den ersten Blick. Wie erlebten Sie es?

Ähnlich. Appenzell Ausserrhoden hatte für mich als Jugendlicher schon etwas Verkrustetes und Enges. In meiner Jugendzeit gab es dort nur eine Partei – den Freisinn. Der SP wurde zwar gnädigerweise ein Sitz im Regierungsrat überlassen, aber dafür wurde sie mit dem Militär- und Polizeidepartement abgestraft. Die Katholiken wurden weiterhin marginalisiert, auch wenn sie bereits einen Drittel der Bevölkerung ausmachten; ihre Aussicht auf ein öffentliches Amt war gleich null. Das war schon sehr eigen. Manchmal hat diese knorrige Eigenständigkeit aber auch schon fast etwas Anarchistisches. Die Landsgemeinde zum Beispiel war immer zu aussergewöhnlichen Entscheiden fähig.

Fällen, versägen, «schitten» – das gefällt mir

Das wird Ihnen gefallen haben.

Ja, ich bin halt schon ein richtiger Appenzeller. Das realisiere ich je länger, desto mehr. Schon als Kind habe ich es geliebt, mit meinem Grossvater zusammen zu sein und mit ihm im Wald zu arbeiten. Er lebte in Heiden und führte dort die klassische Appenzeller-Existenz mit Heimarbeit und Bauern. Sein Webstuhl war ein Modell, das es schon um 1800 gab, und dank seinen vier, fünf Kühen und seinem Gemüse konnte er weitgehend autark leben. Nur den Strom musste er von aussen beziehen. Diese Einfachheit und diese Beständigkeit haben mir immer sehr gefallen. Darum habe ich in Heiden lange ein Häuschen gesucht und jetzt endlich eines gefunden – ganz herzig und ganz in der Nähe des Bauernhofs meines Grossvaters. In nächster Zeit werde ich häufiger dort sein – und mein Holz wie er selber fällen, versägen, «schitten» – wie früher.

Das klingt jetzt alles sehr positiv. Welche Schwierigkeiten gibt es denn im Umgang mit Appenzellern?

Ich musste Herrn Eymann vor der Anstellung darauf hinweisen, dass ich zwar ein sehr loyaler Typ sei, aber eben auch ein Appenzeller – nicht ganz einfach zu führen.

Wie sehr hat Sie das Protestantische geprägt?

Ich befürchte, ich habe sehr viel von dieser Milch getrunken, nur schon, was die Arbeitshaltung anbelangt. So etwas wie Ferien gabs für meinen Grossvater nicht. Und meine Grossmutter sagte mir immer: «Tue recht und scheue niemanden! Streng dich an! Und behalte deine Eigenständigkeit!» Das war ihre Botschaft, eine sehr protestantische.

Faszinierend, diese Liebe zum FCB – genau gleich wie jene zur Landsgemeinde!

Als Gymnasiast in St. Gallen sollen Sie einmal vor einem Merian-Stich mit einer Stadtansicht von Basel gestanden sein und gesagt haben: «Dött wett i häri!» Warum um Himmels willen Basel?

Heute würde ich vielleicht etwas weiter weg gehen – so wie das viele jungen Menschen tun. Damals war Basel schon etwas Besonderes, die meisten Studenten aus dem Appenzellerland gingen nach Zürich. Ich lernte Basel im Gym aus den Erzählungen meines Philosophielehrers kennen – und schätzen. Er war Basler und sprach viel von der Stadt, ihrer Geschichte und ihren grossen Denkern, Karl Barth, Friedrich Nietzsche und so weiter. Das hat mir gefallen. Und auch als Ostschweizer und Fan des SC Brühl heimelten mich schon damals die Fasnacht und der FC Basel an. Übrigens finde ich es auch heute noch faszinierend, wie sehr die Gefühlslage dieser Stadt von den Erfolgen des FCB abhängt. Das ist natürlich komplett irrational – aber wichtig für die Identitätsbildung. Etwa so wie die Landsgemeinde im Appenzellerland.

Ein spezieller Vergleich.

Tja, ich weiss, meine Liebe zur Landsgemeinde versteht man in Basel kaum. Bei uns in Ausserrhoden war es ja noch so, dass die Stimmen nicht gezählt, sondern geschätzt wurden. Im Zweifelsfall blieb man einfach beim Alten. Absolut undemokratisch!, werden die aufgeklärten Städter sagen. Und selbstverständlich hat die Landsgemeinde etwas Irrationales – wie jeder Anlass, bei dem es um Selbstvergewisserung geht. Die Basler haben dafür die Fasnacht und den FCB, und ich bekam Hühnerhaut, wenn wir das Landsgemeindelied sangen. Ich halte es für einen elementaren Fehler, dass die Ausserrhödler die Landsgemeinde abgeschafft haben – aus Trotz, weil sie die Frauen nicht dabei haben wollten. Meiner Meinung nach hat die Moderne ganz generell das Problem, dass das Bedürfnis nach ethnischer, sozialer und kultureller Identität vernachlässigt wird. Und wir einen Grossteil unserer Lebensenergie in die ökonomische Selbsterhaltung, in materiellen Wohlstand, in Sicherheit investieren.

Das wird bei den Maori in Neuseeland anders sein, bei denen Ihr Sohn lebt.

Ich habe generell den Eindruck, dass sich die Menschen in Neuseeland um die Zukunft weniger Sorgen machen als wir Schweizer. Die Altersvorsorge ist höchst bescheiden, umgerechnet rund 800 Franken, aber das scheint zu reichen. Eine umso grössere Rolle spielen dafür die Rituale, speziell bei den Maori. Bei ihren Versammlungen kann jeder das Wort ergreifen, wobei er nicht etwa sagt, das und das ist mein Anliegen, nein, er besingt erst einmal die Schönheit der Landschaft und ruft dann seine Herkunft und Abstammung in Erinnerung. Wer bin ich, was bin ich, woher komm ich, das ist ihnen wichtig. Wenn mich mein Sohn in der Schweiz besucht, will er immer in unseren Heimatort, das appenzellische Stein. Ich fotografiere ihn dann vor dem Ortsschild und auf dem Friedhof, wo ich früher nie hingegangen wäre.

Versuchen auch Sie, sich diese Maori-Kultur zu eigen zu machen?

Um so richtig in sie einzutauchen, bin ich zu selten dort und vielleicht auch zu alt. Aber selbstverständlich fasziniert mich diese Erzählkultur, in der jeder bewusste Maori seine Familiengeschichte bis zurück zu ihren verschwommenen mythologischen Anfängen vor ein paar Hundert Jahren erzählen kann. Diese Kultur, in der es niemandem in den Sinn käme, eine Rede so wie bei uns möglichst perfekt vorzubereiten, gedrechselt von der ersten bis zur letzten Zeile; sie stehen lieber einfach hin und sagen, was sie zu sagen haben, mehr mit dem Herzen und weniger mit dem Verstand und ganz im Vertrauen auf die Magie des Augenblicks. So funktioniert dort das ganze Leben: spontaner. Und doch weiss in dem kleinen Dorf meines Sohnes jeder ganz genau, was er zu tun hat, wenn es drauf ankommt. Ich erlebte das bei einer Beerdigung mit mehreren Hundert Gästen. Die Zelte wurden wie von Zauberhand aufgestellt und, zack, war auch das nötige Essen da.

Ihr Sohn bekam Probleme mit der Staatsgewalt, weil er sich für die Maori eingesetzt hat.

Ja, mein Sohn setzt sich für die Interessen der Maori ein. Er hat nie irgendjemandem ein Leid angetan und nie jemanden bedroht. Darum hat sich die Sache nun auch erledigt. Ich möchte lieber nicht mehr darüber reden.

Manchmal gibt es ja gute Gründe, sich gegen einen Staat zu wehren.

Das ist so. Aber ich möchte auch nichts Negatives über Neuseeland sagen. Jedes Land mit einer indigenen Urbevölkerung hat auch seine Probleme. Das ist in Neuseeland leider nicht anders, wo den Maori im 19. Jahrhundert unendliches Unrecht widerfahren ist und die Gegensätze bis heute weiterbestehen. Wer sich für ihre Sache einsetzt, muss mit Konflikten rechnen, erst recht, wenn er ein Ausländer ist wie mein Sohn.

In anderen Ländern reicht ein Blatt Papier für die Planung, wir holzen dafür ganze Wälder ab

Sie haben in verschiedenen Ländern Schulen besucht. Mit welchen Erkenntnissen kamen Sie jeweils zurück?

Es tat mir einfach gut zu sehen, dass man das, was für uns selbstverständlich ist, auch anders machen kann. In Neuseeland zum Beispiel funktioniert die Einschulung nicht nach dem Jahrgangsprinzip; die Kinder gehen dort in der Regel am Tag ihres fünften Geburtstages zum ersten Mal in die Schule. Ein Detail, klar, aber eines, das zeigt, dass die Vorstellung von Lernen dort sehr stark auf das einzelne Individuum ausgerichtet ist. Oder Schanghai: Dort sind die Klassen deutlich grösser und der Unterricht ist hoch technisiert.

Wo haben Sie Ihre ersten Erfahrungen mit anderen Schulen gemacht?

1991 in Riga, als die Sowjetunion gerade zusammengebrochen war und Russland in den neuen baltischen Staaten ähnlich vorging wie jetzt in der Ukraine: Es stellte Lieferungen ein und drehte den Gashahn ab. In der Schule, die das damalige Holbein-Gymnasium unterstützte, gab es nicht einmal Papier. Die ganze Schuljahresplanung musste mündlich gemacht werden, und das Wichtigste wurde auf eines der letzten noch vorhandenen Blätter notiert, das an der Schulhaustüre aufgehängt wurde. Ein Blatt! In der Schweiz holzen wir ganze Wälder ab, damit wir genügend Papier für unsere Planung haben …

Sie loben die Improvisation und sprechen von der Magie des Augenblicks, haben in den vergangenen Jahren aber eigentlich genau das Gegenteil gemacht: geplant, geplant und nochmals geplant.

Einspruch! Wir ziehen doch keine Planwirtschaft auf! Wir sind es uns einfach gewohnt, die Perfektion anzustreben, die einzelnen Prozesse immer noch mehr zu klären und auszudifferenzieren.

Bildung ist Augenblickskunst

Und dabei geht die Spontaneität verloren?

Die Gefahr besteht, ja. Aber ich möchte jetzt nicht unser System schlechtreden und andere idealisieren. Fakt ist, dass unsere Lehrpersonen im Vergleich sehr gut ausgebildet und sehr gut vorbereitet sind. Das ist eine wichtige Qualität. Als Lehrer darf man sich von dieser Planung aber nicht auffressen lassen, weil Bildung eine Augenblickskunst ist. Je nach Situation muss man alle Vorbereitungen weglegen, sich ganz auf den Moment einlassen und spüren, was das Kind braucht. Um eine Blockade zu lösen, reicht manchmal auch nur schon eine einfache Frage – aber es muss die richtige sein. Dafür braucht es sehr viel Intuition und Kreativität.

Warum dann all diese aufwendigen Reformen, wenn es am Schluss doch auf die Intuition und Kreativität des einzelnen Lehrers ankommt?

Das ist eben genau das Ziel der Reformen: Jede Lehrperson soll möglichst ideale Voraussetzungen haben, um möglichst gut auf die einzelnen Kinder und Jugendlichen eingehen zu können.

Politiker reden meistens über Geld, Strukturen und ausgebrannte Lehrer, wenn es um Reformen geht, nicht über die Interessen der Kinder.

Das müssen Sie mit Politikern besprechen, uns im Erziehungsdepartement jedenfalls geht es um die Interessen der Kinder und Jugendlichen. Sie sollen möglichst viel lernen. Und es soll ihnen dabei gut gehen. Die Schülerinnen und Schüler an ihre Grenzen führen, auch das halte ich für wichtig, obwohl ich nichts von überschiessenden Bildungsambitionen halte. Ausser beim Velofahren bin ich auch als Vater mit allen meinen Versuchen gescheitert, Bildungsprozesse zu systematisieren. Wie Kinder und Jugendliche Verstehen und Wissen aufbauen, ist ein Stück weit ein Rätsel – und das wird auch immer so bleiben.

Haben Sie es in den vergangenen zwölf Jahren einmal bereut, nicht mehr Schule zu geben?

Ich habe gerne unterrichtet, will aber auch das nicht idealisieren. Der Unterricht kann enorm toll, aber auch sehr schwierig sein. Die vielleicht dankbarste all meiner Funktionen war jene des Rektors. Überhaupt empfand ich es immer als Privileg, in allen Bereichen der Bildung gearbeitet zu haben. Das ist ein Geschenk, das Basel mir, diesem komischen Ausländer, gemacht hat.

In welcher Rolle waren Sie am besten?

Ich bin wahrscheinlich schon am ehesten der Lehrer.

Wen haben Sie denn in Ihrer Zeit im Erziehungsdepartement belehrt?

Hier – niemanden. Wo denken Sie hin!

Die SP hätte sich auch mal vorstellen können, Sie als Regierungsratskandidaten zu portieren. Sie wurden lieber Leiter Ressort Schulen – weil Sie in dieser Funktion sowieso mehr Einfluss hatten?

(Lacht.) Ein Regierungsrat hat garantiert einen ungleich grösseren Einfluss.

Das war ein Auslachen!

Sie lachen. Ihre Antwort ist also nicht ganz ernst gemeint?

Da haben Sie mein Lachen falsch interpretiert. Es war ein Auslachen – weil Sie so plumpe Fangfragen stellen. (Lacht noch lauter.)

Herr Eymann hat aber ganz offensichtlich sehr auf Sie gehört. In seiner fast schon huldvollen Verabschiedung im «Schulblatt» spricht er von «Verlassensängsten». Eine bemerkenswerte Aussage für einen Chef.

Wir haben eine sehr gute Arbeitssituation hier dank Herrn Eymann, der Menschen mag und jene Menschen, die in seinem Departement arbeiten, sehr ernst nimmt.

Was Ihnen einen grossen Handlungsspielraum gab.

Da bestehen viele falsche Vorstellungen. Bildungspolitik wird nicht von einem Machtzentrum aus gemacht, das einen totalen Zugriff bis auf die letzte Faser des Systems hat. Die Bildungspolitik «aus einer Hand» gibt es nicht. Bildungspolitik ist pluralistisch. Da gibt es viele Akteure, auch eher überraschende. Die heute viel diskutierte Integration zum Beispiel geht auf das Behindertengesetz von 2002 zurück, was damals noch niemand ganz begriffen hat. Erst im Laufe der Zeit wurde klar, welche Wirkung dieses neue Gesetz entfalten kann.

Auch kein gutes Zeichen für unsere Demokratie.

So würde ich das nicht sagen. Auch wenn die Konsequenzen 2002 noch nicht klar waren, wusste das Volk höchstwahrscheinlich schon, was es wollte: Menschen mit einer Behinderung in die Gesellschaft integrieren.

Sie gehörten als Spitzenbeamter auch zum kleinen Kreis jener Leute, die neue Gesetze entwerfen, deren Auswirkungen niemand genau einschätzen kann.

Da überschätzen Sie meine Rolle gewaltig. Ich war der Knecht, der zusammen mit andern die Arbeit ausführte (lacht). Und ein Vermittler. Im Bereich der Bildung gibt es zwei rivalisierende Demokratievorstellungen. Einerseits sind da die Regierung, das Parlament und allenfalls das Volk, die den Anspruch haben, die Eckwerte der Bildungspolitik mittels Gesetzen und Verordnungen vorzugeben. Andererseits die Schulen, die Lehrpersonen, die bei den Entscheiden, die sie direkt betreffen, mehr als nur mitreden, sondern selber gestalten möchten. In diesem Spannungsfeld versuchen wir zu vermitteln, die Gegensätze auszugleichen, Konflikte zu befrieden und Entwicklungen von «oben» nach «unten» wie von unten nach oben zu ermöglichen.

Die «Schweiz am Sonntag» hat einmal geschrieben, Ihre Kunst sei es, so zu tun, als liessen sich alle Gegensätze vereinen. Ist das Ihr Trick?

Gerade im Bereich der Bildung sehe ich auch Widersprüche, die man weder auflösen soll noch kann. Integration versus Selektion oder Individualisierung versus Gemeinschaftsbildung sind Beispiele für dialektische Ziele. Meiner Ansicht nach muss die Schule möglichst beides schaffen. Beide Pole sind der Schule zugewiesen, und es gelingt ihr ja auch, beides zusammenzudenken. Wenn Sie solche Überlegungen als mehr oder weniger erfolgreiches Lavieren taxieren möchten – bitteschön.

Wir richten uns so sehr auf die Zukunft aus. Dabei länge das Glück doch eigentlich in der Gegenwart

Sie gehen jedenfalls im richtigen Moment: Die Reformen werden nun umgesetzt, und damit beginnen die Probleme.

Natürlich kann ich jetzt nicht behaupten, es laufe alles prima, das würden gerade die Lehrpersonen zu Recht als schamlose Schönfärberei qualifizieren. Ich kann aber mit gutem Gewissen sagen, dass wir auf gutem Weg sind in Basel. Wenn ich noch etwas jünger wäre, wäre ich ohne Weiteres und gerne noch geblieben.

Was haben Sie jetzt vor?

Ich beginne meine Pension als Grossvater: Mitte Juli werden mein Sohn, meine Schwiegertochter und mein Enkel in der Schweiz Ferien machen. Darauf freue ich mich extrem. Danach könnte ich mir vorstellen, bei «LiteraturBasel» noch etwas aktiver zu sein, wo ich ja schon seit Längerem Präsident bin. Und vielleicht schreibe ich daneben auch noch.

Sie planen ein Buch?

Einen Roman wird es nicht geben – mehr möchte ich noch nicht verraten.

Aber über Ihr Spezialgebiet der Bildung gibt es doch schon mehr als genug Bücher?

Ja schon; aber eines fehlt immer …

Verraten Sie uns wenigstens, welches Buch Sie gerade am Lesen sind?

Musil, «Der Mann ohne Eigenschaften», zum zweiten Mal. Grossartig!

Warum?

Mich fasziniert nur schon das Thema. Die Moderne, in der der Mensch sich so sehr auf die Zukunft ausrichtet, auf die technische Weiterentwicklung hinarbeitet, auf das zukünftige Glück, dass dabei die Gegenwart verblasst. Dabei läge das eigentliche Glück doch eigentlich im Genuss der Gegenwart. In der Magie des Moments, im Saft des Augenblicks. Das kann man von den Kindern lernen.

Hans Georg Signer (63) kam für sein Biologie-, Mathematik- und Physikstudium nach Basel. Nach 1976 unterrichtete er am Holbein-Gymnasium und während sieben Jahren parallel dazu auch noch am Lehrerseminar als Didaktiklehrer. 1992 wurde er Rektor am Holbein-Gymnasium, 1997 Rektor am Gymnasium Leonhard, 2002 wechselte er ins Erziehungsdepartement. Politisch war Signer für die SP aktiv – vor allem zwischen 1999 und 2006 als Verfassungsrat Basel-Stadt und Präsident der Kommission Bildung und Religionsgemeinschaften.

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