Mit japanischen Managementmethoden hat Erich Lagler das SBB-Industriewerk Olten saniert. Nun soll er die skandalgeschüttelten BVB zurück auf Kurs bringen – und auf eine mögliche Fusion vorbereiten.
Nach intensiver Suche haben die Basler Verkehrsbetriebe (BVB) einen neuen Direktor gefunden. 130 Kandidaten hatten sich beworben, ein Headhunter dünnte die Selektion aus, dann entschied sich der Verwaltungsrat für den 53-jährigen Techniker Erich Lagler.
Heute Dienstag wurde Lagler der Öffentlichkeit vorgestellt, Interimschef Michael Bont rückt wieder ins zweite Glied zurück. Nach langer Karriere in der Industrie arbeitet der Solothurner Lagler derzeit noch bei den SBB, wo er das Industriewerk der Bahn in Olten «wieder wettbewerbsfähig machte und in den letzten Jahren um zweistellige Prozentzahlen wachsen» liess, wie die BVB mitteilen. Lagler machte sich einen Namen mit Prozessgestaltungen nach der japanischen Kaizen-Methode, die eine stete Verbesserung der Mitarbeiter verlangt.
Nun soll der sanfte Sanierer die zerrütteten BVB auf Kurs bringen und dabei möglichst schnell die Angestellten auf seine Seite ziehen. Auserkoren wurde er auch, wie Verwaltungsrats-Präsident Paul Blumenthal betonte, weil er sich im Auftreten von seinem Vorgänger deutlich unterscheidet. Vorgänger Jürg Baumgartner trat gegen aussen grossspurig auf («Wir wollen in die Champions League»), intern hat er mit seinem autoritären, selbstbezogenen Führungsstil das Betriebsklima nachhaltig getrübt. Baumgartner musste gehen, nachdem die «Basler Zeitung» publik gemacht hatte, dass er einer Untergebenen freizügige SMS geschickt hatte.
Was für Probleme ihn bei den BVB erwarten, wusste Lagler bei seiner Vorstellung nicht. Er werde die Lage in den nächsten Wochen analysieren. Seinen neuen Job soll er spätestens anfangs 2015 antreten. Blumenthal erwartet vom neuen Direktor mehr als die Beseitigung der toxischen Altlasten der Basler Trämmler.
Neuer Finanzchef soll Ordnung schaffen
Lagler soll die BVB wettbewerbsfähiger machen und die Kostenstruktur überprüfen. Die BVB müssten vor dem Hintergrund der laufenden Fusionsdebatte mit dem Baselbieter ÖV-Anbieter BLT effizienter werden. «Wir müssen den Nachweis erbringen, dass ein ausgelagerter, privatwirtschaftlicher Betrieb wie die BVB bessere Zahlen hat als ein halbstaatlicher Betrieb wie die BLT», sagte Blumenthal.
Präsentiert haben die BVB auch einen neuen Finanzchef: Der Deutsche Stefan Popp, zuletzt Leiter Finanz- und Rechnungswesen, soll die Buchhaltung der BVB in Ordnung bringen. Popps Vorgänger Franz Brunner gilt als verantwortlich für einen beispiellosen Vergabeskandal. Alleine im vergangenen Jahr, das brachte eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young ans Licht, vergaben die Verkehrsbetriebe Aufträge in der Höhe von 25 Millionen Franken gesetzeswidrig unter der Hand. Die Affäre beschäftigt auch die Basler Staatsanwaltschaft.
Um sich nicht Vorwürfen der Kungelei und versteckten Absprachen auszusetzen, haben die BVB nicht nur die Kandidatensuche extern vornehmen lassen. Sie haben auch den zuständigen Regierungsrat Hans-Peter Wessels auf dessen Wunsch erst über Lagler informiert, als dieser gewählt war.