Wir dehnen uns im Park, bücken uns am Rhein und pumpen vor aller Augen: Der Körperkult besetzt den öffentlichen Raum. Und ein altes Turnermotto ist wieder hochaktuell.
Kraft, das ist für Lucie Pfaendler mehr als nur Mittel zum Zweck. Die 37-Jährige Crossfit-Sportlerin und Kommunikationsfachfrau hat sich damit gerettet.
(Bild: Nils Fisch)Nach einer Phase der Bulimie und auch Drogenkonsum hatte Lucie Pfaendler genug; sie begann zu trainieren.
(Bild: Nils Fisch)Dank ihres neuen Körpergefühls fühlt sich Lucie Pfaendler jetzt wohl. Obwohl auch die physische Bewegung zum Exzess führen kann, findet sie eine Balance.
(Bild: Nils Fisch)Stimmige Atmosphäre und Yoga-Hose: Morgens um 7 Uhr findet im Rhybadhüsli Breite der Körper zu sich selbst.
(Bild: Nils Fisch)Ab und zu brauchts dennoch den helfenden – und vielleicht etwas quälenden – Händedruck des Yogalehrers.
(Bild: Nils Fisch)Im Morgengrauen bei sich sein und das unter vielen Leuten – der Massenyogatrend fängt auch im Kleinen an.
(Bild: Nils Fisch)Er läuft. Und läuft. Und läuft. Thomas Lauber trainiert alleine für den Marathon, mit Trainingsplan aus dem Web. Wenn er nicht läuft, arbeitet er bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank.
(Bild: Nils Fisch)Mit der Unterstützung von Elektronik kann Thomas Lauber sein Ziel erreichen – wenn der Körper mitmacht.
(Bild: Nils Fisch)Dieses Zaubergerät diszipliniert den Langstreckenläufer in seiner Einsamkeit. Pulsuhren sind Multifunktionsgeräte, mit denen Sportler wie Thomas Lauber zu Höchstleistungen gelangen.
(Bild: Nils Fisch)Und hoch und zwei und … Die Streetworkout-Anlage bei der Dreirosenbrücke hat sich in kürzester Zeit zu einem Hotspot der Basler Körperkraftmenschen gemausert.
(Bild: Nils Fisch)Keuchen, Schwitzen, Pumpen, Dehnen. Der Mensch trimmt sich, und die Stadt ist sein Fitnessstudio. Der Asphalt ist das Laufband, die Elektronik der Coach, der in der Pulsuhr sitzt und via App die Laufstrecke gleich der Community zugänglich macht. Und der Körper ist das Kapital.
Denn wer schamlos keucht, schwitzt, pumpt und dehnt, der scheut auch nicht die Blicke. Yoga im Rhybadhüsli, Muskelpumper neben der Dreirosenbrücke, Läufer ohnehin: Sich die Freiheit der Bewegung zu nehmen heisst auch, sich auszustellen. Ob in enger Yogahose am Rhein oder – Klischeealarm! – am Freiluftreck mit prononciertem Bi-, Tri- und Quadrizeps unter bewundernden Blicken vorwiegend weiblicher Zuschauerinnen.
Tempel der Körperlichkeit in Hochglanz
Es ist ein Körperkult zwischen dem Drang, sich den Raum zu eigen zu machen, sich auch in der Öffentlichkeit durchzustrecken, und dem Zwang, es immer wieder tun zu müssen, dem Diktat des Trainings Folge zu leisten, bevor der Aufbau wieder zerfällt. Es ist ein Körperkult zwischen der Anbetung des eigenen Gefässes seiner Seele und der Angst vor dem Verlust der Vitalität.
So bleibt neben Wohlgefühl der visuelle Reiz, die Frucht harter, lustvoll-schmerzhafter Arbeit. Der Arbeit, die den Tempel dieser irgendwo zwischen Krawattenknoten und Bürolift verloren geglaubten Körperlichkeit wieder auf Vordermann bringt.
Bewunderung nur einen Klick entfernt
Gesunder Geist in gesundem Körper, schrieb der alte Juvenal, und wenn in einer Überflussgesellschaft alles an Wert verliert, so ist es schliesslich der eigene gestählte Leib, der persönlich-musealen Wert erlangt. Die Bewunderung des nächsten Adonis ist nur einen Klick auf Instagram entfernt.
So lebt das alte Turnermotto unbeschwert in städtischer Lage: Frisch wie eine marinierte Hühnerbrust, fromm die Schnute und der Blick, fröhlich wie ein Honigkuchenpferd und frei wie der zum Sonnengruss bereite Krieger mit gebeugtem Hund.
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