Der neue Stadtentwickler will primär koordinieren

Was für eine Überraschung: Lukas Ott, langjähriger Stadtpräsident von Liestal, wird sich künftig als Vordenker der Kantons- und Stadtentwicklung voll in den Dienst von Basel stellen. Eine kluge Wahl?

Der frisch erkorene Kantons- und Stadtentwickler Lukas Ott: «An den Resultaten messen». (Bild: Alexander Preobrajenski)

Lukas Ott? Mancher Medienvertreter stutzte, als er bei der Ankündigung des neuen Basler Kantons- und Stadtentwicklers diesen Namen in der Medienmitteilung las. Lukas Ott? Der Stadtpräsident von Liestal?

Tatsächlich betrat kurz darauf eben dieser Stapi den düsteren Sitzungsraum im Erdgeschoss des Basler Rathauses. «Lukas Ott wird seine neue Stelle in der Basler Verwaltung am 1. Dezember antreten und auf diesen Zeitpunkt hin sein Mandat als Stadtpräsident von Liestal niederlegen», verkündete Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann, die sich offenkundig darüber freute, dass ihr mit dieser Wahl eine grosse Überraschung gelungen ist.

Eine Überraschung ist es, fürwahr. Aber auch eine gute Wahl?

Aus einer Liste von über 40 Bewerbungen habe sich Ott als «beste Wahl für diese Stelle» erwiesen, sagte Ackermann. Sie beschrieb ihren neuen Chefbeamten als «starke und profilierte Persönlichkeit», die sich durch eine klare und sehr umgängliche Art auszeichne. «Ich bin überzeugt, dass Ott der Kantons- und Stadtentwicklung wichtige und überraschende Impulse verleihen wird.»

Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann freut sich über den Überraschungsaspekt ihrer Wahl.

Soweit Ackermann, die als Regierungspräsidentin bekanntlich ohne Kantons- und Stadtentwickler angetreten war. Ihr Vorgänger Guy Morin hatte sich vorsorglich des ersten Amtsinhabers Thomas Kessler entledigt. Gehen musste eine ausgesprochen profilierte Persönlichkeit, ein Macher, der aber in der Funktion des reflektierenden Vordenkers und Dienstleisters für die Verwaltungsstellen, die wirklich an den Schalthebeln sitzen, nicht richtig glücklich wurde.

Vernetzender und integrativer Ansatz

Diese Funktion soll nun Lukas Ott ausfüllen. Ott ist 1966 in Allschwil geboren, Soziologe und arbeitet als Berater und Publizist in Liestal. Bekannter ist er aufgrund seines Nebenamts als Stadtpräsident von Liestal (seit 2012), mit dem sich der grüne Politiker einen guten Namen machen konnte. Unter anderem auch als Entscheidungsträger, der nicht auf Abschottung setzte und sich im Gegensatz zu vielen anderen Politpersönlichkeiten im Landkanton als Freund von Vorwärtsstrategien profilierte – Stichwort Bahnhofentwicklung, für die er in Liestal noch bis zur Volksabstimmung im November kämpfen will. Als dezidierter Befürworter einer Kantonsfusion hatte sich Ott im Baselbiet nicht nur Freunde geschaffen.

Ott selber schwärmt in den höchsten Tönen von seiner neuen Aufgabe. Er habe bereits bei der Schaffung der neuen Funktion vor acht Jahren damit geliebäugelt, sich dann aber umentschieden. Vorübergehend nur, wie sich jetzt zeigt. «Für einen Soziologen ist das Amt des Kantons- und Stadtentwicklers der grosse Jackpot.»

Er könne sich mit der Stadt Basel gut identifizieren. Er habe hier studiert, er kenne die Situation, die Herausforderungen bestens und könne die Chancen und das Potenzial  gut einschätzen. 

Die Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann und ihr neuer Kantons- und Stadtentwickler Lukas Ott.

Auf die Frage, wie er sich von seinem Amtsvorgänger Thomas Kessler abgrenzen werde, anwortete er mit diplomatischer Zurückhaltung: Er habe die Arbeit seines Amtsvorgängers stets mit grossem Interesse und mit grossem Respekt verfolgt. Lieber wolle er sich zu seinen Profilvorstellungen des neuen Amts äussern. Es sind Aussagen, die dann doch einige Unterschiede zum proaktiven Wirken Kesslers offenbaren:

«Ich stehe für einen vernetzenden und integrativen Ansatz. In erster Linie geht es um die Koordinationsfunktion zwischen den Departementen, mit der Wirtschaftsförderung, dem Planungsamt, dem Standortmarketing, aber auch mit den wesentlichen Kräften ausserhalb der Verwaltung.»    

Und Ackermann sagte dazu:

«Es ist wichtig, die Stelle mit jemandem zu besetzen, der sich durch eine hohe Sozialkompetenz auszeichnet und gut mit anderen Menschen zusammenarbeiten kann.»

Das klingt auf den ersten Moment nicht sonderlich aufregend. Aber zweckdienlich. «Ich will und kann zum jetzigen Zeitpunkt keine grossmundigen Ankündigungen von mir geben, ich werde mich erst einmal einarbeiten müssen», sagte Ott weiter.

Zur kniffligen Frage, ob denn ein politischer Repräsentant aus Liestal der richtige Mann für die Kantons- und Stadtentwicklung in Basel sei, antwortete Ott etwas ausweichend. Er sei stark in der Region Basel verwurzelt. Und: «Die Kantons- und Stadtentwicklung hört ja nicht an den Kantons- und Stadtgrenzen auf.»

Die Antwort auf die Nachfrage, ob er sich als Basel-Entwickler künftig dafür einsetzen werde, dass die Universität keine Institute an Liestal abgeben müsse, nahm ihm Ackermann ab: «Das ist ein politischer Entscheid.» Es sei ja bekannt, dass sich die Regierungen beider Basel darüber einig seien, künftige Unistandorte auf Baselbieter Boden zu prüfen.


Drei Fragen an den neuen Kantons- und Stadtentwickler

Lukas Ott im Gespräch.

Herr Ott, was ist das Potenzial der Stadt Basel und wie wollen Sie dieses stärken?

Es ist ein Zusammenwirken von mehreren Aspekten: Basel ist Humanistenstadt und daraus heraus Universitätsstadt. Es ist eine Stadt, die eine spektakuläre wirtschaftliche Entwicklung durchlaufen hat, und die Heimat ist von weltweit agierenden Konzernen, die dazu beitragen, dass Basel über einen sehr vitalen Arbeitsmarkt verfügt. Eine besondere Attraktion ist das hervorragende kulturelle Angebot. Unsere Kulturinstitutionen schneiden im Quervergleich sehr gut ab. Basel verfügt nicht zuletzt über eine sehr hohe Lebensqualität als Wohnort. Und über hohe Potenziale. Denken Sie nur an die freigewordenen Areale mit spannenden Ressourcen, die man zugunsten der Stadtentwicklung fruchtbar machen kann.

Sie haben die Universität und die Kultur hervorgehoben. Beides wird im Landkanton, aus dem Sie selbst stammen, ja stiefmütterlich behandelt.

Sie sprechen Dinge an, die ich als Kantons- und Stadtentwickler nicht beeinflussen kann. Ich werde mich einer strukturierten Aufgabe widmen, die zum Ziel hat, die Koordinationsaufgaben weiter auszubauen.  Einerseits innerhalb der Kantonsverwaltung, andererseits mit den Partnern aus der Wirtschaft und Gesellschaft in Basel und darum herum. Es sind Beurteilungsgrundlagen zu erarbeiten, Freiräume zu öffnen, damit letztlich die Politik über echte Gestaltungsmöglichkeiten verfügt.

Können Sie etwas konkreter werden?

Ich will und kann zum jetzigen Zeitpunkt keine grossmundigen Ankündigungen von mir geben. Aber es ist wichtig, dass man diese Abteilung an den Resultaten wird messen können. Das muss der Anspruch sein. Wir müssen uns am Mehrwert messen lassen, der sich aus dieser Stelle heraus ergeben wird.

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