Thomas Ruff ist der erste, der das Tram 8 auf deutschen Gleisen testen durfte. Im Gespräch erzählt der Betriebsleiter Tram von der BVB, wo es noch hakt.
Der Countdown läuft. Bald endet das Tram 8 nicht mehr in Kleinhüningen, sondern am Bahnhof von Weil am Rhein (D). Am 14. Dezember soll der Betrieb offiziell starten. Nach fast sechs Jahren Bauzeit fährt dann erstmals wieder ein Tram aus Basel über die deutsche Landesgrenze.
Der erste Spatenstich auf Schweizer Seite erfolgte 2008. Der Schweizer und der deutsche Streckenabschnitt der Tramlinie 8 wurden unabhängig voneinander gebaut, aber millimetergenau auf die Landesgrenze zu. Dort wurde die letzte Lücke im Mai 2013 verschweisst.
Den Tramgleisen stand auch das alte Zollgebäude im Weg, das durch einen Neubau ersetzt werden musste. Was nicht ganz einfach gewesen ist, da es je zur Hälfte auf Schweizer und deutschem Gebiet steht und somit zweierlei Gesetzen und Bauvorschriften genügen muss.
Nicht nur das ist mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Auch die neu errichtete Trambrücke hoch über den deutschen Bahngleisen ist trotz zahlreicher Hindernisse so gut wie fertig, so dass vor zwei Wochen die ersten Trams zu Probefahrten starten konnten. Wir haben uns mit dem BVB-Betriebsleiter Thomas Ruff getroffen, der diese Fahrten durchgeführt hat.
Wie liefen die ersten Fahrten auf den 1,6 Kilometer Tramschienen in Weil am Rhein?
Mittlerweile haben wir sowohl das Combino– als auch das nagelneue Flexity-Tram getestet. Nur diese beiden dürfen auf der Neubaustrecke fahren, da bei neu gebauten Strecken vorgeschrieben ist, dass alles behindertengerecht sein muss. Dazu braucht es Niederflurtrams. Sogar mit dem Schneeräum- und dem Putztram waren wir schon in Weil. Nach zwei Wochen Probefahrt wissen wir jetzt, wo wir noch optimieren können.
Wo harzt es denn noch?
An manchen Stellen muss die Vorrangschaltung fürs Tram noch verbessert werden. Aber das ist normal. Die wird von einem Ingenieurbüro berechnet. Vor Ort läuft dann nicht alles immer so, wie der Ingenieur es sich am Schreibtisch vorgestellt hat. Es ist für die Autofahrer ausgesprochen ärgerlich, wenn die Ampel auf Rot schaltet, lange bevor ich mit dem Tram um die Ecke komme. Solche Details passen wir jetzt an.
Gerade samstags bricht vor dem Grenzübergang in Friedlingen regelmässig der Verkehr zusammen.
Sie sagen es – die Verkehrsprobleme sind da teilweise gross. Kein Wunder, immerhin werden dort im Mehrwertsteuer-Häuschen pro Jahr eine Million grüne Zettel abgestempelt. Wir standen mit dem Tram schon mehrmals mitten im Stau und dachten zuerst, das Chaos läge an uns. Darum haben wir die Fahrten eine Zeit lang eingestellt und nur beobachtet. Und siehe da: Der Stau kam auch ganz ohne Tram zustande. Wir waren gar nicht schuld.
Wenn das Tram nicht schuld ist, wenn der Verkehr im neuen Kreisverkehr in Weil kollabiert, woran liegt es dann?
Ganz klar an der Unvernunft der Autofahrer. Ich habe mehrfach beobachtet, dass jemand mitten auf der Strasse hält, um seinen Beifahrer mit den grünen Zetteln aussteigen zu lassen. Ist der Beifahrer noch etwas schwerfällig, kann das zu ziemlichen Behinderungen führen. Erst anschliessend wird dann ein Parkplatz gesucht oder gar auf der anderen Seite nochmals mitten auf der Fahrbahn gehalten, um den Beifahrer wieder einsteigen zu lassen. So wie die Parkplätze derzeit markiert sind, blockiert das ständige Ein- und Ausparken unweigerlich die Fahrspur.
Das kann wohl kaum so bleiben.
Wir hatten diese Woche eine Besichtigung vor Ort mit zahlreichen Fachleuten, in der erste Massnahmen beschlossen wurden. Dazu gehört, dass vor dem Mehrwertsteuer-Häuschen neue Markierungen angebracht werden. Die Strasse ist dort breit genug für zwei Fahrspuren. Momentan ist keine Markierung eingezeichnet. Nun soll so markiert werden, dass eine Spur direkt zur Zollabfertigung führt und die andere zu den Parkplätzen für die Mehrwertsteuer-Abfertigung.
Kann man den Tram-Fahrplan nicht an die stauträchtigen Stosszeiten anpassen?
Das würden wir ja gern. Allerdings ist das Verkehrsverhalten vor dem Zoll völlig unberechenbar. Ich habe jetzt so viele Kilometer auf der Strecke zurückgelegt, dass ich eines sicher sagen kann: Es ist keine Regel erkennbar. Die Häufungen treten zu den unterschiedlichsten Zeiten urplötzlich auf – und lösen sich dann wieder auf. Es ist seltsam. Darauf kann man nicht mit dem Fahrplan reagieren.
«Das Verkehrsverhalten vor dem Zoll ist völlig unberechenbar.»
Droht das 8er-Tram künftig den streng auf 7,5 Minuten getakteten Basler Fahrplan durcheinander zu bringen?
Noch sind wir mitten in der Erprobungsphase. Ich denke, wir kriegen das in den Griff. Es wird ja nur jedes zweite Tram nach Weil am Rhein fahren. Und für den Fall starker Verspätungen werden wir vorsorglich ein Tram in Reserve halten. Jetzt schauen wir erst einmal, was die Massnahmen bringen.
Wie geht es für das Tram 8 weiter?
Vor einer Woche haben wir die Genehmigung der deutschen Aufsichtsbehörden zur vorläufigen Betriebsaufnahme bekommen. Bis dahin war ich der Einzige, der Trams auf den Weiler Gleisen fahren durfte. Jetzt können wir mit den Fahrschulfahrten beginnen.