Der Vergleichsdienst Comparis ist zwar nicht der einzige, aber der bei Weitem grösste Schweizer Anbieter von Versicherungsvergleichen. Ein junges Unternehmen will die Vergleiche transparenter machen. Wir haben es getestet.
Egal ob Unfallversicherung, Hausratversicherung oder Krankenversicherung: Wer sich informieren oder die Versicherung wechseln will, holt sich oft Rat auf der Webpage von Comparis.ch. Nun bekommt der Marktführer Konkurrenz. Seit dem 1. Oktober ist smartie.ch online.
Smartie will Versicherer wie Kunden mit Leistungen überzeugen, die über einen Preisvergleich hinausgehen. Wer sich einloggt, soll Service und Leistung der Versicherer auch bewerten können: Das neue Portal verspricht mehr Interaktion und Transparenz auf allen Ebenen. Vorbild war dabei der Hotelvergleichsdienst TripAdvisor.
Die Idee für Smartie stammt, kaum verwunderlich, von einem Versicherungsvertreter. Smartie wird von der Firma Andiast AG aus St. Gallen betrieben. Gründer Raghav Belavadi, vor mehreren Jahren aus Indien in die Schweiz gezogen, suchte ursprünglich nur eine Krankenversicherung für seinen Sohn. Eine Plattform, die Leistungen und Services verständlich vergleicht, fand er nicht. Und gründete deshalb selbst eine.
Comparis steht wegen Marktdominanz in der Kritik
Begrüsst wurde Smartie bereits vor dem Start von den Versicherern. Die dominante Markposition, die es Comparis erlaubt, die Vermittlungsgebühren festzulegen, ist ihnen seit längerer Zeit ein Dorn im Auge.
Auch die Art des Vergleichs auf Comparis wird kritisiert. Der Vergleichsdienst konzentriere sich auf die Prämien, die Leistung hingegen komme zu kurz, bemängeln die Versicherer. Bei Comparis falle weder guter Service noch eine kompetente Kundenberatung ins Gewicht.
Ansprechende Optik und eingeschränkte Versicherungsauswahl
Smartie beschränkt sich derzeit auf Kranken- und Autoversicherungen. Weitere Angebote sollen nach Aussage des Unternehmens im kommenden Jahr folgen. Mehrere grosse Versicherungsunternehmen machen bei Smartie mit oder haben ihre Teilnahme angekündigt.
Wer den Vergleichsdienst benutzen möchte, muss sich einloggen. Per E-Mail-Registrierung, mit Facebook oder Google+. Die Einstiegsseite ist modern, mit Videohintergrund gestaltet und unterscheidet sich damit angenehm von der Konkurrenz.
Einfach und übersichtlich in Kacheloptik
Prämien vergleichen kann man auf der neuen Plattform genau so wie bei Comparis mit wenigen Klicks. Für einen Vergleich von Krankenversicherungen genügt die Eingabe der Postleitzahl und einiger anderer grundlegender Angaben. Im Gegensatz zu Comparis verlangt Smartie auch einen Namen.
Wer Krankenversicherungen vergleichen möchte, gibt bei «smartie» die üblichen Parameter ein. (Bild: screenshot smartie.ch)
Entscheiden muss sich der Nutzer auch gleich für ein bestimmtes Versicherungsmodell wie Grundversicherung, Hausarzt, HMO. Ein direkter Vergleich ist nicht möglich – da dürfte Smartie den Versicherungen entgegengekommen sein. Zur Auswahl stehen Angebote der Versicherer ÖKK, Helsana, Swica, Groupe Mutuel, CSS und Sanitas.
Das ergibt 21 Versicherungsangebote, dargestellt in Kachelform. Sortieren lassen sie sich nach Preis oder Bewertung. Dies erfolgt nach einem Sternesystem, wie man es von verschiedenen anderen Plattformen kennt.
Smartie (links) versus Comparis im Vergleich. (Bild: smartie.ch/comparis.ch)
Preislich unterscheidet sich das günstigste Ergebnis um etwa 100 Franken vom Vergleich auf Comparis. Der bezieht dabei allerdings nicht nur die Grundversicherung, sondern auch das HMO-Modell mit ein. Einen Menüpunkt, über den sich eine Versicherung bewerten lässt, haben wir nicht gefunden.
Angst vor Stimmenkauf hat man bei Smartie nicht
Gekaufte Positivbewertungen, wie es von verschiedenen Portalen bekannt ist, fürchtet Smartie nicht, sagt Thomas Löhrer, Medienvertreter des Start-ups. Zumindest dem Portal gegenüber müssten Benutzer sich mit einer E-Mail-Adresse oder einem Social-Media-Profil identifizieren. Damit will Smartie die Kontrolle über die Bewertungen behalten.
Fündig wird im Smartie-Menü auch, wer einen Versicherungsberater sucht. Wer möchte, kann dann direkt per Videochat Kontakt aufnehmen und den Berater auch bewerten. Vorausgesetzt, der Berater ist online, was bei unserem Versuch in den frühen Morgenstunden nicht der Fall war.
Per Videochat zum Berater: wer einen sucht, kann durch «smartie» direkt Kontakt aufnehmen. (Bild: screenshot smartie.ch)
Nutzer-Foren und Video-FAQ
Weiter im Programm sind Community-Foren, in denen sich Nutzer per Chat austauschen können. Derzeit noch befüllt mit Modellfragen, da das Portal ja gerade erst online gegangen ist. «Meine Kinder sind 4 Jahre alt und 10 Monate. Vermutlich kommt einiges an Zahnkosten auf uns zu. Wann ist der richtige Zeitpunkt, das zu versichern?», fragt dort zum Beispiel ein Konsument.
Die Forenansicht auf der neuen Vergleichsplattform. (Bild: screenshot smartie.ch)
Foren zu Versicherungsfragen gibt es auch an anderen Orten im Netz. Es ist eine gute Idee, diese Fragen dort zu platzieren, wo Versicherungsanbieter tatsächlich erreicht werden können. Entscheidend wird wohl sein, wie die Versicherer diese Möglichkeit zum Austausch mit potenziellen Kunden nutzen werden.
Smartie setzt zudem auf ein weiteres zeitgemässes Kommunikationsmittel: Wer mehr über Franchise, Unfallversicherung, Hausarztmodell erfahren will, findet die Erklärung dazu in einem kurzen Video. Etwa 100 solcher Filme hat man bereits erstellt, weitere sollen hinzukommen. Dabei folgt Smartie den Kundenbedürfnissen. «Wenn wir feststellen, dass ein bestimmtes Thema Aufmerksamkeit bekommt, produzieren wir ein Video dazu», sagt Thomas Löhrer.
In 30 Sekunden von Smartie erklärt: grundlegende Fragen zu Versicherungsdingen. (Bild: screenshot smartie.ch)