Die Entwicklung des EuroAirports in sieben Grafiken

Immer mehr Passagiere, nicht mehr Flugzeuge, dafür umso mehr Lärmklagen. Wir zeigen, wie sich der EuroAirport Basel-Mulhouse in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt hat.

Euroairport Fluglärmbeschwerden (Bild: David Bauer)

Immer mehr Passagiere, nicht mehr Flugzeuge, dafür umso mehr Lärmklagen. Wir zeigen, wie sich der EuroAirport Basel-Mulhouse in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt hat.

Die Passagierzahlen steigen rapide an.

2012 waren es über 5,35 Millionen Menschen, die am EuroAirport landeten oder abflogen.

Die Hälfte der Passagiere fliegt mit Easyjet

Wer in den 1990er-Jahren mit der Swissair nach New York flog und das Ticket in Basel kaufte, bekam in der Regel einen Crossairflug nach Zürich obendrauf. Der EuroAirport war eingebunden in das Hubsystem der Swissair und diente deshalb nicht zuletzt als Zubringer für Zürich.

Heute ist Easyjet (Switzerland) mit 51 Prozent Marktanteil die ­dominierende Airline am Euroairport; als nächstgrösste Liniengesellschaft folgt abgeschlagen Air France mit 7 Prozent, dahinter liegen Lufthansa und Swiss mit 6 und 5 Prozent der Passagiere. Wer heute von Basel nach Zürich fliegen will, muss auf einen Taxiflug ausweichen: Als Destination für Linienflüge ist der grösste Schweizer Landesflughafen am EuroAirport Basel-Mulhouse nicht mehr aufgeführt.

Es starten und landen allerdings weniger Flugzeuge als im Jahr 2000. 

In den 1990er-Jahren, zu den Hochzeiten der Crossair, fanden auf den Pisten des EuroAirports gut ein Drittel mehr Starts und Landungen statt als heute. Ab 1996 lagen die Flugbewegungen über 110 000, stiegen bis 2001 auf 123 000 und fielen dann in nur drei Jahren auf unter 80 000. Bis 2011 blieb der Wert stabil; seizther nahmen die Bewegungen auf knapp 90 000 zu.

Wie ist das möglich, wo doch die Passagierzahlen von knapp 3,8 aufrund 5,8 Millionen angesteiegen sind? Ganz einfach: Heute fliegen weniger, aber grössere Maschinen ab Basel. Die Crossair-Flotte bestand zum grössten Teil aus Maschinen mit rund 50 Sitzplätzen. Der heute in Basel am häufigsten eingesetzte zweitkleinste Airbus A319/20 nimmt bis zu 154 Passagiere auf; bei Billig-Airlines wie Easyjet ist zudem die Auslastung sehr hoch.

Der «Schutzverband der Bevölkerung um den Flughafen Basel-Mulhouse» befürchtet, dass die Flugbewegungen wieder deutlich zunehmen könnten; laut Lärmkataster ist die Obergrenze bei 147 000 Bewegungen angesetzt – das sind 65 Prozent mehr als heute.

Weniger Flugzeuge heisst nicht unbedingt weniger Lärm. 

Die Zahl der Beschwerden nahm seit 2000 stark zu, zunächst vor allem von französischer Seite, von 2008 bis 2010 stiegen die Beschwerden aus der Schweiz massiv an. Seit 2011 gibt es wieder weniger Beschwerden aus der Schweiz, womit auch die Gesamtzahl wieder rückläufig ist.

Wenige Hundert Personen sind für die Zehntausenden Beschwerden verantwortlich.

Auffallend bei den Beschwerden ist, dass die Zahl der Beschwerdeführer vergleichsweise klein ist. Im Schnitt reichte 2012 jeder Beschwerdeführer 80 Beschwerden wegen Fluglärm ein.

Noch nie so viele Südanflüge wie im Juli 2013

Von Gempen bis Allschwil kann man seit sechs Jahren hören, woher der Wind weht: Nordwind bedeutet Fluglärm im Minutentakt. Schuld ist das Instrumentenlandesystem ILS 33, das am 20. Dezember 2007 in Betrieb genommen wurde und das bis dahin angewandte Sichtanflugsverfahren ablöste. Bei Nordwind schaltet das System auf Südanflug auf Piste 33 um. Die Zahl solcher Überflüge darf zehn Prozent aller Bewegungen pro Jahr nicht über­steigen. In den letzten Jahren wurde der Wert knapp unterschritten, nur in einzelnen Monaten gab es bis 50 Prozent Südanflüge.

Gemäss einer Studie des deutschen Wetterdienstes blies der Wind zwischen 2003 und 2010 vor allem aus West und West-Südwest. Wie stark die Schwankungen sein können, zeigen allerdings die Daten für die ersten sechs Monate des Jahres 2010: Damals herrschten nördliche Winde vor. Einen Rekord gab es auch jüngst: Noch nie wurde der Euroairport im Ferienmonat Juli so oft von Süden angeflogen wie im Jahr 2013.

Weniger Fracht, das soll sich aber wieder ändern

Der Transport von Gütern ab EuroAirport ist für den drittgrössten Flughafen des Landes ein wichtiges Geschäft. Allerdings ist das Volumen nach 2001 von damals über 120 000 Tonnen pro Jahr auf deutlich unter 100 000 Tonnen eingebrochen. Als Swissair und Crossair noch unterwegs waren, hat der Flughafen 12 Vollfrachtflüge in der Woche abgefertigt – heute ist es einer; daneben fliegen täglich vier bis fünf kleinere Expressfrachtflüge der einschlägigen Gesellschaften. Im vergangenen Jahr ist die Tonnage aufgrund von Bauarbeiten unter die zwischenzeitlich wieder erreichten 100 000 Tonnen gefallen.

Mit dem neuen, klimatisierten Frachtterminal im Sektor 4, welches der EuroAirport 2014 eröffnen wird, soll sie deutlich ansteigen. Heute decke man 20 Prozent der Frachtbedürfnisse der Region Basel ab, dann sollen es 50 Prozent werden. Vermehrte Frachtflüge sind zu erwarten. Allerdings ist Luftfracht nicht immer in der Luft. In Basel bleibt sie sogar mehrheitlich am Boden: Zwei Drittel werden in Basel nicht auf Flugzeuge, sondern auf Lastwagen verladen und zu einem der grossen Hubs – zum Beispiel nach Frankfurt – gefahren. In Zürich mit einer Tonnage von rund 400 000 Tonnen ist das Verhältnis ­gerade umgekehrt.

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