Die falschen Legionäre müssen weg

Ein Schnappschuss mit einem Legionär gehörte lange zu den beliebten Souvenirs einer Rom-Reise. Doch weil die Legionäre immer aggressiver auftraten, wurde das Treiben nun verboten.

Ein Bild der Vergangenheit: Vor Touristenattraktionen wie dem Kollosseum werden keine Legionäre mehr geduldet.

Ein Sizilianer soll die italienische Hauptstadt auf den rechten Pfad führen: Francesco Paolo Tronca gibt sich als Sheriff und räumt mit dem wilden Treiben im Stadtbild auf.

Noch vor wenigen Tagen stand sich Giulio in der Nähe des Pantheons in Rom die Füsse in den Boden. In Ledersandalen, mit verbeultem Brustpanzer, einem Helm, auf den er die Borsten eines roten Besens gesteckt hatte. Solche falschen Legionäre, Zenturionen und Cäsaren tummelten sich jahrelang an touristischen Hotspots der Stadt. Doch nun soll mit dem Spektakel Schluss sein.

Rom wird nach dem Rücktritt von Bürgermeister Ignazio Marino von einem Kommissar verwaltet, der sich als Sheriff gibt. Der 63-jährige Sizilianer Francesco Paolo Tronca war schon Polizeichef von Mailand. Seit Oktober soll er die nicht erst nach den jüngsten Mafiaskandalen aus den Fugen geratene italienische Hauptstadt bis zu den Bürgermeister-Wahlen im Frühsommer auf den rechten Pfad führen. Eine seiner ersten Massnahmen ist ein Erlass, der mit dem wilden Treiben im Stadtbild aufräumt. Die falschen Legionäre müssen weg.

Zahlungsunwilligen Touristen konfiszierten die Legionäre schon mal den Fotoapparat.

«Take a picture, Kleopatra?», fragten Giulio und sein Kompagnon Davide Touristinnen aus Übersee. Um nach geschossenem Schnappschuss abzukassieren. Man macht sich schliesslich nicht freiwillig lächerlich, und das in klirrender Novemberkälte. Früher forderten die selbsternannten Erheiterer fünf Euro pro Foto-Shooting, später waren es auch zehn Euro. «Es gibt auch Russen, die stecken dir 50 Euro zu, wenn du sie gut unterhältst», erzählte Giulio vor Monaten.

Vom Kolosseum, der einzigartigen Kulisse für Fotospässe dieser Art, waren Giulio und seinesgleichen bereits vor Jahren von der Stadtverwaltung vertrieben worden. Am Pantheon oder der Fontana di Trevi ging der Konkurrenzkampf weiter, oft gegen Rumänen, die in dem Zinnober ebenfalls eine einträgliche Geldquelle erkannt hatten.

Rom räumt auf

Auch deshalb wurden die Sitten immer rauer. Zahlungsunwilligen Touristen konfiszierten die Legionäre schon mal den Fotoapparat. Immer wieder kam es auch zu Schlägereien zwischen rivalisierenden Zenturionen. Nie schritt die Stadtverwaltung definitiv gegen das regellose und illegale Geschäft ein, oft um uralte Privilegien nicht zu beschneiden. Letztendlich wurden diese Ritter der traurigen Gestalt auf den Strassen geduldet, wie so vieles in der Stadt.

Der Sizilianer Tronca scheint nun ernst zu machen. Sein Vorteil ist, dass er nicht auf Wählerstimmen schielen muss, wie die Zuständigen vor ihm. Auslöser für die Aufräumarbeiten war der Beginn des von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit am 8. Dezember, zu dem Millionen Pilger in der Stadt erwartet werden. Den Legionären drohen nun Bussgelder in Höhe von 400 Euro sowie die Beschlagnahmung der Kostüme. Einen neuen Job müssen sich künftig auch Dutzende Ticket-Agenten suchen, die Touristen vor Museen in Rom auflauern. Verboten sind künftig auch kommerzielle Fahrradtransporte per Rikscha. Bis Rom zur Law&Order-Metropole wird, dürften allerdings noch ein paar Jahrzehnte vergehen.

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