Die Grünliberalen treten mit einer Frau zur Regierungsersatzwahl vom 18. Mai an. Sie möchten mit Martina Bernasconi die CVP aus der Exekutive verdrängen. Die 48-Jährige geht davon aus, dass sie die Wahl schafft.
Die Basler Grünliberalen machen der CVP den Regierungssitz streitig: Die Partei schickt Martina Bernasconi ins Rennen um den Posten des zurücktretenden Gesundheitsdirektors Carlo Conti. Dies gab die GLP am Mittwoch vor den Medien in der «Mitte» bekannt. «Ich würde sehr gerne meine Kompetenzen und Erfahrungen in die Exekutive einbringen. Ich bin ein Mensch, der gerne gestaltet und Verantwortung übernimmt – ich bin ein politisches Wesen mit grosser Leidenschaft fürs Handeln», sagte Bernasconi. Zudem sei sie zielorientiert und entscheidungsfreudig.
Martina Bernasconi sitzt seit 2009 für die GLP im Grossen Rat. Sie gehört dort unter anderem dem Grossratsbüro und der Bau- und Raumplanungskommission an. Die 48-Jährige hat seit 2002 eine Philosophische Praxis und unterrichtet an der Berufsfachschule Gesundheit Sozialwissenschaften. Nach ihrem Philosophie-, Literatur- und Medienwissenschaftsstudium in Basel, Berlin und New York arbeitete sie in der Dramaturgie des Theater Basels und lehrte an der Universität und Fachhochschule Philosophie und Wirtschaftsethik. Bernasconi war bereits mal von 1998 bis 2000 Mitglied des Grossen Rates, damals für die Frauenliste Basel. Sie wollte eigentlich schon 2012 für die Regierung kandidieren, unterlag in der Partei jedoch mit klarem Mehr gegen Emmanuel Ullmann, 2000 trat sie zudem für die Frauenliste an.
«Mit unserer Kandidatur für die Regierung wollen wir der Wählerschaft eine echte Auswahl aus der politischen Mitte geben. Wir wollen eine klare, liberale und ökologische Alternative zur rechts- und mittebürgerlichen Kandidatur», sagte Parteipräsident David Wüest-Rudin. Er bezeichnete seine Kollegin als «engagierte und motivierte» Frau. Bernasconi sagte, dass es der jetzigen Mitte an «Pep, Mut und Frische» fehle. «Genau das wollen wir einbringen.»
Frauenbonus und linke Stimmen
Mit Bernasconi erhält der Kronfavorit Lukas Engelberger (CVP) plötzlich ernstzunehmende Konkurrenz, und die Ersatzwahl vom 18. Mai 2014 wird spannender als erwartet: Denn die Grossrätin kann auf den Frauenbonus zählen und dürfte auch im linken Lager einige Stimmen holen. Strategisch ist die Kandidatur Bernasconis für die GLP sinnvoll. Keine Chancen werden dem SVP-Kandidaten Thomas Egloff attestiert. Die Regierungsratsanwärterin sagte denn auch: «Ich rechne mir grosse Chancen aus. Ich habe das Gefühl, dass ich am 18. Mai gewählt werde.»
Laut der GLP-Grossrätin Katja Christ-Rudin schlägt die Partei mit ihrer Kandidatur dem Volk wenigstens eine Frau zur Wahl vor. Dies sei auch nötig, zumal die Basler Bevölkerung vor Kurzem eine Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsgremien staatsnaher Betriebe an der Urne befürwortet hatte, sagte sie. «Und die Regierung ist mehr als ein staatsnaher Betrieb. Deshalb ist es wirklich Zeit, dass jemand von der Mitte mal eine Frau bringt.»
Man sei sich bewusst, dass man mit der Kandidatur Etabliertes in Frage stelle und gewisse Parteien einen Anspruch auf einen Sitz hätten. Christ-Rudin: «Wir finden aber, dass Etabliertes auch mal hinterfragt werden darf, das machen andere Parteien viel zu wenig. Das Volk braucht gescheite Köpfe, gerade in der Regierung sind Persönlichkeiten gefragt.»
GLP hat am wenigsten Wähleranteil
Bei den letzten Grossratswahlen 2012 erzielte die GLP 5 Prozent Wähleranteil, die CVP 7,3 Prozent und die SVP 15 Prozent. «Mathematisch gesehen hätte ganz klar die SVP Anspruch auf einen Regierungssitz. Aber es geht auch um Diversität und darum, dass ich eine Frau bin», so Bernasconi. Der Unterschied zwischen GLP und CVP sei zudem nicht sehr gross (diese beide Parteien gingen bei den Nationalratswahlen 2011 noch eine Listenverbindung ein). Sie geniesse auch Sypmathien im bürgerlichen Lager.
Und David Wüest-Rudin ergänzte: «Es gibt keine Erb-Monarchie für parteigebundene Sitze der Regierung.» Wüest-Rudin gilt seit längerem als potenzieller Anwärter für einen Regierungratsposten. Auf die Frage, ob er sich selber eine Kandidatur überlegt habe, antwortete er: «Wir haben uns sehr gut überlegt, wer kandidieren könnte. In der jetzigen Situation ist Martina Bernasconi genau die richtige Person.»