Die Nähe macht es aus

Eine Auswertung der TagesWoche zeigt: In den Basler Parkhäusern sind fast immer mindestens 1000 Plätze frei. Komfortabel ist die Situation trotzdem nicht.

Steinenparking (Bild: Stefan Borer)

Eine Auswertung der TagesWoche zeigt: In den Basler Parkhäusern sind fast immer mindestens 1000 Plätze frei. Komfortabel ist die Situation trotzdem nicht.

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Da nimmt man den Wagen in die Stadt – und findet keinen Parkplatz. Alle sind besetzt oder für Kurzparkierer reserviert. Also weitersuchen. Und trotzdem keinen Platz finden. Es bleibt das Parkhaus.

15 Basler Parkhäuser sind dem Parkleitsystem angeschlossen, fünf davon betreibt der Staat. Wochentags stehen gut 4500 Plätze zur Verfügung. Auf der Website des Parkleitsystems wird publiziert, wie viele freie Parkplätze aktuell in den einzelnen Parkhäusern frei sind. Die TagesWoche hat vom 21. März bis zum 8. April diese Daten gesammelt und ausgewertet. Siehe da: Es gibt zu jeder Zeit freie Plätze – meist sind es über 1000.

Meist, aber nicht immer. Schauen wir uns Donnerstag, 4. April, an – ein normaler Donnerstag ohne Feiertage vorher oder nachher. Um 14.25 Uhr sah die Lage fast prekär aus: Nur gerade 927 Parkplätze waren zu dem Zeitpunkt frei. Das sind doch viele, scheint es. Nein, sind es nicht, vergleicht man mit anderen Tagen und Zeiten. Dass weniger als 1000 frei sind, ist eine grosse Ausnahme. Bei genauem Hinsehen fällt auf: Je weiter entfernt vom Zentrum ein Parking ist, desto mehr Plätze sind frei (siehe Karte).

Die Grösse der Kreise zeigt die Grösse der Parkhäuser an. Grün = mehr als 100 freie Parkplätze, gelb = 51-100, orange = 10-50, rot = weniger als 10.

Zentrale und daher beliebte Parkings sind oft kleiner als jene am Stadtrand: Das gut ausgelastete Storchenparking an der Schifflände hat 140 Plätze, im weniger zentralen und weniger beliebten Cityparking beim Unispital finden 900 Autos Platz.

Nachmittags am meisten Autos

An Werktagen folgt die Auslastung stets demselben Muster: Ab sechs Uhr bis 9.30 Uhr füllen sich die Parkings rasch. Im Lauf des Tages kommen weitere Autos hinzu, sodass die meisten Parkings am frühen Nachmittag am besten besetzt sind. Ab 16 Uhr bis 20 Uhr leeren sie sich fast so schnell, wie sie sich am Morgen gefüllt haben.

Daher verwundert es nicht, dass im «Storchen» an besagtem Donnerstag um 14.25 Uhr nur noch zwei Plätze frei waren und im grossen Cityparking nur noch 21. Auch das wesentlich kleinere Anfosparking in der Aeschenvorstadt war mit nur noch sechs freien Plätzen fast voll (vergleiche untenstehende Grafik zur Auslastung der am stärksten frequentierten Parkhäuser).

Jetzt mögen Sie denken: Hauptsache, es gibt immer freie Plätze. Für Organisationen wie den Touring Club Schweiz ist die Situation dennoch unbefriedigend, wie der Basler TCS-Präsident und FDP-Grossrat Christophe Haller sagt. Sein Anliegen: «Es ist wichtig, mit dem Kunstmuseum-Parking ein weiteres Parkhaus nahe des Zentrums zu errichten.»

Doch die kürzlich geführte Grossratsdebatte um dieses Parkhaus endete ungewiss – und mit einer aussergewöhnlichen Verknüpfung zweier Dossiers: Das Kunstmuseumparking soll nur gebaut werden, wenn die Initiative gegen die Sperrung der Mittleren Brücke für den Individualverkehr zurückgezogen oder abgelehnt wird. Inzwischen ist klar: «Die Initiative kommt!» Das versichert Peter Winiker vom Initiativkomitee. Die «meisten Mitglieder» wollten es so.

Werfen wir nochmals einen Blick auf unsere Statistik. Am frühen Samstagmorgen, 6. April, waren praktisch alle 5300 Parkplätze, die am Wochenende zur Verfügung stehen, frei. Selbst im «Storchen» standen nur vier Autos. Und das ebenfalls beliebte Steinenparking mit seinen 520 Plätzen war nur zu einem Prozent ausgelastet. Generell gibt es an Samstagen immer viele Parkplätze.

Hoffnung auf Preissenkungen

«Wo ist das Problem?», mögen Sie sich fragen – womit wir beim Geld wären. In Parkhäusern parkieren kann teuer werden. Eine Stunde in den staatlichen Häusern kostet einen bis drei Franken, wobei es im «Storchen» tagsüber vier Franken kostet. Das ehemalige Jelmoli-Parkhaus an der Rebgasse kostet 3.50 Franken – und ist als einziges zentrales Parking nur selten stark ausgelastet.

Hier sieht Haller Potenzial: «Bei einem Überangebot würden die Preise sinken». Dass bereits jetzt ein Überangebot bestehe, habe mit der «schlechten Lage» vieler Parkings zu tun. «Die Leute wollen dort parkieren, wo sie einkaufen», sagt er. Fazit: Autofahrer wollen mit dem Wagen möglichst vor den Laden fahren. Noch ist das in der Innenstadt teilweise möglich, wenn auch umständlich. Doch die Politik geht in Richtung verkehrsfrei.

Der Initiative gegen die Sperrung der Mittleren Brücke werden wenig Chancen eingeräumt, was die Chancen für das Kunstmuseumparking erhöht. Bis dahin verschwinden weitere oberirdische Plätze: Allein mit der Aufhebung des Birsigparkplatzes fallen Dutzende Plätze weg. Ersatz findet sich im nahen Elisabethenparking – das kaum je über die Hälfte ausgelastet ist.

GRAFIK: Auslastung der einzelnen Parkhäuser im Tagesverlauf
Donnerstag, 4. April, der Tag im Untersuchungszeitraum mit der stärksten Auslastung: Nur vier Parkhäuser sind über einen längeren Zeitraum praktisch voll ausgelastet (über 95%, rot), manche bleiben den ganzen Tag zu mehr als der Hälfte leer (grün). Zum Vergrössern anklicken, Rohdaten ansehen.

Parkhausauslastung in Basel am 4. April 2013

(Bild: David Bauer)

Quellen

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 12.04.13

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