Die Rückkehr der Mubarak-Getreuen

«Feloul» nannten die Ägypter nach der Revolution die Anhänger Mubaraks despektierlich. Inzwischen hat der Wind gedreht: Die «Ehemaligen» sind wieder salonfähig und planen ihre Rückkehr, angeführt von Ahmed Ezz, Stahltycoon und einst Wahlkampf-Manager in der Mubarak-Partei.

Am Nil mitten in Kairo steht immer noch das verkohlte Gebäude der Mubarak-Parteizentrale. (Bild: Astrid Frefel)

«Feloul» nannten die Ägypter nach der Revolution die Anhänger Mubaraks despektierlich. Inzwischen hat der Wind gedreht: Die «Ehemaligen» sind wieder salonfähig und planen ihre Rückkehr, angeführt von Ahmed Ezz, Stahltycoon und einst Wahlkampf-Manager in der Mubarak-Partei.

Am Tag des Zorns, dem 28. Januar 2011, ging die Zentrale von Mubaraks Nationaldemokratischer Partei (NDP) in Flammen auf. Wie eine Trutzburg steht der verkohlte 15. stöckige Koloss immer noch in zentraler Lage am Nil in Kairo. Er soll abgerissen werden. Die einstigen Herren haben trotz Parteiauflösung längst begonnen, sich neu zu organisieren. Mit der Ankündigung zu Wochenbeginn von Ahmed Ezz, einem der einflussreichsten Feloul, als Kandidat für die für Frühjahr geplanten Parlamentswahlen anzutreten, ist der Startschuss für die Rückkehr der Mubarak-Getreuen auf die politische Bühne gefallen.

Ahmed Ezz ist das Symbol der politischen und ökonomischen Korruption im Mubarak-Regime. In zwei Jahrzehnten hatte der heute 55-jährige Zivilingenieur ein marktbeherrschendes Stahlimperium aufgebaut. Möglich wurde das durch die enge Verzahnung von Politik und Wirtschaft, von der Weltbank als Cronyismus eingestuft. Ein System, das von Mubarak-Sohn Gamal installiert worden war. Ein enger Kreis von Geschäftsleuten profitierte von Monopolen über dubiose Landkäufe bis zu fragwürdigen Krediten von Staatsbanken und zur Manipulation von Finanzmärkten. In der NDP war Ezz politischer Sekretär und damit verantwortlich für Wahlfälschungen 2010, dem letzten Urnengang vor dem Sturz Mubaraks im Frühjahr 2011.

Mit dem Vorstoss von Ezz würde auch Präsident Abelfattah al-Sisi in die Ecke gedrängt, endlich sein wirkliches Gesicht zu zeigen, sagt der Politologe voraus. Denn noch immer sei nicht klar, ob sein Regime eine Verlängerung der Mubarak-Ära sei oder hinter den Werten der Revolution stehe, präzisiert Nafaa. Sisi laviert.

Einmal erklärt er, es gebe keine Rückkehr zu den Mubarak-Zeiten, dann zeigt er aber keine Berührungsängste, etwa mit der Ernennung kürzlich von Fayza Aboul Naga zur nationalen Sicherheitsberaterin. Aboul Naga war langjährige Ministerin unter Mubarak und Speerspitze der Kampagne gegen ausländischer NGOs.

Nach der Revolution von 2011 haben junge Aktivisten eine Kampagne «Emsek Feloul» – «Ergreift die Feloul» – lanciert und etwa 10’000 Namen und Funktionen der auf 60’000 geschätzten NDP-Funktionsträger im ganzen Land veröffentlicht. Sie fanden damals, die hätten in der Politik nichts mehr zu suchen. Vier Jahre später planen die Feloul ihre Rückkehr und versuchen, den negative besetzten Begriff möglichst aus dem Sprachgebrauch zu verdrängen.

Nächster Artikel