Ohne Genossenschaften hätte sich die Schweiz nicht zu dem entwickelt, was sie heute ist.
Im Unterschied zur Politik haben die Genossenschaften in der Schweiz das UNO-Jahr der Genossenschaften sehr wohl wahrgenommen. Migros und Coop veröffentlichten Grundsatzartikel in ihren Zeitungen. Die grossen Genossenschaften schlossen sich zu einer Interessengemeinschaft zusammen, welche auch die Professur von Franco Taisch am «Kompetenzzentrum für Genossenschaftsunternehmen» in Luzern unterstützt. Ende September fand in Luzern ein «Genossenschaftskongress» statt.
Die NZZ legte am 10. September unter dem Titel «Genossenschaft als Kulturgut» eindrücklich dar, wie wichtig die Genossenschaften schon fast seit 1291 für die Entwicklung der Schweiz als eigenständiger und direktdemokratischer Staat waren. Die europäische Geschichte sei «stark vom Gegensatz zweier verschiedener Gesinnungen geprägt», kann man da lesen, «von Herrschaft und Genossenschaft», wobei dieser Gegensatz wohl der wichtigste sei, den die Sozialgeschichte kenne.
Im Unterschied zu den «obrigkeitlich-bürokratischen» Staaten rund um sie habe sich die Schweiz lange vor 1848 aus den Genossenschaften zu einem «gesellschaftlich-demokratischen» Staatswesen entwickelt. Nicht durch eine übergeordnete Macht von oben, sondern «durch freie Zusammenarbeit an gemeinschaftlichen Aufgaben». Das «genossenschaftliche Ordnungsprinzip» liege dem «von unten nach oben aufgebauten Gemeinwesen» der Eidgenossenschaft zugrunde. Und es prägt die Politik des Landes bis heute. 1881 wurden die Genossenschaften im Schweizerischen Obligationenrecht (OR) in den Artikeln 828 bis 925 verankert.
Aktuelle Umfragen zeigen, dass 91 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer eine positive Meinung von Genossenschaften haben. Auf einer Werteskala von 1 bis 10 erreichen sie 7,2 Punkte, Aktiengesellschaften hingegen nur 4,7.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 14.12.12