Die Suche nach einem neuen Schweizerpsalm

Bis in einem Jahr will eine Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) eine neue Landeshymne «auf der Basis der bisherigen Melodie» evaluieren. Politiker bleiben kritisch. Die SVP etwa will «wenn überhaupt eine neue Hymne, dann am besten Alperose von Polo Hofer».

Am besten für die neue Nationalhymne würde sich das Lied «Alperose» von Polo Hofer eignen, finden einige. (Bild: zVg)

Bis in einem Jahr will eine Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) eine neue Landeshymne «auf der Basis der bisherigen Melodie» evaluieren. Politiker bleiben kritisch. Die SVP etwa will «wenn überhaupt eine neue Hymne, dann am besten Alperose von Polo Hofer».

Der gottesfürchtig-schwülstige Text der Schweizer Landeshymne steht schon lange und immer mehr in der Kritik: «Gott dem Herrn im hehren Vaterland» wird «in Gewitternacht und Grauen» heute die grosse Mehrheit der Bevölkerung kaum mehr «kindlich vertrauen». Vorab die inzwischen stimmberechtigten Frauen nicht, die im ganzen Text schlicht ignoriert und übergangen werden. Wie ja auch der ganze «Schweizerpsalm» aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt und ein hoffnungslos veraltetes Kirchenlied ist. 1961 wurde es nur darum Nationalhymne, weil die Briten damals darauf pochten, unsere frühere Hymne («Rufst Du mein Vaterland») sei eigentlich die ihre.

Ein weiterer Versuch

Seither hat es immer wieder Versuche und Vorstösse gegeben insbesondere den unmöglichen Text, den in Fussballstadien zum Glück niemand versteht, abzuschaffen und durch einen neuen zu ersetzen. Dabei ist es fraglich, ob überhaupt ein Text nötig sei. Die spanische Hymne zum Beispiel hat keinen. Sie sind jedoch alle gescheitert – zuletzt 2004 ein parlamentarischer Vorstoss der Berner SP-Nationalrätin Margret Kiener-Nellen.

Jetzt nimmt die SGG (Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft), die auch die Rütliwiese «verwaltet» einen neuen Anlauf: Sie hat jedermann schweizweit aufgerufen ihr per «Adresse Kaufmann Rüedi Anwälte z. Hd. Andrea Meule am Alpenquai 28a in 6005 Luzern» oder per Internet auf chymne@krlaw.ch Vorschläge für eine neue Landeshymne einzureichen. Dabei soll «die melodische Linie der bisherigen Hymne beibehalten» werden. Wichtig: Auch die neue Hymne müsse «singbar» sein. Ist dies die heutige?

Weder Casting noch Voting

Und auch bezüglich Text setzt die SGG enge Leitplanken: Der soll sich an der Präambel der Bundesverfassung orientieren. Neu getextet wird also «im Namen Gottes des Allmächtigen». Aber nur bis Ende Juni 2013. Dann nämlich ist Einsendeschluss. Eine breit gefächerte Jury filtert dann zunächst offensichtliche «Leider-Nein-Beiträge» raus, bis nur noch 50 Vorschläge vorliegen.

Diese werden dann von selbiger Jury auf die «maximal 10 besten Beiträge» dezimiert. Es folgt die Übersetzung in alle vier Landessprachen. Und Ende nächsten Jahres soll die «öffentliche Kür des Siegerbeitrags» stattfinden. Wobei man «weder ein Casting, noch ein Voting» wolle. Das Endresultat wird dem Bundesrat übergeben.

«Alperose» statt «allmächtiger Gott»

Schlussendlich dürfte das Parlament entscheiden können. Doch in den Räten steht man der ganzen komplizierten Übung eher kritisch gegenüber: Die SVP-Fraktion etwa ist der Meinung, es brauche doch gar keine neue Hymne, die alte sei gut genug und man habe sich an sie gewöhnt.

In anderen Fraktionen überlegen sich Volksvertreter ob sie dem Bundesrat nicht ein einfacheres Verfahren vorschlagen sollen: Statt wieder lange und kompliziert von oben herab zu evaluieren, könnte man doch jene verbreitete Hymne zum neuen «Schweizerpsalm» küren, die in den letzten Jahrzehnten vorab in der Deutschschweiz – aber auch darüber hinaus «organisch von unten gewachsen» sei – den Song «Alperose» des Berners Polo «National» Hofer.

Mit gewissen Anpassungen am Text und Adaptionen in den drei anderen Landessprachen fände dieses Lied in der breiten Bevölkerung breite Akzeptanz und sei jedenfalls «mehrheitsfähig». Zehntausende könnten vor Nationalspielen im Stade de Suisse den Refrain «Alperose… chöme mir i Sinn…» problemlos und mit Freude korrekt vortragen.

Das leuchtet auch der kritischen SVP ein, die «grundsätzlich für die Beibehaltung der heutigen Nationalhymne» ist: «Wenn schon Möglichkeiten für eine neue Hymne geprüft werden, steht für mich ein erfolgreicher Ohrwurm im Vordergrund», räumt SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz (Bern) auf Nachfrage ein. «Die Melodie von Polo Hofer mit einem unserem Land würdigen Text.»

 

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