Die Baselbieter SVP tat sich schwer mit der Wahl ihres neuen Präsidenten – verständlicherweise. Denn der eine Kandidat ist in der Politik weitgehend unbekannt. Und der andere hat vor 2013 noch keine Zeit, das Amt anzutreten. Nach langen Diskussionen entschied sich die SVP für den Viel-Beschäftigten: Oskar Kämpfer. Eine erste Rückschau auf die turbulente Parteiversammlung in Muttenz.
Es war ganz offensichtlich ein wichtiger Anlass. Vor allem für die Basler Zeitung. Über den «Wahlkrimi» der Baselbieter SVP berichtete sie so wie sonst nur über die ganz grossen Ereignisse: per Liveticker. Kein Wunder, dass sich selbst «Sonntags»- und «Twitter»-Journalistin Aline Wanner diesen Showdown nicht entgehen lassen wollte, auch wenn sie schon einen anstrengenden Tag beim #chaos im Landrat hinter sich hatte. Und, ja, auch die TagesWoche war bei der SVP mit dabei. Für sie twitterte @jan_krattiger.
Für Spannung hatte der abtretende Parteipräsident Dieter Spiess vor der Wahl unter anderem mit seinen Aussagen in einem Interview ebenfalls mit der Basler Zeitung gesorgt. Darin stellte er fest, dass in seiner Partei «manche nur an sich selber denken». Explizit kritisierte er die Findungskommission mit dem abgewählten SVP-Regierungsrat Jörg Krähenbühl und Landrat Hans-Jürgen Ringgenberg, die den Therwiler SVP-Landrat Oskar Kämpfer als neuen SVP-Präsidenten vorschlugen. Im Interview kündigte Spiess eine Gegenkandidatur an, ohne eine Namen zu nennen.
Ein schöner Auftakt…
Angefangen hat die Parteiversammlung vom Donnerstagabend dann aber doch recht harmonisch, mit Schwizerörgeli, Baselbieterlied und zwei Kässeli in Kuhform, die für weitere Spenden an die Partei herumgegeben wurden. In seiner anschliessenden Rede bedauerte Spiess zwar, dass die SVP aus der Regierung verbannt worden war. «Froh» erwähnte er aber die Wahl des Landratspräsidenten Urs Hess, wie die BaZ live berichtete. Wie schön, das alles noch tönte! Da war das #chaos im Landrat, das Hess am gleichen Tag im Landrat angerichtet hatte, schon längst wieder vergessen.
Schliesslich lobte Spiess sogar die Medien, was es auch noch nicht gegeben hatte, als diese von seiner Partei allgemein noch etwas unabhängiger waren. Gleichzeitig stellte Spiess fest: «Wir von der SVP haben Themen gebracht, sonst wäre es langweilig geworden.»
…und eine extrem schwierige Wahl
Nach seiner Rede wurde der gross angekündigte zweite Kandidat endlich bekannt: Es war der Zwingner Ermando Imondi, der fürs Kiga arbeitet (im RAV Laufen als Leiter RAV plus). Politisch ist der ehemalige FC-Trainer nur bedingt erfolgreich; von der Landratsliste musste er sich aus gesundheitlichen Gründen streichen lassen.
Kämpfer dagegen hat auch einen Nachteil: Er kann das Amt aus beruflichen Gründen erst anfangs 2013 übernehmen, wie er sagte. Ein Umstand, den Spiess scharf kritisierte – was ihm wiederum die Kritik von Ringgenberg und anderen «Kämpfern» eintrug. So enstand eine ziemlich lebhafte Diskussion unter den 225 Mitgliedern im Saal, während Krattiger per Tweet nüchtern feststellte: Nun hat die Partei die Wahl zwischen einem Kandidaten, der noch lange nicht anfangen kann und einem, den niemand kennt. Wenigstens schien sich eine Übergangslösung für den Fall zu ergeben, dass der viel beschäftigte Kämpfer gewählt werden sollte: Ringgenberg erklärte sich bereit, das Präsidium vorübergehend zu übernehmen.
Schliesslich wurde nach langem Hin und Her doch noch gewählt, und auch während der Abstimmung gingen die Diskussionen immer noch weiter, nun halt eher informell. Kurz nach halb elf konnten die Twitterer das Ergebnis aber mitteilen: «Gewählt ist: Kämpfer mit 137 Stimmen». Freuen konnte sich Kämpfer über diesen Sieg aber nicht wirklich.
Die Übergangslösung mit Ringgenberg als Interimspräsidenten – der pikanterweise mit alt Regierungsrat Krähenbühl in der Findungskommission war und dort Kämpfer auswählte – wurde von Spiess nämlich erfolgreich bekämpft. Dieser stellte den Antrag, die Parteileitung erst bei der nächsten Versammlung vom 17. April zu wählen. Diese Verschiebung wurde grossmehrheitlich angenommen. So steht die Partei bis dahin ohne amtierenden Präsidenten und ohne Interimspräsidenten da. «Er hat mich im Regen stehen lassen», sagte Kämpfer über Spiess und seinem Vorschlag, diesen Entscheid zu vertagen.