Die Gewerbler im äusseren St. Johann stehen vor einem Scherbenhaufen. Die SBB haben ihnen mitgeteilt, dass ihre Verträge ab 2017 definitiv auslaufen. Danach sollen Wohnungen auf dem Areal entstehen.
Viel Zeit bleibt Jean-Marc Wallach nicht mehr auf dem Lysbüchel-Areal im äusseren St. Johann, wenn es nach den Plänen der SBB und des Kantons geht. In sechster Generation führt er das Familienunternehmen Schmoll AG – eine Firma, die sich aufs Recycling von Metallen spezialisiert hat. Die Zukunft seines Unternehmens mit rund 40 Mitarbeitenden ist ungewiss. Und nicht nur seines.
Auf dem Lysbüchel-Areal sind zwischen 25 und 30 Gewerbe- und Industriebetriebe angesiedelt (400 Arbeitsplätze), sie alle bangen um ihre Existenz. Vor zwei Wochen haben die SBB die zwei Baurechtsnehmer und die Mieter auf dem Lysbüchel in einem Schreiben über das weitere Vorgehen informiert: Einerseits, dass die Baurechtsverträge definitiv 2021 auslaufen werden. Andererseits, dass «die Mieter im April auf Ende 2015 die Kündigung erhalten», wie Wallach sagt. Es bestünde zwar die Möglichkeit, einen neuen Vertrag abzuschliessen, allerdings nur mit einer Laufzeit bis Ende 2017 oder Ende August 2019.
Wallach wusste immer, dass dieser Tag kommen wird. Dementsprechend gefasst wirkt er, obwohl er seit Jahren gegen die Pläne der Grundeigentümerin SBB kämpft, im südlichen Teil des Areals Wohnungen zu bauen. Das Gewerbe soll sich gemäss den SBB auf den nördlichen Teil fokussieren. Der Kanton selber hat im Juni 2013 gemeinsam mit der Stiftung Habitat einen Teil des Lysbüchel-Areals von Coop gekauft, der an den Boden der SBB angrenzt. Geplant sind ebenfalls Wohnungen, Arbeitsplätze und ein Schulhaus.
Die Politik soll es für die Gewerbler richten
Für Wallach kommt eine Mischnutzung nicht in Frage, er sagt: «Jetzt können wir hier richtig Lärm machen und stören niemanden dabei. Wenn Wohnungen und andere Bauten dazukommen, wird das unmöglich für uns.»
Unterstützung erhält Wallach, die treibende Kraft der IG Lysbüchel, vom Gewerbeverband Basel-Stadt. Patrick Erny, Projektleiter Politik, sagt: «Das Lysbüchel-Areal ist die letzte zusammenhängende, rein gewerblich genutzte Wirtschaftsfläche in der Stadt. Es muss weiterhin dem Gewerbe gehören.» Eine Wohnnutzung auf diesem Areal sei sinnlos. «Zwar sagt der Kanton, dass das Gewerbe weiterhin Platz haben wird. Doch für lärmende Betriebe würde eine Mischnutzung das Ende bedeuten.» Eine Verdichtung auf diesem Areal würde Erny begrüssen, allerdings nur für gewerbliche Nutzungen.
Für die Umnutzung des Areals in eine Wohnzone brauchen der Kanton und die SBB grünes Licht vom Parlament. Wallach erhofft sich viel vom politischen Prozess: «Wir haben erst verloren, wenn das Thema auch im Grossen Rat durch ist. Bis dahin ist alles möglich.»
Befürchtungen unbegründet?
Etwas anders sehen das die SBB, die durchblicken lassen, dass Lärm auf dem Lysbüchel-Areal künftig nicht erwünscht ist. Mediensprecherin Franziska Frey teilt auf Anfrage mit: «Die von der SBB in Zusammenarbeit mit dem Kanton vorbereitete Planung für das Areal Lysbüchel sieht vor, einen Teil des Areals als Industriezone zu belassen, ein Teil soll zu einem gemischt genutzten Stadtquartier werden und ein dritter Teil ist für mässig störende Betriebe vorgesehen.»
Die Befürchtungen des Gewerbeverbands kann auch das Baudepartement nicht nachvollziehen. Sprecher Marc Keller teilt mit: «Damit kann Wohnraum für mehrere Tausend Personen geschaffen werden und die heutige Geschossfläche für das Gewerbe wird erhalten, bei entsprechender Nachfrage sogar vergrössert.» Die Entwicklung liege «ganz klar im Gesamtinteresse des Kantons».