Die Wirtschaft will den Kanton Basel

Es ist ein hochemotionales Thema, die mögliche Wiedervereinigung der beiden Basel. Entsprechend schwer taten sich die grossen regionalen Wirtschaftsverbände mit einer offiziellen Stellungnahme. Nun haben sie sich geäussert – für die Initative der Grünen.

Neuer Kitt für eine engere Beziehung von Stadt und Land: Mit diesem Bild von illustrierte die TagesWoche anfangs April ihre Ankündigung, dass die Wirtschaftsverbände die Wiedervereinigungs-Initiative der Grünen voraussichtlich unterstützen werden. (Bild: Domo Löw)

Es ist ein hochemotionales Thema, die mögliche Wiedervereinigung der beiden Basel. Entsprechend schwer taten sich die grossen regionalen Wirtschaftsverbände mit einer offiziellen Stellungnahme. Nun haben sie sich geäussert – für die Initative der Grünen.

Diese Stellungnahme war mit Spannung erwartet worden. An diesem Mittwoch hat die Handelskammer beider Basel diese nun abgegeben. «Wir unterstützen die Initiative der Grünen mit der Forderung nach einer Fusion von Baselland und Basel-Stadt», sagte Handelskammer-Direktor Franz Saladin an der Jahresmedienkonferenz seines Verbandes. Dank einer besseren Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg könnte die Wirtschaftsregion Basel sehr viel erfolgreicher werden. «Darum ist es wichtig, dass wir sehr ernsthaft über eine Kantonsfusion nachdenken», sagte Saladin – und stellte den Grünen Initianten neben ideeller Unterstützung auch logistische Hilfe in Aussicht. Im Initiativkomitee selber wird die Handelskammer allerdings nicht vertreten sein, da es dem Verband in erster Linie um «eine möglichst unvoreingenommene Debatte» geht, wie Saladin sagte: «Das Resultat möchten wir noch nicht vorwegnehmen.»

Arbeitgeberverband legt gleich nach

Eine sehr ähnliche Haltung nimmt der Arbeitgeberverband Basel ein, wie er in einer ebenfalls am Mittwoch verbreiteten Medienmitteilung (auf der Rückseite dieses Artikels) deutlich machte: «Wir befürworten grundsätzlich die Bestrebungen der so genannten Fusionsinitiative.» Im Weitern wird Verbandspräsident Marc Jaquet wie folgt zitiert: «Die Vorteile eines vereinten Kantons und damit einer einheitlich auftretenden Wirtschaftsregion liegen auf der Hand. Es bringt aber nichts, eine Fusion anzustreben, wenn nicht alle am selben Strick ziehen und die Ängste und Vorbehalte Einzelner aussen vor gelassen werden.» Mit anderen Worten heisst das: auch dem Arbeitgeberverband geht es in erster Linie um die Debatte, die möglichst unvoreingenommen geführt werden soll. Wobei man in diesem Verband auch eine aktive Beteiligung am Initiativkomitee nicht ausschliesst, wie Direktorin Barbara Gutzwiller auf Nachfrage der TagesWoche sagte.

Solch Fusions-freundliche Aussagen aus dem Mund der höchsten Wirtschaftsvertreter aus der Region – im vergangenen Herbst wäre das noch undenkbar gewesen. Damals mussten sich die Grünen Baselland und Basel-Stadt von allen Seiten Kritik anhören, weil sie ihre Fusionsinitiative im Alleingang angekündigt hatten. Als grünes Anliegen habe diese heikle Forderung keine Chance, hiess es allgemein. Die Initiative schien erledigt, bevor sie überhaupt lanciert war.

Aufzugeben kam für die Grünen aber nicht infrage. Lieber kämpften sie. Für ihr Anliegen. Und für eine möglichst breite Abstützung. Mit Erfolg, wie die TagesWoche bereits anfangs April berichtete. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich die Unterstützung der Handelskammer und des Arbeitgeberverbandes bereits ab – und auch beim Basler Gewerbeverband äusserte man sich schon recht freundlich über die Initiative.

Neue Realitäten

Für die Wirtschaftsverbände gibt es auch gute Gründe für diese Unterstützung. Diese Meinung vertritt jedenfalls Daniel Müller-Jentsch, Projektleiter bei Avenir Suisse mit den Fachgebieten räumliche Entwicklung, Standortwettbewerb und Zuwanderung. «Die wirtschaftlichen und sozialen Realitäten haben mit den kleinräumigen politischen Strukturen nur noch sehr wenig gemein», sagte er im Interview mit der TagesWoche – wobei er allen Regionen voran an die Region Basel dachte. Anstatt sich im kleinräumigen Wettbewerb zu bekriegen, sollten die Kantone ihre Energien lieber darauf verwenden, den eigenen Standort im Wettbewerb mit anderen grossen Wirtschaftsregionen voranzubringen. Mit einer Kantonsfusion könnte die Region Basel eine Pionierleistung erbringen, die in der gesamten Schweiz eine dringend nötige Debatte über Gebietsreformen auch auf Kantonsebene auslösen könnte.

Soweit ist es allerdings noch lange nicht. Erst einmal müssen die Initiative offiziell lancieren und ihr Versprechen einlösen, das Generationenprojekt «Wiedervereinigung» mit möglichst unterschiedlichen Mitstreitern aus den Gebieten Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport in Angriff zu nehmen. Im Bereich der Wirtschaft sind die Grünen in dieser Hinsicht ganz offensichtlich schon einen entscheidenden Schritt weitergekommen.

 

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