Die WM-Party und der Widerstand

Freude darüber, dass Fussball-Weltmeisterschaft ist, Kritik darüber, unter welchen Umständen diese WM stattfindet: Der «Hinterhof» versucht, beides zusammenzubringen.

Hinterhof Basel, Ausstellung Copa>Demo>Video>Stream zur WM 2104 in Brasilien. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Freude darüber, dass Fussball-Weltmeisterschaft ist, Kritik darüber, unter welchen Umständen diese WM stattfindet: Der «Hinterhof» versucht, beides zusammenzubringen.

Wird es so sein, wie immer bei sportlichen Grossanlässen? Wird, sobald der Ball in Brasilien rollt, alles andere nebensächlich, all die Demonstrationen gegen Zwangsumsiedlungen, Korruption und die Raffgier des Weltfussballverbandes Fifa, der die Kosten nur allzu gerne dem Veranstaltungsland übergibt, den Gewinn aber gerne steuerfrei mitnimmt nach Zürich?

Oder anders gefragt: Darf man das als halbwegs kritischer Geist überhaupt, sich über diese WM freuen, die den Zauber des Fussballs so unverschämt in klingende Münze umwandelt?

In der Bilderflut

Der «Hinterhof» versucht in diesem Sommer, beides zusammenzuführen. Oben die Freude am Fussball, mit Grossleinwänden, mit Partys nach den Spielen, mit Sportstudio, Panini-Mania und Talks. Auch die TagesWoche wird am 17. Juni anwesend sein, um mit Benjamin Huggel über die WM zu reden.

Doch einfach so verschwinden soll der Widerstand nicht, der sich gegen die Art und Weise gebildet hat, wie die WM in Brasilien durchgeführt wird. Dafür sorgt die Ausstellung Copa>Demo>Video>Stream, die das Sportmuseum Schweiz zusammen mit Terre des Hommes Schweiz ebenfalls im «Hinterhof» präsentiert.

Gearbeitet wird mit der Bilderflut, die diese WM bereits ausgelöst hat. Dank Internet sowie günstigen Video- und Handykameras sind es nicht mehr nur Massenmedien, politische Machtträger und die Fifa, die mit der Macht des bewegten Bildes arbeiten. Auch die Widerstandsbewegung produziert laufend Videostreams, verbreitet sie über Youtube – und formt so das Bild mit, das der entfernte Beobachter von Brasilien und der WM erhält.

Pathos und Protest

In der Ausstellung treffen die Protestvideos auf die von Pathos triefenden Fussballfilme der Fifa. Da beendet auf der einen Seite des Raumes Fifa-Präsident Sepp Blatter neben Brasiliens Präsidentin Dilma Roussef seine Schweigeminute für Nelson Mandela nach elf Sekunden. Und auf der anderen Seite erzählt eine junge Reporterin, wie sie bei einer Demonstration fast ein Auge verlor, weil ihr die Polizei Gummischrot ins Gesicht geschossen hatte.

Es gehe ihm nicht darum, die einzelnen Standpunkte gegeneinander auszuspielen, sagt Kurator Benedikt Wyss: «Wir möchten das Spannungsfeld dieser WM in seiner ganzen Komplexität zeigen. Mich berührt das Video der jungen Journalistin genauso wie der gut gemachte WM-Werbespot von Adidas.»

Schätzungen vermuten, dass gegen elf Millionen junge Brasilianer durch die WM und die Protestbewegung, die sie hervorgerufen hat, politisiert werden könnten. Der Videostrom im Internet wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Wie er unsere Sicht auf die Weltmeisterschaft verändert, kann jeder selbst erfahren. Während der WM im «Hinterhof».


Die TagesWoche ist während der WM Medienpartner des «Hinterhofs».

Brasilien im Fokus: Die TagesWoche widmet sich die kommenden Tage dem Gastgeber der Weltmeisterschaft 2014 – eine Übersicht der Artikel liefert das Dossier zum Thema.

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