Dieser Jungfreisinnige will Anita Fetz in den zweiten Wahlgang schicken

Julian Eicke ist jung, politisch unerfahren und hat sich eine schwere Aufgabe gestellt: Er tritt im Basler Ständeratswahlkampf als Kandidat der bürgerlichen Jungparteien gegen Anita Fetz an.

Keiner von den Etablierten wollte, also macht er es: Julian Eicke von den Jungfreisinnigen tritt gegen Anita Fetz an.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Julian Eicke ist jung, politisch unerfahren und hat sich eine schwere Aufgabe auferlegt: Er tritt im Basler Ständeratswahlkampf als Kandidat der bürgerlichen Jungparteien gegen Anita Fetz an.

Auf ihn hat niemand gewartet. Über Nacht ist Julian Eicke plötzlich aufgetaucht und versucht nun das Unmögliche: Der 24-jährige Jungfreisinnige will Anita Fetz (SP) den Ständeratssitz streitig machen. Nachdem die bürgerlichen Parteien FDP, CVP, LDP und SVP trotz monatelanger Suche keinen gemeinsamen Gegenkandidaten gefunden haben, springt der Jus-Student in die Bresche.

Unterstützt wird er dabei von sämtlichen bürgerlichen Jungparteien, Aushängeschildern der etablierten Parteien (Sebastian Frehner oder Markus Lehmann) und auch vom Arbeitgeberverband. «Mit meiner Kandidatur haben wir innert kürzester Zeit das geschafft, was die Mutterparteien in einem halben Jahr nicht hingekriegt haben», sagt Eicke. «Ich mache das, weil eine Ständeratswahl ohne bürgerliche Alternative für uns Jungparteien einfach nicht infrage kommt – und die GLP können wir nicht unterstützen.»

Dass die Mutterparteien keinen gemeinsamen Ständeratskandidaten stellen können, sei eine «unglückliche Situation». Trotzdem will sich Eicke nicht als Lückenbüsser sehen. «Ich nehme die Kandidatur sehr ernst. Mein Ziel ist es, Anita Fetz in den zweiten Wahlgang hineinzuzwingen.» Eicke hofft, dass sich die etablierten Parteien dann auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen können.

Noch nicht lange dabei

Eicke, der für die Jungfreisinnigen auch für den Nationalrat kandidiert, ist politisch ein unbeschriebenes Blatt. Erst seit einem Jahr ist er Mitglied der Jungpartei. «Für die Politik interessiere ich mich aber schon lange», sagt Eicke, «die 1:12-Initiative der Jungsozialisten war für mich der ausschlaggebende Grund, mich auch zu engagieren.»

Dass Eicke erst seit Kurzem in der Politik aktiv ist, merkt man ihm nicht gross an. Er redet und verhält sich so, als wäre er schon immer dabei gewesen. «Wir müssen aufpassen, dass Basel-Stadt attraktiv für die Wirtschaft bleibt», sagt er. «Die Wirtschaft ist Basels Kapital», lautet eine weitere Aussage, die ihn von Politikern aus der Mutterpartei nicht unterscheidet.

Wenig überraschend findet Eicke, dass beispielsweise das Verkehrskonzept Innenstadt das Gewerbe «sehr beeinträchtige». Und als eidgenössischer Parlamentarier in Bern würde er sich für eine stärkere Position der Schweiz gegenüber der EU einsetzen. «Wir dürfen uns auch von den Amerikanern nicht so unter Druck setzen lassen», sagt er und nennt als Beispiel das Bankgeheimnis.

Für die gleichgeschlechtliche Ehe

Julian Eicke befürwortet ausserdem die Fortführung des Projekts «Swissmetro» – eine unterirdische Magnetschwebebahn, die mit einem Tempo von bis zu 500 Kilometern pro Stunde verkehren soll und Zürich von Basel aus innert nur zwölf Minuten erreichbar machen würde. Am Herzen liegt ihm zudem die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe. «Denn eine liberale und fortschrittliche Gesellschaft, in der das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen im Vordergrund steht, ist mir ein Anliegen», sagt er. Geht es nach Eicke, soll gleichgeschlechtlichen Paaren auch die Adoption und die Anwendung der Fortpflanzungsmedizin erlaubt werden.

Aufgewachsen ist Eicke im Neubad. Heute lebt er in einer WG am Nadelberg – und im «Haus zum Breo». Möglich ist dies, weil er Mitglied der Studentenverbindung Zofingia ist, der das Haus gehört. Eicke spricht ruhig und überlegt. Er wirkt bescheiden, nett, aber auch angepasst. Das Freche und Wilde sucht man bei ihm vergeblich. «Ich bin konsensorientiert. Ich kann aber auch mal auf den Tisch hauen», sagt er. Der Fasnächtler und freischaffende Journalist gibt sich für sein Alter erstaunlich abgeklärt. Darauf angesprochen, sagt er: «Das ist doch gut.»

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