Fünfeinhalb Jahre – so lautet das Verdikt des Bundesstrafgerichts gegen Dieter Behring. Eine Übersicht zum Mega-Prozess gegen den Basler Financier.
Dieter Behring ist am Freitagmorgen vom Bundesstrafgericht zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Der Financier hatte gewerbsmässig Anleger betrogen, wodurch ein Schaden von insgesamt 800 Millionen Franken entstand. Einer der grössten Betrugsfälle in der Schweizer Prozessgeschichte endet somit mit einem Schuldspruch.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass durch Behrings System insgesamt 2000 Personen geschädigt wurden und verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von 5 Jahren und 6 Monaten.
Die Bundesanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und neun Monaten gefordert. Die Verteidigung hatte dagegen die Einstellung des Verfahrens oder einen Freispruch beantragt.
Urteil noch nicht rechtskräftig
Wiederkehrende Themen während des Prozesses waren die lange Verfahrensdauer von unterdessen zwölf Jahren und die sogenannte «Fokussierung» auf Dieter Behring. Gegen seine Geschäftspartner ist das Verfahren wegen Betrugs eingestellt worden, allerdings ermittelt die Bundesanwaltschaft noch in abgetrennten Verfahren wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung.
Noch ist das Urteil des Bundesstrafgerichts nicht rechtskräftig – Behring könnte den Entscheid noch vor dem Bundesgericht anfechten.
Die Hintergründe des Falles
Wie der Financier und seine Anwälte die Strafverfolger triezen, hat die NZZ zusammengetragen.
» Wie der Financier die Strafbehörden auf Trab hält
Einen Überblick zur Lage vor der Urteilsverkündung liefern die Kollegen vom Tagi.
» Galgenhumor mit Dieter Behring
Als Gedächtnisauffrischung haben wir die lesens- und sehenswertesten Beiträge zur Vorgeschichte zusammengetragen.
Zum Prozessauftakt hat der «Tages-Anzeiger» einen spannenden Übersichtsartikel geschrieben. Die Gerichtsverhandlung sei eine Zeitreise zurück in ein Basel der Jahrtausendwende, als Geschichten über einen geheimnisvollen, erfolgreichen Financier die vermögende Basler Gesellschaft mit zweistelligen Renditezahlen in Aufregung versetzten. Behring habe den «genetischen Code» von Börsenkursen geknackt, raunte man sich zu und warf ihm das Geld mit beiden Händen nach.
» Der Finanz-Alchemist kommt vor Gericht
In einem knappen und informativen Q&A trägt die NZZ die wichtigsten Fakten zum Monsterprozess zusammen.
» 10 Fakten zum Behring-Prozess
Die «Rundschau» des SRF hat die mühsehlige Aufarbeitung des Falles Behring durch die Bundesanwaltschaft bereits 2014 nachgezeichnet. Der Beitrag erklärt ausserdem, wie das mutmassliche «System Behring» funktioniert hat.
» Bundesanwaltschaft: Wende im Fall Behring
Auch Dieter Behring selbst hatte seinen Anteil daran, dass die Verhandlung derart lange hinausgezögert wurde. So liegt er seit Jahren mit seiner Verteidigung im Streit, weil die Bundesanwaltschaft seinen Wunschverteidiger ablehnt. Der «Tages-Anzeiger» hat die Behringsche Verzögerungstaktik nachgezeichnet.
» Die Abwehrschlacht des Dieter Behring
Seine eigene Sicht auf die Ermittlungen gegen ihn dokumentiert Dieter Behring auf seiner Website «Venceremos», auf der er die Leser mit einem Kafka-Zitat begrüsst: «Ich sage nicht, dass es ein liederliches Verfahren ist, aber ich möchte Ihnen diese Bezeichnung zur Selbsterkenntnis angeboten haben.»
In den Fall Behring war mit Anita Fetz auch eine prominente Basler Politikerin involviert. Fetz sass zusammen mit Behring und dem Solothurner Regierungsrat Roberto Zanetti im Stiftungsrat der Stiftung Pro Facile, die Stiftungsgelder bei Behring angelegt hatte. Ausserdem empfingen Fetz und Zanetti grosszügige Wahlkampfspenden aus der Kasse dieser Stiftung.
» Ungereimtes um die Stiftung Pro Facile
Zuerst war Dieter Behring nur einem ausgewählten Kreis finanzstarker Basler ein Begriff. Erst allmählich wurde er auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Vollends in den Fokus der Medien gelangte er, nachdem sein aufwendiger Lebensstil bekannt wurde. Als er einmal in London für ein Abendessen mit Freunden über 100’000 Franken ausgab, berichtete sogar der englische Boulevard über den exzentrischen Basler.
» Der Finanzjongleur wusste, was edel und teuer ist («Blick»)
» Der aufwendige Lebensstil des Dieter Behring (NZZ)
Sein Geld steckte Behring in teuren Wein, Uhren und zahlreiche Basler Liegenschaften. Der Zufall will es, dass die TagesWoche zeitgleich zum Prozessauftakt neue Büros an der Spitalstrasse bezogen hat. Und zwar in einer ehemaligen Behring-Liegenschaft, wo der gefallene Financier unter dem Namen «Botschaft Basel» ein Kunstzentrum mit Ateliers und Ausstellungsräumen errichten wollte.
Artikelgeschichte
Update am Tag der Urteilsverkündung