Einst verkehrten unzählige Güter- und Personenzüge zwischen Delémont und Belfort. Heute endet die Fahrt an der französischen Grenze in Delle. Der kleine Ort hat Charme.
Auf französischem Boden.
(Bild: Daniel Holliger)Endstation: Hier geht es definitiv nicht mehr weiter. Wenigstens vorerst.
(Bild: Martin Stohler)Zum TGV-Bahnhof kommt man vorläufig nur mit dem Bus.
(Bild: Daniel Holliger)Das blühende Delle.
(Bild: Martin Stohler)Der kleine Platz lädt zum Verweilen.
(Bild: Daniel Holliger)Dachschmuck.
(Bild: Daniel Holliger)Das alte Delle.
(Bild: Martin Stohler)Das farbige Delle.
(Bild: Martin Stohler)Das Kirchlein von Delle.
(Bild: Martin Stohler)Die Geschichte der Bahnstrecke Delémont–Belfort ist komplex. Die einzelnen Teilstrecken wurden in den 1860er- und 1870er-Jahren von verschiedenen Gesellschaften gebaut. Neben internationalen Personenzügen verkehrten in der Folge auch Güterzüge über Delle. Dies nicht zuletzt darum, weil die ältere Verbindung in die Schweiz via Strassburg nach dem Krieg von 1870/71 durch deutsches Gebiet führte. Im Laufe der Zeit verlor die Strecke Belfort–Delémont aber an Bedeutung. In den 1990er-Jahren wurden Teile gar stillgelegt. Und in den Jahren 1996 und 1997 wurden praktisch die gesamten Gleisanlagen des Bahnhofs Delle demontiert.
Letzteres ist dem Bahnhof Delémont nicht passiert. Trotzdem stranden wir auf unserer Fahrt nach Delle erst einmal im jurassischen Hauptort. Während der Zug von Moutier, in dem Daniel Holliger anreist, pünktlich eintrifft, verliert der Schnellzug Basel–Lausanne mit Martin Stohler an Bord während eines unplanmässigen Halts wertvolle Zeit. Als Martin schliesslich in Delémont eintrifft, ist der Regionalexpress nach Delle bereits abgefahren. So heisst es eine Stunde auf die nächste Verbindung warten.
Durch die grünen Jurawälder
Wir nutzen die Zwangspause, um in einem Restaurant an der Bahnhofstrasse einen Kaffee zu trinken und uns ein paar Überlegungen zum weiteren Verlauf des Tages zu machen. Sollen wir auf der Rückfahrt einen Zwischenhalt in Courgenay einlegen? Immerhin steht dort das berühmteste Wirtshaus des Juras. Aber ist es am Montag geöffnet? Die freundliche junge Frau im Büro von Jura Tourisme im Bahnhofsgebäude macht uns diesbezüglich keine grossen Hoffnungen. Stattdessen empfiehlt sie einen Besuch in St-Ursanne.
Um 10.42 Uhr ist es soweit: Das Lied von der Petite Gilberte im Ohr, fahren wir los. Vorbei an Courgenay und Pruntrut, wo der Eishockey-Kultclub Ajoie zu Hause ist, gehts durch die grünen Jurawälder. Schön ist es hier, und wir könnten uns gut vorstellen, beim nächsten Bahnhof auszusteigen und dem Flüsschen Allaine entlangzuwandern.
Nach rund 45 Minuten treffen wir an unserem Reiseziel ein. Kurz vor der Einfahrt weist uns eine Lautsprecherdurchsage darauf hin, dass der Grenzübertritt nur mit gültigen Reisedokumenten und ohne deklarationspflichtige Waren oder Devisen gestattet ist. In Delle endet nicht nur unsere Fahrt, auch das Gleis hört hier abrupt auf, ein Prellbock markiert den Endpunkt. Es gibt allerdings Pläne, dies zu ändern und wieder Schienen zwischen Delle und Belfort zu verlegen, womit der TGV-Bahnhof von Belfort-Montbéliard auch mit der Bahn erreichbar würde.
Die Delle von Delle
Unser erster Eindruck beim Ausstieg in Delle: Hier ist nicht nur die Bahnhofsuhr stehengeblieben. Ein ausrangierter Perron ist von Gras überwachsen, die Schilder sind verblasst. Das kleine Bahnhofs-Café dagegen sieht recht neu aus und wirkt einladend.
Nach einem kurzen Fussmarsch sind wir im Zentrum von Delle. Der Ort macht einen aufgeräumten Eindruck und verfügt über einen schmucken kleinen Dorfplatz mit zwei Restaurants. Wir suchen uns einen Tisch mit Sonnenschirm aus und bestellen den Plat du jour. Neben uns plätschert der Brunnen, am Nebentisch trinkt man ein Glas Rotwein, und am Strassenrand setzt ein älterer Mann beim Rückwärtsfahren seinen Citroën an einen Strassenpfosten. Vom Ächzen des Blechs unbeeindruckt, legt er den ersten Gang ein und braust mit einer neuen Delle davon. La vie est belle! Wir sind in Frankreich.
Gestärkt von unserem einfachen, aber ausgezeichneten Mittagessen, sehen wir uns Delle noch etwas genauer an. Allzu gross ist der Ort nicht, doch er hat Charme. Enge Gässchen, ein Flüsschen, dazu ein paar bunte Hausfassaden – vielleicht ist an einem Montag hier alles noch etwas verschlafener als während der anderen Tage. Zum Schluss genehmigen wir uns am Bahnhof noch eine kühle Glace.
Auf der Heimfahrt sind wir uns einig: Unser kleiner Abstecher ins Unbekannte hat sich ganz und gar gelohnt. Wir sind entspannt und voller Eindrücke. «Endstation Delle» ist ein Ausflug, den wir auf jeden Fall empfehlen können, zumal sich damit auch noch ein Besuch von Pruntrut, St-Ursanne oder Delémont verbinden lässt.
- Knotenpunkt Olten – Zwischenhalt am Fuss des Hauensteins
- Moutier–Solothurn – Mit dem Sessellift auf den Weissenstein
- Haltingen–Kandern – Mit Dampf durchs Kandertal