EBL, EBM und IWB bündeln ihre Kräfte

Mit «Netz Jura Nord» haben die Stromversorger EBL, EBM und IWB am Mittwoch eine Gesellschaft gegründet, um die Hochspannungsleitungen in der Region gemeinsam zu betreiben. Ein erster Schritt zu einer Fusion?

(Bild: Nils Fisch)

Mit «Netz Jura Nord» haben die Stromversorger EBL, EBM und IWB am Mittwoch eine Gesellschaft gegründet, um die Hochspannungsleitungen in der Region gemeinsam zu betreiben. Ein erster Schritt zu einer Fusion?

Als die CEOs der hiesigen Energieversorger EBL, EBM und IWB vor rund eineinhalb Jahren letztmals gemeinsam vor die Medien getreten waren, verkündeten sie eine Zusammenarbeit in Sachen Windenergie. Am Mittwoch unterzeichneten sie nun einen Vertrag, der die gemeinsame Planung, den Betrieb und Unterhalt der Hochspannungsnetze und -anlagen in der Region regelt. Sie haben die gemeinsame Gesellschaft «Netz Jura Nord» gegründet.

Damit bündeln die drei Werke die regionale Stromversorgung künftig unter einem Dach. Konkret übernehmen die IWB die strategische Netzplanung, derweil die EBM mit ihrer Leitwarte für die Überwachung der gemeinsamen Netze verantwortlich ist. Die EBL übernimmt Mess- und Abrechnungsdienstleistungen. Der Vertrag tritt zum neuen Jahr in Kraft, neue Arbeitsplätze entstehen nicht.

Wachsende Verantwortung

«Netz Jura Nord» erhöht gemäss EBL-CEO Urs Steiner nicht nur die Versorgungssicherheit; es stärke auch die Position gegenüber der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid. «Wir bündeln unsere Kräfte und unsere Innovation. Dadurch profitieren wir, die Energiewende und unsere Kunden.» 

Auch Kostenvorteile sollen nach und nach entstehen. EBM-Geschäftsführer Herbert Niklaus hält sich mit Prognosen bezüglich der finanziellen Auswirkungen zwar bedeckt, rechnet aber mit Einsparungen von mehreren 100’000 Franken, schliesslich wird das Hochspannungsnetz anstatt wie bisher von drei nur noch von einer Gesellschaft betrieben. «Wenn wir langfristig investieren, sparen wir sogar mehr als zwei Drittel der heutigen Kosten ein», sagte David Thiel, CEO der IWB.

«Wir eliminieren die Zwischenschritte, werden schlanker.»

Herbert Niklaus, Geschäftsführer EBM Netz AG

Künftig wird also das gesamte regionale Energienetz aus einer Hand bewirtschaftet, von der Hochspannungsleitung bis zum Hausanschluss. Das bringt nicht nur Synergien und technische Optimierungen; auch die Verantwortung der Netzbetreiber wächst. Doch die lassen keinen Zweifel daran, um was es geht: «Die Energieversorgung muss funktionieren, das ist das Wichtigste», erklärte Thiel.

«Wir eliminieren die Zwischenschritte, werden schlanker», informierte Herbert Niklaus, Geschäftsführer der EBM Netz AG. Dass dies auch die Swissgrid begrüsst, liegt auf der Hand. Für Niklaus’ Chef, EBM-CEO Conrad Ammann, sind die Vorteile, welche die Bündelung der Kräfte mit sich bringen, ein Hauptargument für den Schritt. Dazu gehören die Zuleitungen in die Region. Heute bringen zwei Hochspannungsleitungen den Strom in die Region, beide aus Richtung Osten. Ein Ausbau des Südanschlusses über Delémont und Brislach ist bereits beschlossen und wird als erster Erfolg verbucht.

Hinter der neuen Gesellschaft verbirgt sich ein Konvolut von rund 20 Verträgen. Das umfasst den Gesellschaftsvertrag, den Conrad Ammann, Urs Steiner und David Thiel unter Blitzlichtgewitter unterschrieben, aber auch Netznutzungs- und Netzanschlussverträge sowie Betriebs- und Dienstleistungsvereinbarungen.

Offen für weitere Gespräche

Die Tendenzen in der Stromversorgung sind klar, die Dezentralisierung schreitet voran, ein unaufhaltsamer Wandel ist im Gang. Vor einigen Monaten hat die IWB bereits beschlossen, «smarter» zu werden und die Entwicklung mitzugestalten. Durch die gemeinsame Entwicklung der Netz-Infrastruktur rechnet Thiel mit immensen Einsparungen in der Zukunft, «und davon werden unsere Kunden profitieren».

Ob dazu dereinst auch die Fusion der drei Energieversorger gehört, wird sich weisen. Conrad Ammann nennt die Gründung der Gesellschaft «Netz Jura Nord» einen ersten Schritt, «für weitere Gespräche sind wir offen». Urs Steiner gibt sich zurückhaltender: «Gross ist nicht immer besser», für weitere Kooperationen sei aber auch er offen. Thiel erklärt pragmatisch: «Es ist eine Frage an die Eigentümer. Wenn sie wollen, dass wir uns zusammentun, dann tun wir uns zusammen. Bis dahin arbeiten wir möglichst synergetisch zusammen.»

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