Der Bebbi-Bryys der Bürgergemeinde geht an den ehemaligen SP-Ständerat Carl Miville. Der 93-Jährige wird für sein Lebenswerk für die baseldeutsche Kultur ausgezeichnet. Er sehe es als Auftrag an, sich für den Erhalt des baseldeutschen Dialekts einzusetzen, sagt Miville.
Grosse Ehre für Carl Miville: Er erhält heute Mittwochabend den sechsten Bebbi-Bryys für sein Lebenswerk für die Baseldeutsche Kultur überreicht. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Bürgergemeinde der Stadt Basel an Persönlichkeiten verliehen, die sich besonders für die Stadt Basel stark machen.
Der 93-jährige Miville setzt sich schon sein ganzes Leben unermüdlich für den Erhalt des baseldeutschen Dialekts ein. Er schrieb beispielsweise für die BaZ, die ehemalige «Basler Woche» und für die «Dreiland-Zeitung» Artikel auf oder über das Baseldeutsch. Mit Rudolf Suter und Beat Trachsler gab er zudem das Buch «3x Baseldytsch» heraus. Verfasst hat er auch etliche Zeedel, Schnitzelbänke oder Laternenverse.
Herr Miville, weshalb machen Sie sich derart für die Pflege des Baseldeutsch stark?
Das hat mit der Geschichte meiner Familie zu tun, die 1608 in Basel eingebürgert wurde. Unsere Familie legte viel Wert auf den Dialekt. Ich bin Basler durch und durch. Ich sehe es als Auftrag an, mich für diese Stadt und ihre Kultur einzusetzen. Deshalb verfolge ich die Entwicklung des Baseldeutsch sehr aufmerksam mit und versuche, gegen sein Verschwinden zu kämpfen.
Und gelingt das?
Ich stelle fest, dass das Hochdeutsche einen gewaltigen Einfluss auf unseren Dialekt nimmt. Es gibt immer mehr solche Ausdrücke in unser Sprache.
Nervt Sie das?
Nein, das nicht gerade. Aber ich bedaure diese Entwicklung. Umso erfreulicher ist es, wenn ich hin und wieder mitbekomme, wie perfekt Baseldeutsch gesprochen wird.
«Wenn ich einen komischen Ausdruck im Radio gehört hatte, setzte ich mich an meine Schreibmaschine und schrieb seitenlange Briefe mit Verbesserungsvorschlägen.»
So wie es nur noch Mitglieder des Daig tun?
Nein, diese Ansicht teile ich nicht. Gut Baseldeutsch reden die, deren Grosseltern oder Eltern in Basel aufgewachsen sind. Das kann in jeder Schicht sein – nicht nur im Daig.
Können Sie überhaupt noch mit jemandem ein Gespräch führen, ohne ihn zu korrigieren?
Ich nehme den Dialekt des Gegenübers einfach wahr. Aber besonders nahe geht es mir nicht. Ab und zu korrigiere ich diese Person, wenn mir etwas auffällt – aber nur nebenbei. Es wäre ja schrecklich, wenn ich nur noch am Korrigieren wäre und mich nicht mehr richtig mit den Leuten unterhalten könnte.
Sie weisen Journalisten elektronischer Medien gerne mit Briefen auf Fehler hin. Lohnt sich dieser Aufwand überhaupt?
Jetzt mache ich das nicht mehr, bis vor Kurzem war dies aber noch der Fall. Wenn ich einen komischen Ausdruck im Radio oder im Fernsehen gehört hatte, setzte ich mich an meine Schreibmaschine und schrieb seitenlange Briefe mit Verbesserungsvorschlägen – oder ich rief auf der Redaktion an. Ich war immer der Meinung, dass sich mein Aufwand nicht lohnen würde, er in keinem Verhältnis zum Ertrag stehen würde. Auf den Redaktionen war man allerdings anderer Meinung, man ermunterte mich zum Weitermachen. Nun ist mir das aber mit meinen 93 Jahren zu anstrengend.
Was bedeutet Ihnen die Verleihung dieses Preises?
Sehr viel. Er ist eine Anerkennung für meine Arbeit. Ich freue mich wahnsinnig über den Bebbi-Bryys – und ich kann es kaum erwarten, meine Familie und Freunde bei der Preisübergabe am Dienstagabend im Stadthaus zu sehen. Sogar mein Enkel aus Hamburg kommt hierher. Ausserdem werden auch meine guten Freunde Helmut Hubacher und Edi Belser anwesend sein.