Die Baselbieter Regierung erkor die «Wintergäste» zum Sparopfer. Ein Basler Verein sorgt nun dafür, dass die erfolgreiche Reihe mit szenischen Lesungen weiterbestehen kann.
Die Liste der beteiligten Schauspielerinnen und Schauspieler liest sich wie das Who’s who der jüngeren Basler Theatergeschichte: Mit dabei ist zum Beispiel André Jung, der sich als Publikumsliebling der legendären Baumbauer-Ära am Theater Basel in die Herzen der Zuschauer gespielt hatte. Oder Stefan Saborowski, der zu Michel Schindhelms Ensemble gehörte, und Vincent Leittersdorf, der nun schon seit 17 Jahren in Basel auf der Bühne steht.
Nicht wenige der 13 Schauspielerinnen und Schauspieler gehören zu den Stammgästen der Reihe «Wintergäste», die 1988 auf dem Schloss Ebenrain in Sissach erstmals über die Bühne ging. Gegründet wurde die Reihe mit szenischen Lesungen vom damaligen Leiter Kulturelles, Niggi Ullrich, und vom Basler Schauspieler Henning Köhler.
Baselland kappte die Reihe
Mit Ullrichs Pensionierung hat die Reihe nun aber ihren stärksten Fürsprecher verloren; im Rahmen der grossen Sparrunde kippte die neue Bildungs-, Kultur- und Sportdirektorin Monica Gschwind die Reihe kurzerhand aus dem kantonalen Kulturprogramm. Und stiess damit den Koproduktionspartner aus Lörrach vor den Kopf: Seit 2013 war der Werkraum Schöpflin mit von der Partie. «Wir waren sehr enttäuscht, als wir vom Kanton Baselland informiert wurden, dass die binationale Reihe aufgegeben werden soll», sagt die Künstlerische Leiterin Birgit Degenhardt.
Als «traurige Geschichte» bezeichnet der Antwalt und ehemalige Landrat Hans Furer den Beschluss des Baselbiets, die «Wintergäste» fallen zu lassen. Furer ist Verwalter des neuen «Vereins Wintergäste», der gegründet wurde mit dem Ziel, die Veranstaltungsreihe zu retten. Und zwar nahtlos, wie Beatrice Geier, ein weiteres Gründungsmitglied und ebenfalls ehemalige Landrätin sagt.
Ein Basler Verein springt ein
Dies ist dem Verein nun gelungen. Vom 7. bis 31. Januar findet unter dem neuen Titel «Wintergäste reloaded» ein ausgesprochen attraktives Programm statt – mit szenischen Lesungen von Texten von Tucholksky, Dostojewsky, Böll, Daniel Kehlmann, Joël Pommerat und Zeruya Shalev. Das Programm mit dem Titel «Liebe und ihr Henker» hat Marion Schmidt-Kumke zusammengestellt.
Aufführungsorte sind der Werkraum Schöpflin in Lörrach, die Fondation Beyeler in Riehen und die Druckereihalle im Ackermannshof in Basel. Baselland steht nicht mehr auf der Karte der Spielorte. Dies «ganz bewusst», wie Beatrice Geier sagt. Basel ist auch der Sitz des neuen Trägervereins.
Mit der Präsidentin Maria Iselin aus Riehen findet sich übrigens gerade mal eine Einwohnerin aus Basel-Stadt unter den Gründungsmitgliedern, die nach Basel zogen, um mit Erfolg das Budget von 50’000 Euro zusammenzukratzen. Ein Beitrag 10’000 Franken wurde von der Christoph Merian Stiftung zur Verfügung gestellt. Ein Antrag beim Swisslos Fonds Basel-Stadt sei noch hängig.