Ein Comeback dank «Huffington Post»

Anne Sinclair hat die französische Ausgabe der «Huffington Post» lanciert. Die Affäre ihres Gatten Dominique Strauss-Kahn kommt darin nicht vor.

Zwei grosse Frauen: Arianna Huffington, Gründerin der «Huffington Post» und Anne Sinclair, Chefredaktorin des französischen Ablegers der «HuffPo» und Ehefrau von Dominique Strauss-Kahn.

Anne Sinclair hat die französische Ausgabe der «Huffington Post» lanciert. Die Affäre ihres Gatten Dominique Strauss-Kahn kommt darin nicht vor.

Am Montag präsentiert Anne Sinclair den ersten kontinentaleuropäischen Ableger der «HuffPo», die in den USA 37 Millionen Leser pro Monat zählt. Viele mehr oder weniger prominente Blogger, zahlreiche Bilder und eine Rubrik «People»: Der erste Auftritt am Montag war professionell aufbereitet, aber wenig überraschend. Das enorme Pariser Medienecho gilt in erster Linie der 63-jährigen Chefredakteurin, Ex-Fernsehjournalistin und Gattin des ehemaligen IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn.
 
Keine Antwort ergab die Premiere zu der – auf Internetforen am häufigsten gestellten – Frage, wie sich die französische Huffington Post und Chefredaktorin Sinclair zu den Vergewaltigungsklagen gegen Dominique Strauss-Kahn stellen wird. In New York bleibt nach der Einstellung der Ermittlungen wegen versuchter Vergewaltigung eine Zivilklage der Hotelangestellten Nafissatou Diallo hängig. In den kommenden Wochen wird «DSK» in Lille (Nordfrankreich) zu einer Zuhälteraffäre aussagen müssen. Die Zeitschrift VSD hat zudem Korruptionsvorwürfe an den sozialistischen Lokalpolitiker und Ex-Präsidentschaftsanwärter erhoben, und dessen Anwälte kündigen Gegenklage an. Nach einem Auftritt an einem chinesischen Wirtschaftsforum wird «DSK» zudem bald auch wieder in Brüssel das Wort zu ökonomischen Fragen ergreifen.
 
Sinclair schweigt aber in ihrem neuen Medium zur Frage, ob und wie ihr Magazin darüber berichten werde. Gegenüber der Zeitschrift Elle hatte sie sich vergangene Woche sehr ausweichend zur DSK-Affäre geäussert. Sie bekräftigte nur, es habe bei der angeblichen Szene im New Yorker Sofitel «keine Gewalt gegeben». Sie kritisiert den «Voyeurismus» des Publikums und weist die Vorwürfe von feministischer Seite zurück: «Ich bin selbst Feministin.» Auf die Frage, was sie vom Verhalten ihres Mannes halte, antwortete sie: «Das ist unser Problem.» Ob sie noch verliebt sei, wollte sie auch nicht sagen: «Das geht Sie nichts an.»

Unklare politische Orientierung

Während die Online-Revue Quoi.info von einem «Interessenkonflikt» Sinclairs spricht, fragt das Wirtschaftsblatt Challenges, wo denn die französische «HuffPo» eigentlich politisch stehe. Die ehemalige US-Konservative Arianna Huffington habe sich mit ihrer Anti-Bush-Linie einen Namen gemacht und stehe heute klar links; von Sinclair wisse man jedoch nicht einmal, für welchen der französischen Präsidentschaftskandidaten sie einstehe.
 
Wenig erbaut ist auch die Redaktion der Zeitung «Le Monde», deren Aktionär Matthieu Pigasse eine Partnerschaft mit der «HuffPo» eingegangen ist. Der blattinterne Journalistenverband gelangte an die Verlagsdirektion, da sie negative Rückwirkungen auf die Unabhängigkeit des Blattes befürchtet. Sie erhielt nach eigenen Angaben «Konzessionen» zugesprochen; unter anderem darf die «HuffPo» das Logo des Renommierblattes nicht mehr für ihre Werbezwecke verwenden.

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