Ein Rohrkrepierer im Schaffhauser Wahlkampf

Heftig wird in Schaffhausen um den Einzug in den Ständerat gerungen. Einen eher schrägen Beitrag dazu leistet die Offiziersgesellschaft: Sie empfiehlt nicht den Offizier Thomas Minder zur Wahl, sondern den dienstuntauglichen Christian Heydecker.

Ein Offizier, verschmäht von der Offiziersgesellschaft: Thomas Minder. (Bild: Keystone)

Heftig wird in Schaffhausen um den Einzug in den Ständerat gerungen. Einen eher schrägen Beitrag dazu leistet die Offiziersgesellschaft: Sie empfiehlt nicht den Offizier Thomas Minder zur Wahl, sondern den dienstuntauglichen Christian Heydecker.

In keinem Kanton tobt der Kampf um die Ständeratssitze in der zweiten Runde heftiger als in Schaffhausen. «Alle gegen Thomas Minder», titelte der «Tagesanzeiger». Der streitbare Parteilose, der sich als «Vater der Abzockerinitiative» einen Namen gemacht hat, gilt als Favorit. Doch auch Matthias Freivogel (SP) und Christian Heydecker (FDP) treten am nächsten Sonntag nochmals an. SVP-Ständerat Hannes Germann ist schon am 23. Oktober im Amt bestätigt worden.

Offiziersgesellschaft boykottiert Offizier Minder

Enttäuscht hatte damals FDP-Mann Heydecker. Minder, der das absolute Mehr von 13 000 nur knapp verpasste, distanzierte ihn um 3500 Stimmen. Für den zweiten Wahlgang werde man nun «gröberes Geschütz auffahren», drohten die Freisinnigen sofort.

Doch wer grobes Geschütz auffährt, riskiert auch, dass der Schuss mal nach hinten losgeht. Für Leute wie Heydecker gilt das ganz besonders: Der Mann ist dienstuntauglich. Das hinderte die freisinnig durchwirkte Offiziersgesellschaft (OG) des Kantons nicht, den Freisinnigen zur Wahl zu empfehlen. Nicht empfehlen mochte sie hingegen Thomas Minder. Dabei ist er Milizoffizier – und kommandierte auch schon die bekannte Schaffhauser Füsilierkompanie 1/264.

Schützenhilfe für einen Drückeberger

Dass die OG einen Offizier boykottiert und einen Dienstuntauglichen portiert, erstaunt schon ziemlich. Es ist indes noch krasser, wie die «Weltwoche» enthült hat (nicht online verfügbar): Heydecker wurde nämlich nach drei Tagen im Militär sanitarisch ausgemustert – wegen einem «genetisch bedingten Knorpelschaden am Knie», wie der «Scheininvalide» dem Blatt selber sagte.

Ein «Scheininvalide» aus diesem Grund: Was ihn zum Dienst am Vaterland untauglich machte, behinderte Heydecker sportlich gar nicht. Er spielte und spielt erfolgreich Fussball – mitunter in der Nationalliga B beim FC Schaffhausen. Die Freisinnigen Offiziere haben mit ihm somit nicht bloss einen Dienstuntauglichen zur Wahl empfohlen, sondern einen veritablen Drückeberger. Mehr noch: Hätten sie ihn nicht empfohlen, wäre Heydecker kaum mitten im Wahlkampf als solcher entlarvt worden. Militärisch nennt man solches «Rohrkrepierer» oder neuerdings «friendly fire» – Sperrfeuer auf  die eigene Truppe.


Germann sagt «nicht gleich nein» zum Bundesrat

Hannes Germann

Hannes Germann (Bild: Keystone)

In ihrer schon fast verzweifelten Suche nach Sprengkandidaten für die Bundesratswahl vom 14. Dezember nennen SVP-Strategen jetzt auch wieder den Schaffhauser Ständerat Hannes Germann. Auf Anfrage antwortet er: «Wenn die Partei zum Schluss kommt, dass ich der richtige sei, werde ich mir das überlegen.» Dies auch darum, «weil es für meinen Kanton das erste Mal wäre, dass er einen Bundesrat hat». Seine Familie sei jedoch «eher dagegen», betont der seriöse aber eher zurückhaltende Germann. Und «verheizen lassen» wolle er sich sicher nicht. Am nächsten Montag trifft sich der Vorstand der SVP Schaffhausen in dieser Sache zu einer Sitzung.

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