Ein «Spielkulturenfest» für Flüchtlinge und Einheimische

Der Verein «sur le pont» bietet Brückenangebote an, um die Basler Bevölkerung und die Flüchtlinge aus aller Welt zusammenbringen. Diese Woche fand in diesem Rahmen ein Spielfest statt. Weitere Veranstaltungen werden folgen.

«Refugees Welcome», oder übersetzt «Flüchtlinge willkommen». Doch will der Verein Flüchtlinge nicht nur willkommen heissen, sondern sie und die Bevölkerung zusammenbringen. 

(Bild: Meret Buser)

Der Verein «sur le pont» bietet Brückenangebote an, um die Basler Bevölkerung und die Flüchtlinge aus aller Welt zusammenbringen. Diese Woche fand in diesem Rahmen ein Spielfest statt. Weitere Veranstaltungen werden folgen.

Es ist ein sonniger Nachmittag auf dem Dreispitz Areal. Auf dem Platz, wo zuvor eine Garage stand, hat sich nun der Station Circus Basel einquartiert. Eine Zwischennutzung. Doch heute steht nicht Zirkus auf dem Programm, sondern das Fest «Spielkulturen», organisiert vom Verein «sur le pont».

Eine Gruppe junger Menschen gründete den Verein vor rund einem Jahr. Die Idee dazu kam ihnen, als sie auf der stillgelegten Eisenbahnbrücke in den Langen Erlen sassen. «Wir dachten uns, diese Brücke sollten wir nutzen», sagt Nicola Goepfert, der Präsident des Vereines.

Ihre Idee war es, darauf ein Café zu betreiben. Dazu wollten sie die Bewohner des naheliegenden Empfangs- und Verfahrenszentrum (EVZ) einbinden: «Wichtig war uns von Anfang an, das Projekt mit unseren Werten zu verbinden», sagt Mitgründer Till Buser. Das Ziel sei es, Kulturen einander näher zu bringen. Auch wollen sie Themen wie «Foodwaste» ansprechen und ihre Angebote umweltverträglich gestalten.

Mit ihrer Idee gewannen sie den Impact Award, bekamen ein Coaching und bewarben sich daraufhin bei weiteren Wettbewerben. Heute finanziert die Stiftung Mercator den Verein. Mit mehreren Pilotveranstaltungen in diesem Jahr versucht das Team von «sur le pont» herauszufinden, wie ihr End-Projekt aussehen soll.

Mit Spiel und Spass Menschen zusammenführen

Am Mittwoch, dem 17. Juni fand ein solcher Pilot-Anlass statt. Neben verschiedensten Spielangeboten, konnten die Besucher auch selber Spielbretter basteln. «Uns fiel im letzten Jahr auf, dass Spiele wie Dame oder Schach beinahe jeder kennt, egal wo er herkommt», sagt Goepfert. Neben den Spielen gab es auch ein abwechslungsreiches Musikprogramm und die Besucher kochten und assen gemeinsam.

Die Küche organisierte der Verein «ZurBleibe», der die gleichen Ziele verfolgt wie «sur le pont». «Zur Bleibe» arbeitet mit Flüchtlingen zusammen und achtet ebenfalls auf den nachhaltigen Gebrauch von Lebensmitteln. «Die Zusammenarbeit mit anderen Projekten, Vereinen oder Organisationen, die die selben Ziele verfolgen, ist uns sehr wichtig», sagt Buser.

Bei den Veranstaltungen von «sur le pont» ist nicht nur jeder willkommen, sie sind für alle Besucher kostenlos. Niemand solle wegen seiner finanziellen Situation ausgeschlossen werden, sagt Buser.

Speziell ist die Zusammenarbeit mit dem Empfangs- und Verfahrenszentrum (EVZ) Basel-Stadt. Die Regeln des Zentrums sind jedoch streng und erschweren die Kooperation. Meist ist es den Bewohnern nur nach dem Mittagessen möglich, das Zentrum zu verlassen. Um fünf Uhr müssen sie spätestens zurück sein, ansonsten kommen sie nicht mehr hinein.

Dennoch nahmen viele das Angebot war: «Die Bewohner haben wenig Freiheiten. Heute nahmen jedoch aus den verschiedenen Zentren etwa 100 Asylsuchende am Fest teil», sagte Goepfert am Festtag freudig. Das Team von «sur le pont» begleiteten die Bewohner des EVZ auf Hin- und Rückweg.




(Bild: Meret Buser)

Angekommene berichten von der Flucht

Nachdem die Bewohner des EVZ schon zurückkehrten lud die Organisation «Watch the Med» zu einer Diskussionsrunde. Ehemalige Asylsuchende berichteten von ihrer Flucht und dem Verfahren, das sie durchleben mussten. Eindrücklich berichteten ein junger Afghane und ein Eritreer von der Situation in ihrem Heimatland und dem Kampf um die Schweizer Aufenthaltsbewilligung.

Nach einer Fragerunde wurden allgemeine Fakten über die europäische Flüchtlingspolitik besprochen. Ein Mitglied von «Watch the Med» erklärte, was das Schengen- und Dublinabkommen in der momentanen Situation im Mittelmeer bedeuten. Die Besucher lauschten gespannt. Danach liessen die diesjährigen Imagine-Bandcontest Gewinner Gorki Gagarin den Abend ausklingen.

Am 1. Juli steht schon der nächste Anlass von «sur le pont» an. Bei der Blackboxx beim EVZ wird der Nachmittag unter dem Motto «Grill&Jam» stattfinden. Das lockere Programm zeichnet «sur le pont» aus. «Das unterscheidet uns von anderen Vereinen. Wir wollen keine Beschäftigung anbieten, sondern durch ein offenes Programm den Austausch fördern», sagt Buser.

Der Name passt auch ohne Brücke aus Eisen und Stahl 

Auch gehe es nicht darum, gegen etwas zu kämpfen: «Wir wollen nicht wie zum Beispiel das Imaginefestival gegen Rassismus ankämpfen. Wir wollen einen Rahmen anbieten, bei dem Vorurteile nicht bekämpft, sondern vergessen werden können», sagt Goepfert.

Was die Zukunft bringt, wüssten sie noch nicht. «Die Idee mit der Eisenbahnbrücke bringt viele Schwierigkeiten mit sich», sagt Buser. Doch wenn das Café auf der Brücke nicht zustande komme, sei der Name «sur le pont» trotzdem noch passend, findet Goepfert: «Denn wir schaffen kulturelle Brücken.»




(Bild: Meret Buser)

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